Titel des Tages: TUI – der absolute Wahnsinn

Liebe Leser,

die Corona-Phase soll eigentlich bald vorbei sein. Dies könnte Reiseunternehmen voranbringen. Sehr überraschend ist in diesem Zusammenhang, dass die Aktie von TUI am Freitag um satte 13,5 % zusammengebrochen ist. Ein Irrtum, eine Einstiegschance?

Alles anders

Der absolute Wahnsinn, den Sie an den Börsen sehen, ist mehr technisch bedingt. TUI hat neue Aktien ausgegeben. Die Aktie wird daher an den Märkten mit genau diesem Abschlag aus der Kapitalerhöhung gehandelt. In der Fachsprache: Ex Bezugsrecht. Die Altaktionäre erhalten ein Bezugsrecht als Ausgleich für den Abschlag, um dafür neue Aktien zu erwerben oder die Bezugsrechte selbst zu handeln.

TUI möchte bei einer vollständigen Zeichnung der ausgegebenen neuen Aktien brutto etwa 1,1 Milliarden Euro erzielen. Das ist ein satter Ertrag. Der Konzern möchte seine Kredite, die unter anderem von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eingeräumt worden waren, zumindest dieser Behörde gegenüber wieder tilgen.

Dabei wurden gut 0,5 Milliarden neue Aktien an den Markt gebracht. Das Bezugsrecht berechnet sich nach der Formel: 21 bisherige Aktien werden mit dem Bezugsrecht für zehn neue Aktien ausgestattet. Der Bezugspreis für die neuen Aktien beläuft sich auf 2,15 Euro. Das bedeutet rechnerisch: Wer 21 Aktien hat, kann für insgesamt 21,50 Euro zehn neue Aktien erwerben. Die 21 Aktien kosteten vor dem Freitag etwa 4 Euro pro Stück, also 84 Euro. Nun hätte ein Aktionär, der die Bezugsrechte ausübt, 31 Aktien.

Für diese 31 Aktien würde der Markt basierend auf dem aktuellen Kurs nach dem Handel (3,47 Euro) etwa 108 Euro zahlen. Abzüglich der gezahlten 21,50 Euro blieben als Wert ohne Investition etwa 85,50 Euro.

Vor dem Deal war das Aktienpaket, dies zur Erinnerung, 84 Euro wert. Wer also alte Aktien hat oder hatte, muss sich wegen der Kapitalerhöhung zumindest keine Verluste zuschreiben lassen. Im Gegenteil: An sich ist rechnerisch sogar ein kleiner Gewinn entstanden. Der Markt scheint die Begründung für die Kapitalerhöhung angenommen zu haben.

Die Notierungen sind formal durchaus im Aufwärtstrend. Umgerechnet ist die Aktie ohne die Bezugsrechte und deren Wert in den vergangenen vier Wochen um satte 14 % aufwärts marschiert. Innerhalb eines Jahres ging es um 98 % nach oben. Damit aber geht es aktuell für die Notierungen ohne Bezugsrecht langfristig aus charttechnischer Sicht wieder darum, die Marke von 4 Euro zu avisieren.

Die Kurse könnten dabei sogar aus technischer Sicht zumindest kurzfristig stark sein- Momentum, Relative Stärke und die GD38- und GD50-Werte zeigen noch immer einen Hausse-Modus an. Die Kursverluste heute sind daher das falsche Signal.

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