Liebe Leser,
wir sehen uns als Finanzanalysten und nicht als politische Ratgeber, die sich über Probleme für Impfstoffe freuen würden. Die Notierungen von BioNTech sind am Montagnachmittag um deutliche 8 % eingebrochen. Das ist eine gute Nachricht – weil sie Chancen eröffnet.
BioNTech: Aus dem Nichts
Wir haben bereits einige Male über die Aktie berichtet. Der Absturz am Montag aber ist so überraschend, dass Sie kaum umhin können, sich mit dem Titel zu beschäftigen. BioNTech hat 8 % verloren, ohne dass es ein eigenes Zutun gab.
Hintergrund der schlechten Stimmung ist das Unternehmen Valvena aus Frankreich. Das hat einen Impfstoff produziert, der für Impfskeptiker geeignet sein soll(te). Der Totimpfstoff ist in der dritten klinischen Testphase und damit weder angenommen noch abgelehnt.
Am Montag kam es aus Sicht der Investoren zu einer Katastrophe. Valvena gab mächtige 40 % ab, weil Großbritannien einen Liefervertrag zurückgewiesen bzw. storniert hat. Die Lieferung sollte 100 Millionen Dosen umfassen. Die letzte Charge war Anfang Februar geordert worden. Nun kam es zum Rückzug, der allerdings bis dato in keiner Weise begründet wurde.
Das lässt Raum für Spekulationen offen. Als das Drama begann, ging es auch für BioNTech an den Börsen massiv nach unten. Nicht wie im Fall von Valvena gleich um 40 %, aber um 8 %. Dabei gibt es weiterhin gute wirtschaftliche Nachrichten für BioNTech.
So geht Chef und Gründer Ugur Sahin von BioNTech den jüngsten Nachrichten nach davon aus, dass es noch in diesem Jahr einen Impfstoff für Fünf- bis Zwölfjährige geben würde. Dies wiederum kann nicht nur die gesellschaftlichen Probleme mit der Impfstoffversorgung lösen, sondern auch ein weites Geschäftsfeld mit sich bringen.
Es geht nicht nur um die Kinder, die in Deutschland bis dato nicht versorgt werden können. Letztlich sind die meisten westlichen Staaten zumindest in der Diskussion darüber, ob ein Impfstoff für die Kinder benötigt und dann verabreicht wird. Ist BioNTech in der Lage, diesen Impfstoff zu entwickeln, dann steigen Stimmung und Umsatz gleichermaßen.
Dabei ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das Unternehmen in diesem Jahr bereits vergleichsweise günstig. Es liegt bei weniger als 10, da die Gewinne nahe an die Marke von 10 Milliarden Euro heranreichen werden. Auch für das kommende Jahr wird eine ähnliche Kennzahlen-Entwicklung erwartet. Demnach ist das Unternehmen auf dem besten Wege, an den Börsen weiterhin zu überzeugen.
Grundlose Rücksetzer, wie sie am Montag zu sehen waren, sind vor diesem Hintergrund zumindest eine interessante Konstellation, die es aus charttechnischer Sicht zumindest in den vergangenen Wochen nicht mehr gab. Es wäre nicht überraschend, wenn die Notierungen Charttechniker auf den Plan rufen, die einen mächtigen Turnaround sehen.