Die Auseinandersetzung innerhalb von Verdi: Betriebsrat erhebt schwere Vorwürfe
In einem internen Brief, der wenige Tage vor den Wahlen zum Bundesvorstand veröffentlicht wurde, äußert der Gesamtbetriebsrat von Verdi ernste Bedenken über die Führungsstrukturen der Gewerkschaft. Im Kern geht es um den Vorwurf, dass Mitarbeiter wie “Gewerkschaftsmitglieder zweiter Klasse” behandelt und ihre leistungsberechtigten Ansprüche nicht zuverlässig erfüllt werden.
Insbesondere wird kritisiert, dass Tarifverhandlungen innerhalb der Gewerkschaft massiv erschwert werden. Der Grund dafür sei laut Betriebsrat der Gewerkschaftsrat – eine Art Aufsichtsrat von Verdi – der die Arbeit des Bundesvorstands kontrolliert und jeglichen Kompromiss, Schlichtung oder Einigung in Tarif- und Gehaltsfragen zwischen Bundesvorstand und Betriebsrat ablehnen kann. Besonders bemängelt wird dabei das Fehlen von Stimm- oder Teilnahmerechten auf Seiten der Arbeitnehmer im Gremium.
Darüber hinaus kritisieren die Arbeitnehmervertreter auch die restriktive Zugangsregelung zum Rechtsschutz für Verdi-Mitarbeiter im Fall von arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen mit ihrem Arbeitgeber. Es wird behauptet, dass 20 bis 25 Prozent dieser Anträge in den letzten Monaten abgelehnt wurden. Dies führe laut Gesamtbetriebsrat dazu, dass Anträge seitens Verdi-Mitarbeitern strenger geprüft würden als diejenigen von einfachen Gewerkschaftsmitgliedern.
Darüber hinaus beklagt sich der Betriebsrat, dass Verdis Rolle als Arbeitgeber und gewerkschaftliche Vertretung der Mitarbeiter nicht mehr funktioniere. In einem Zitat heißt es: “Als hauptamtliche Gewerkschaftsmitglieder können wir uns nicht darauf verlassen, die uns satzungsgemäß zustehenden Leistungen von Verdi zu erhalten.”
Trotz dieser Vorwürfe lehnt der Personalchef von Verdi in einer internen Antwort vom Freitag ab. Er argumentiert darin, dass Verdi-Mitarbeiter sehr wohl Rechtsvertretung erhalten und sogar Kostendeckung für arbeitsrechtliche Verfahren gewährt wird. Die allgemeine Ablehnungsquote habe in den letzten vier Jahren bei elf Prozent gelegen. Auch die Kritik an den Tarifverhandlungen wies er zurück.
Die wachsende interne Spannung bei Verdi vor den kommenden Wahlen zum Bundesvorstand zeigt die Notwendigkeit einer gründlichen Überprüfung der internen Strukturen und Prozesse innerhalb der Gewerkschaft.