Liebe Leser,
die EU hat nun beschlossen, dass Investitionen in Erdgas und Atomkraft künftig als klimafreundlich gelten sollen. Diese sogenannte Taxonomie der EU wird damit zum 1. Januar 2023 erlauben, weiterhin in AKWs sowie in Gaskraftwerke zu investieren. Die klimaneutrale Zukunft, die sich zahlreiche Menschen wünschen, hängt damit u.a. an Energiequellen, die seit Jahren als problematisch gelten. Ist der Beschluss ein Rückschlag für die Wasserstoff-Industrie und damit namentlich etwa Nel Asa aus Norwegen?
Nel Asa: Klimaneutralität als Geschäftsmodell
Nel Asa könnte theoretisch von der Klimapolitik der EU profitieren, wenn es solche Beschlüsse nicht geben würde. Bis zum Jahr 2030 soll nach dem jüngsten Plan REPower EU der Ausstoß an Energie aus erneuerbaren Quellen nunmehr 45 % am gesamten Energieanteil ausmachen. Bis dato lag das Ziel für den Anteil bei 40 %.
Damit möchte die EU sich u.a. auch von den russischen Energielieferungen unabhängig machen, vor allem aber den Klimaschutz stärken. Es geht nach den eigenen Verlautbarungen darum, “Kohl, Erdöl und Gas” in industriellen Prozessen zu ersetzen. Das sogenannten “Fit for 55”-Paket der EU sieht vor, dass die Industrie in ihren Produktionsprozessen bis 2030 insgesamt 35 Milliarden Kubikmeter Erdgas einsparen soll.
Für das gesamte – neue – Paket möchte die EU bis 2027 zusätzlich zu einem Billionen-Paket, das bis 2050 greift, noch einmal 210 Milliarden Euro investieren. Dies wiederum soll unter anderem in Form von Darlehen vergeben werden.
Die EU konterkariert nun allerdings die Vorstellung, die Wasserstoff-Industrie und namentlich Nel Asa könnten rasch davon profitieren. Die Börsen scheinen sich immerhin nicht daran zu stören. Die Kurse sind am Mittwoch etwas gesunken, ohne die Tendenz zu ändern.
Aktuell hat Nel Asa in den zurückliegenden fünf Tagen noch ein kleines Plus unter dem Strich. In den vergangenen vier Wochen ging es für Nel Asa zwar um 10 % abwärts, dennoch sind die Kurse tendenziell noch in der Lage, einen Turnaround zu schaffen.
Nel Asa ist mit den jüngsten Kursentwicklungen aus der Sicht der technischen Analysten noch klar im Abwärtstrend. Der Abstand auf den GD100 beläuft sich auf 13 %, die Differenz zum langfristig bedeutenderen GD200 bemisst sich mit 16,5 % noch etwas gewaltiger.
Der Kern der aktuellen Verfassung ist jedoch die Phantasie am Markt. Solange Nel Asa mit Umsätzen von vielleicht 100 Millionen Euro im laufenden Markt mit weitem Abstand noch nicht in den grünen Bereich kommt, treffen Nachrichten wie die EU-Zulassung für Gas und Atomenergie als nachhaltige Energiequellen ein weiterer Tiefschlag. Angesichts der Nachrichtenlage und der technischen Verfassung des Titels ist der Mittwoch für Nel Asa bis dato kein Glanztag gewesen, auch wenn Konkurrenten wie ITM Power deutlicher nachgaben.
