Schuldenbremse – jetzt kommt es für Sie drauf an

Liebe Leser,

Sie haben die Bundestagswahl auch verfolgt. Nun laufen die Verhandlungen um die kommende Regierung. Dabei wird die SPD wohl die Nase vorn haben, lässt sich zumindest vermuten. Die Partei möchte die Schuldenbremse in Deutschland nicht mehr so aktivieren, wie das an sich vorgesehen ist. Wir dürfen formal nicht mehr ausgeben, als einnehmen – jedenfalls annähernd.

Die aktuelle Regelung sieht vor, dass die Nettokreditaufnahme auf Bundesebene allenfalls 0,35 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht. Davon sind wir weit entfernt. Wenn die Schuldenbremse auch 2022 und vielleicht sogar 2023 nicht aktiviert wird, dann verschulden wir uns schneller als vereinbart.

Dies wird in den darauffolgenden Jahren teurer. Das allerdings ist nur ein Aspekt. Ein zweiter Aspekt: wir müssen damit rechnen, auf diese Weise Vertrauen zu verlieren. Dazu kommt, dass inzwischen auch Frankreich und Italien mit der Vorstellung spielen, auf EU-Ebene die Schuldenbremse nicht mehr wie bisher zu behalten.

Das bedeutet am Ende: Die Schulden werden sicherlich steigen. Das wiederum schwächt Sie in zweierlei Weise.

1. Die Schulden muss irgendjemand irgendwann zurückzahlen. Die wesentlichen Staatseinnahmen, die dafür in Frage kommen, sind Steuern. Da die Steuern aktuell schon nicht ausreichen, um Schulden zu verhindern, werden offensichtlich die Steuern erhöht.

2. Sie müssen damit rechnen, dass die Zinsen sehr niedrig bleiben. Das wiederum schwächt Ihre Kaufkraft.

Das Zwischenergebnis: Inflationsrekord

Das Zwischenergebnis ist schon einmal geschafft, wenn man es zynisch formulieren wollte. Die Inflationsrate in Deutschland ist jetzt mit 4,1 % angegeben worden. Das ist die höchste Inflationsrate seit dem Jahr 1993.

Halten wir als weiteres Zwischenergebnis fest:

  • Die Inflationsrate ist so hoch wie sehr lange nicht mehr.
  • Der Schuldenberg hat ohnehin Rekordmaße angenommen.
  • Die Schuldenbremse, die weitere Schulden verhindern sollte, kann sowohl auf der Bundesebene wie auch auf Eben der EU außer Kraft gesetzt werden und
  • Die Zinsen sind und bleiben auf Rekordniveau. Damit wird die Geldmenge weiter steigen. Zudem steigt der Reiz, noch einmal höhere Schulden aufzunehmen.

Die Vorzeichen für eine gewaltige Wirtschaftskrise, die vom Geld- und Schuldenwesen des Staates ausgeht, sind eminent. Die Koalitionsverhandlungen werden dies kaum verhindern können. Die Parteien sind sich zwar nicht einig, die SPD aber ist die größte Partei, die für eine Führung innerhalb der neuen Koalition in Frage kommt. Die CDU hat derzeit auf Basis der inneren Verfassung wie auch auf Grundlage der Umfragen praktisch keine Möglichkeiten, die Regierung anzuführen.

Die interessante Frage – auch für Sie – dabei ist: Wo hat das Land eigentlich die Schulden jetzt schon? Droht uns ein größeres Erpressungspotenzial?

Das sicherlich derzeit nicht. Die Schulden hat der Staat unter anderem bei Pensionskassen aufgenommen, auch bei Banken und vor allem bei den Lebensversicherungen. Die sind mangels erlaubter Alternativen praktisch dazu gezwungen, die Schuldscheine des Staates aufzukaufen und dem Staat damit Geld zu leihen.

  • Sie sind also als Steuerzahler mit an Bord
  • Sie sind als Sparer bei Banken mit Negativzinsen auf Girokonten mit an Bord
  • Sie sind als Sparer der Banken an Bord, wenn Sie Sparbücher haben – die Targobank hat als erste Bank nun diese Sparform einfach abgeschafft
  • Und schließlich sind Sie mit an Bord dieser Situation, weil die Negativzinsen und die steigende Geldmenge zur Schuldenfinanzierung auch in Deutschland die Inflationsrate haben massiv steigen lassen.

Sie zahlen oben drauf – die Entwicklung der Inflation seit 1992

Quelle: gold.de

Die Folgen sind dramatisch

Noch einmal die Situation, denn die ist neu:

  • Die Zinsen sind auf dem denkbar niedrigsten Niveau aller Zeiten
  • Die Inflationsrate hat Rekordausmaß angenommen
  • Die Schulden sind nicht mehr abzubauen
  • Die Steuern werden steigen müssen

Sie können als Investor oder als Privathaushalt gar nicht alle Probleme auf einmal lösen. Allerdings hat sich die Situation deutlich verschlechtert und ist der Einschätzung nach sogar deutlich düsterer als 1993.

Die Realzinsen sind damit negativ. Sie dürften bei weniger als – 4 % liegen, wenn Sie die Inflationsrate mitberücksichtigen. Die Rechnung, die sich für Sie daraus ergibt, ist recht einfach.

Sie müssen sehr hohe Renditen erzielen, wenn Sie überhaupt noch die Kaufkraft in Ihrem Haushalt erhalten wollen. Rechnen Sie mit nur -4,5 % Realzinsen, also Vermögensverlust nach Zinsen und Inflation, fehlt noch eine Komponente. Dies sind die Steuern.

Wenn Sie -4,5 % aufholen wollten, müssten Sie demnach 4,5 % für die Geldanlage verdienen. Im einfachsten Fall würden Sie dies mit Anleihen oder einem Sparkonto schaffen. Der Staat lässt Ihnen Ihr Geld – das Sie lediglich zum Ausgleich benötigen – jedoch nicht. Sie zahlen inklusive Soli-Zuschlag und ggf. Kirchensteuer fast 30 % zusammen mit der Abgeltungsteuer.

Ihr Ziel aber muss sein, 4,5 % netto nach Steuern und Inflationsrate zu verdienen, um überhaupt die Kaufkraft zu erhalten. Deshalb müssen Sie sogar so viel verdienen, dass nach 30 % Abzug 4,5 % übrig bleiben.

Dafür müssen Sie 4,5 % / 0,7 teilen (also durch 70 %). Das ergibt 6,43 %. Ziehen Sie davon 30 % ab, errechnen sich wieder die genannten 4,5 %.

Sie müssen 6,5 % verdienen

Wegen der zusätzlichen Anlagekosten, etwa nach Bankgebühren, müssen Sie im Grunde sogar 6,5 % verdienen, nur um Ihre Kaufkraft zu erhalten. Es gibt derzeit unter den klassischen Anlageformen nur zwei Möglichkeiten, vergleichsweise sicher so viel Geld zu verdienen.

  • Immobilien, die jetzt schon sehr teuer sind und
  • Aktien.

Dabei sollten Sie auf sehr viel Substanz setzen, denn auch an diesem Markt sind die Fliehkräfte in den vergangenen Tagen wieder stärker geworden. Setzen Sie – wenn es um den Kapitalerhalt geht – vor allem auf die großen dividendenstarken Konzerne. Johnson & Johnson, Procter & Gamble, Roche oder Nestlé zählen etwa zu diesen Unternehmen.  

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