Rational: Riesentrend

Liebe Leser,

die Börsen sind unverändert in bester Laune. Zum Wochenauftakt scheinen die Kurse nicht mehr im bisherigen Tempo nach oben zu marschieren. Schwächere Tage jedoch sind in einer laufenden Rallye üblich und gesund. Ein Nebenwert sticht weiterhin aus der grauen Masse heraus – Rational. Das Unternehmen gewann auch in den ersten Stunden der neuen Woche wieder deutlichdazu und konnte nun sein Jahresergebnis auf + 80 % schrauben. Damit ist die Aktie für Investoren interessant, die sowohl einen starken Trend als auch hinreichend Sicherheit suchen.

Rational: Zahlen waren gut

Das Unternehmen ist im MDax vertreten und hat durch die Corona-Zeit zunächst relativ stark gelitten. In der vergangenen Woche jedoch präsentierte Rational seine Zahlen zum ersten Halbjahr und meinte, das Vorkrisenniveau zu erreichen sei bald wieder möglich. Dies wiederum macht den Wert jetzt aus verschiedenen Gesichtspunkten heraus wieder interessant.

Zum Unternehmen

Rational entwickelt und verkauft auf der gesamten Welt technische Geräte für Großküchen. Dies sind Küchen, die in großem Stil Speisen herstellen müssen und praktisch schon eine Mischform zur industriellen Fertigung darstellen.

Der Marktanteil bei diesen Maschinen soll für Rational mittlerweile gut 50 % betragen – weltweit. Getreu dem Motto, dass immer gegessen, getrunken und auch geputzt wird, gelten Unternehmen aus dem Bereich der Nahrungsmittel oder der entsprechenden Herstellung ohnehin als – grundsätzlich – vergleichsweise sicher. Die Branche ist recht gut zu kalkulieren.

Umsätze ziehen wieder an

Selbstverständlich kommt es dann jedoch wiederum auf den Einzelfall an. Das Unternehmen hat in den ersten Monaten des laufenden Jahres eine enttäuschende Entwicklung vollzogen. Die Umsätze sind um mehr als jeweils 10 % im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen. Dennoch konnten die Zahlen dann im März steigen – es ging um 14 % aufwärts, sodass das erste Quartal noch hinreichend gut ausfiel. Gegenüber dem ersten Quartal der Vorcorona-Zeit Anfang 2020 sind die Umsätze um lediglich gut 7 % gefallen.

Offensichtlich hängt dieses Geschäft auch an der Entwicklung der Corona-Pandemie. Wenn die Lockdowns die Umsätze in Großküchen fallen lassen, werden tendenziell weniger Geräte als Investment gekauft und zudem offenbar auch weniger schnell Wartungsfälle zum Geschäft.

Insofern ist hier mit einer weitergehenden Anfälligkeit zu rechnen, wenn sich die Corona-Phase genauso entwickeln sollte, wie es Pessimisten nun befürchten. Dennoch:

Die betriebswirtschaftlichen Zahlen sind relativ ansprechend. Immerhin konnte das Unternehmen das operative Ergebnis um 24 % verbessern. Die EBIT-Marge, die den operativen Gewinn ohne Berücksichtigung der Zins- und Steuer-Effekte ausweist, liegt nun bei 19,2 %. Vorher wurden 14,3 % angegeben. Insofern arbeitet das Unternehmen bei – zwischenzeitlich – leicht gesunkenen Umsätzen ausgesprochen profitabel.

Blick in die Zukunft ist positiv

Den entgangenen Umsätzen wiederum stehen auch positive Nachholeffekte gegenüber. Es ist gut möglich, dass die Geräte in Großküchen in den kommenden Monaten schlicht später ausgetauscht oder um neue Investitionen ergänzt werden. Vor diesem Hintergrund kann der Weltmarktführer an sich von guten Geschäften ausgehen.

Aktuell jedoch gibt es im Chip-Bereich etliche Liefermängel. Dies kann für Rational, das elektronische Element verbaut, zu einem Problem werden. Auch hier allerdings gilt die Hoffnung, dass Verspätungen zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgeholt werden könnten, also lediglich ein Produktionsstau anfiele.

Die aktuell angezeigten Zahlen bestätigen die allgemeine Vermutung, die wir oben geäußert haben. Für das laufende Jahr geht das Unternehmen auf dieser Basis nach den Zahlen aus der vergangenen Woche von einem Umsatzwachstum in Höhe von 15 bis 20 % aus. Die Marge – auch hier ist das EBIT gemeint – wird den Erwartungen nach bei ungefähr 20 % zu erwarten sein. Da die Zahlen dazu im ersten Quartal besser aussahen, scheint diese Erwartung nicht überzogen zu sein.

Denn: Nach den jüngsten Ergebnissen war auch die EBIT-Marge im zweiten Quartal mit 25 % deutlich höher. Zu den Zahlen zum zweiten Quartal muss stets bedacht werden, dass sich hier theoretisch noch Änderungen ergeben können.

Dennoch:

Auch der Umsatz ist mit 212 Millionen Euro sowohl dem ersten Quartal gegenüber als auch dem 2. Quartal 2020 gegenüber noch einmal gestiegen. Dies sind im Jahresvergleich zwar „nur“ 3,3 %, doch der Weg scheint in die richtige Richtung – Erholung trotz einer noch nicht vollständigen Corona-Befreiung – zu gehen.

Der Halbjahresbericht, der über die Zuverlässigkeit zu den bisherigen Schätzungen dann endgültig Auskunft geben wird, erscheint am 5. August, ergo in wenigen Tagen. Umso interessanter ist es, die Aktie bereits vor diesen Zahlen genau unter der Lupe zu haben.

Ist die Aktie überbewertet?

Es stellt sich allerdings die Frage, ob der Titel klar überbewertet ist. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in Höhe von 0 deutet zunächst darauf hin. Allerdings wird sich das Unternehmen in den kommenden Jahren vermutlich stärker als aktuell zu vermuten aufstellen. Der Umsatz etwa soll langfristig auf fast 1 Milliarden Euro wachsen. Dies wäre in den kommenden Jahren ein Anstieg um etwa 35 %.

Der Gewinnwird sich den Schätzungen zufolge sogar annähernd noch verdoppeln – allerdings gilt auch diese Schätzung für die kommenden Jahre. Pro Jahr ist ein Gewinnwachstum in Höhe von gut 23 % zu erwarten.

Der Cashflow allerdings zeigt sich ebenfalls auf gutem Niveau. In diesem Jahr wird diese Kennzahl, die den Zahlungsmittelzufluss beschreibt, mit einem Anstieg von mehr als 30 % schon in einer guten Verfassung, nachdem 2020 auch auf diesem Gebiet Rückschläge zu verzeichnen waren. Zudem allerdings wird der Cashflow in den kommenden Jahren massiv anwachsen. Jährlich sollen die Zahlungsmittel um ungefähr 20 % aufwärts klettern. Dabei erzielt das Unternehmen bezogen auf den Zahlungsmittelzufluss eine Marge von etwa 19 %.

Steigende Zahlungsmittel führen hier also auch zu höheren Gewinnen. Dies könnte den Kurs weiter nach oben treiben.

Zudem ist die Bilanz formal auch relativ sicher – dies zeigt sich am Eigenkapital, das bezogen auf die Bilanzsumme einen Wert von über 78 % annimmt. Die Unternehmung ist daher kaum abhängig davon, Fremdkapital zu möglicherweise ungünstigen Kursen zu akquirieren. Insofern stehen die Chancen, auf jedwede Überraschung gut eingestellt zu sein, recht gut.

Aus wirtschaftlicher und fundamentaler Sicht lässt sich unter dem Strich sagen, dass das Unternehmen vergleichsweise teuer ist. Dies würde sicherlich gegen den Kauf sprechen, wenn Sie kurzfristig eine unterbewertete Aktie suchen. Auf der anderen Seite jedoch zeigt sich der Wert gerade bezogen auf die Börsenentwicklung als sehr stabil. Der Beta-Faktor und die Korrelation in Bezug auf den Börsen-Vergleichsindex ist deutlich niedriger als bei anderen Werten.

Wenn die Börsen in den Sinkflug übergehen, wird dieses Unternehmen aus Erfahrung zumindest nicht als Kandidat gelten, der unmittelbar selbst verliert.

Sicher ist die Aktie daher.

Trend ist positiv

Zudem ist zu bedenken, dass die Aktie einen positiven Trend hat. Der Wert ist alleine schon aus statistischen Gründen interessant.

  • Innerhalb eines Jahres sind etwa 80 % Plus attraktiv.
  • In den zurückliegenden fünf Jahren ging es für den Titel um satte 115 % nach oben.
  • In zehn Jahren konnte die Aktie ein Plus von annähernd 400 % verbuchen.

Aus charttechnischer Sicht sind die Chancen gleichfalls recht gut. Der Wert hat immerhin nun den höchsten Kurs aller Zeiten erreicht. Die Aktie konnte sich in den zurückliegenden Jahren insgesamt deutlich von den Tiefstkursen wegbewegen. Zum 4-Jahres-Tief von 398 hat der Wert in den vergangenen 1,4 Jahren (seit 18. März 2020) immerhin 130 % gewonnen.

Damit rückt nun die Marke von 1.000 Euro nahe. Dies wäre sicherlich ein erster Durchbruch, meinen auch die charttechnischen Experten und verweisen darauf, dass darüber keine Hürde mehr in Sicht wäre. Ohne jede Hürde hätte die Aktie wiederum beste Chancen, auch noch deutlich höhere Ziele zu avisieren.

Quelle: onvista.de, eigene Bearbeitung

Der Wert wird demnach die Chancen haben, auch noch einmal weitere 500 Euro aufzusatteln und etwa die Marke von 1.500 Euro zu avisieren.

Dies bestätigen wiederum die technischen Experten. Der Titel ist in jeder Hinsicht im Hausse-Modus. Es gibt nach Meinung der Experten der gleitenden Durchschnittsanalyse keine Zweifel daran, dass das Polster enorm ist. In jeder zeitlichen Dimension wurde der GD nach oben durchkreuzt. Der GD200 verläuft bei 737,77 Euro und ist damit inzwischen bereits über 24 % entfernt. Dies zeigt, dass vor allem der langfristige Trend klar nach oben verweist.

Der Titel habe zudem die Chance, auch bezogen auf das Momentum und die relative Stärke in jeder zeitlichen Lesart einen Aufwärtstrend geschafft zu haben. Das Momentum und die relative Stärke sprechen sehr klar für eine weiterührende Aufwärtstrend-Figur. Dabei ist auch aus dieser Sicht stets zu bedenken, dass die Aktie aus wirtschaftlicher Perspektive klar überbewertet ist. Vor diesem Hintergrund kann der Titel jederzeit in eine kleine Krise geraten.

Hier wäre zu beobachten, ob das Polster von mindestens 15 % dann jeweils hält oder ob eine größere Volatilität (Schwankungsbreite zu beobachten ist). Bleiben die starken Schwankungen aus, hat der Titel beste Chancen, die charttechnische Erwartung, die bis zu 1.500 Euro reicht, tatsächlich zu erfüllen.

Wichtig wird dabei nun sein, dass die Erwartungen an die Halbjahreszahlen, die am 5. August übermittelt werden, sich tatsächlich bestätigen werden. Sollte dies gelingen, dann kann es auf Basis der derzeitigen Trendbewegung recht schnell zu einem weiteren Ausbruch nach oben kommen. Bei 1.000 Euro, dies zur Erinnerung, wartet mit 1.000 Euro eine sehr bedeutende Hürde, die es zu überwinden gilt. Darüber sind keine nennenswerten Hindernisse für diesen Titel mehr in Sicht.

Wenn die Aktie daran scheitert, diese Barriere zu überwinden, ist umgekehrt auch eine Korrektur möglich. Deshalb sind und bleiben Stop-Loss-Marken bedeutend.  

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