Titel des Tages: Irrsinn bei Steinhoff

Liebe Leser,

es ist teils Irrsinn, was beim Möbelhändler Steinhoff nun vor unseren Augen passiert. Am Donnerstag ging es für die Aktie um deutliche -16 % nach unten. Am Tag zuvor war es zu einem massiven Befreiungsschlag gekommen. Womit dürfen Sie rechnen -und was ist los?

Steinhoff: Das kann kaum jemand glauben

Die Entwicklung ist allerdings in einem bestimmten Punkt erklärbar. Wenngleich Sie nicht verstehen müssen, was da passiert. Holen wir aus.

Steinhoff hat einen großen Bilanzskandal produziert, der seit Jahren Gläubiger – und auch Kläger – zurück gelassen hat. Nach einem lange Zeit zähen Kampf wollte Steinhoff nun immerhin eine Summe von 1,4 Milliarden Euro als Vergleich anbieten. Die erste Sitzung fand am 3. September statt. Die zweite war für den 6. September avisiert worden.

Diese Sitzung wurde dann wegen einer gerichtlichen Eingabe über einen der Gläubiger auf den 9. September verschoben. Die Börsen reagieren für gewöhnlich sehr verstört auf solche Verschiebungen. Genauso kam es auch hier.

Steinhoff verlor am 6.9. deutlich an Boden. Im Vorfeld des 9. Septembers dann, am Mittwoch, den 8. September, konnte sich der Wert erstaunlich stark erholen. Es sah so aus, als lägen Informationen vor, wonach die Gläubiger dem Vergleich zustimmen.

Wie aus der Börsenhölle kam es dann am 9. September dazu, dass die Versammlung verschoben wurde. Das Unternehmen Steinhoff teilte noch nicht einmal mehr mit, wann denn die Sitzung nachgeholt werden soll. Der Befund liegt fast auf der Hand – es bleibt vollkommen offen, ob es zu einer Einigung kommt und wie diese dann aussehen wird.

Die Börsen sind hier nicht mehr übernervös, sondern angesichts diverser Gerüchte, Ankündigungen und auch wegen der Qualität des Bilanzskandals nun verunsichert. Der Kursverlust von mehr als 15 % ist kaum einzuschätzen – ob die Rücksetzer nun verdient sind oder nicht, wird sich erst im Nachhinein zeigen, wenn die Sitzung vielleicht eines Tages doch stattfindet. Alles ist offen.

Technisch betrachtet ist Steinhoff weiterhin im Hausse-Modus. Der Kurs blieb deutlich über der wichtigen Marke von 16 Cent. Das ist auch der einzige Trost, der nach solchen Tagen bleibt. die Bewertung stellt sich wie folgt dar:

Steinhoff könnte – eine Einigung mit den Gläubigern vorausgesetzt – im operativen Geschäft danach ein interessanter Wert werden. Aus Tradersicht sind Schwankungen in dieser Größenordnung kombiniert mit solchen Nachrichten mit Vorsicht zu genießen. Der formale Aufwärtstrend, der erreicht worden war, bricht bei Entwicklungen dieser Art schnell wieder in sich zusammen. Alles hängt nun daran, ob die Sitzung noch rechtzeitig stattfinden kann.

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