Liebe Leser,
in diesen Tagen gibt es auch im Nebenwerte-Bereich nur noch ein Thema. Die US-Wahl ist vorbei, von dort aus gab es einige Impulse. Die Kurse stiegen teils, gerade im Wasserstoff-Bereich oder bei den Brennstoffzellen-Unternehmen.
Angesichts der „Maßnahmen“ jedoch sprechen die meisten Analysten „privat“ nur noch über das Corona-Virus und „den“ Impfstoff. BioNTech hatte kundgetan, das Virus würde zu 90 % abgewehrt, so das Ergebnis der eigenen Studie zum Impfstoff bis dahin.
In der vergangenen Woche habe ich das Unternehmen an dieser Stelle schon diskutiert – und muss selbstverständlich wieder darüber sprechen. Das Unternehmen scheint auf den ersten Blick recht günstig zu sein. Allein am Montag verlor es nun – Achtung – 13 %.
Der – jetzt günstige – Nebenwert des Tages
BioNTech leidet darunter, dass es einen Konkurrenten gibt, der sich gleichfalls gemeldet hat. Moderna aus den USA präsentiert nun keinen Impfstoff, der zu 90 % schützt, sondern sogar zu 94,5 %. Das klingt nur im ersten Augenblick nach einer mächtigen Konkurrenz. Lassen Sie sich nicht beeindrucken.
Bei BioNTech dürfte es allenfalls zu Gewinnmitnahmen aus Angst gekommen sein. Dies hat kein „System“.
BioNTech: Kursverlust?
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
Schon in wenigen Tagen dürfte es hier einen neuen Ausbruch geben. Denn die Zahlen sind ausgesprochen interessant.
Interessante Zahlen
Das Unternehmen begründet seine Aussage zum Schutz damit, dass von den getesteten 39.000 Probanden 50 % den Impfstoff erhalten hätten, die anderen 50 % nicht. Von den schließlich Erkrankten wiederum haben nur wenige den Impfstoff gehabt. 94 (!) Erkrankte hatte es insgesamt gegeben.
Mit anderen Worten allerdings: Die bisherige Zahlenbasis ist sehr gut – aber auch noch dünn. Ähnlich sieht es beim großen Konkurrenten Moderna aus. Der wiederum hat 30.000 Menschen testen lassen. 95 sind erkrankt, 5 sind lediglich der Gruppe der Geimpften zuzuordnen. Deshalb errechnet sich ein etwas besser Schutz.
Die Aussagen sind allerdings insgesamt Unsinn, weil es statistisch betrachtet keinen nennenswerten Unterschied gibt.
Besonderes interessant hingegen sind die Lieferverträge von BioNTech.
Zunächst sollten wir uns aus gegebenem Anlass an den aktuellen Zeitplan erinnern. Der beginnt jetzt zu greifen.
„BioNTechs Zulassungsverfahren läuft bereits, allerdings in der EU. Die EMA, die Zulassungsbehörde in der EU, hat einen laufenden Prozess genehmigt. Dabei werden die Daten fortlaufend von BioNTech an die EMA übermittelt, um im Zulassungsverfahren nicht zu viel Zeit zu verlieren.
Der Vorteil des Verfahrens liegt in der Bedeutung des Impfstoffs: Je schneller die Zulassung erwirkt ist, desto zügiger kann der Impfstoff verteilt werden. Voraussetzung wäre allerdings, dass Pfizer und BioNTech auch schnell genug produzieren können.“
Das waren die bisherigen Aussagen. So lassen die sich nicht mehr halten – es kommt besser.
Donald Trump in den USA möchte, dass die dortige FDA, die Gesundheitsbehörde, nun möglichst das Notfallzulassungsverfahren etabliert. Damit ist es sehr viel schneller möglich, die Zulassung zu erhalten. Im Wesentlichen werden, so die Einschätzung, auch die Prüfverfahren in der Studienphase III untersucht.
Die dürften nach menschlichem Ermessen nun unter Hochdruck ablaufen. Die Menschheit wartet – und dies nicht nur auf Moderna, sondern auch auf BioNTech.
- Allein die EU hat nun – sicher – 200 Millionen Impfstoffdosen bestellt sowie eine weitere Option. Auf Basis dieser Option kann sich die EU noch einmal 100 Millionen Impfstoffdosen liefern lassen.
- Die USA haben 100 Millionen Impfstoffdosen „sicher“, Präsident Donald Trump erneuerte diesen Hinweis zumindest indirekt am Freitag der vergangenen Woche aus Anlass einer Ansprache im Rosengarten des „Weißen Hauses“. Zudem können die USA noch einmal 500 Millionen Impfstoffdosen dazu kaufen.
- Auch Japan zählt zu den Kunden – BioNTech verkauft also mit seinem Partner Pfizer hinreichend viele Impfstoffdosen ohnehin. Die Konkurrenz von Moderna spielt keine entscheidende Rolle.
Zukunft gesichert
Dies dürfte auch in Zukunft nicht anders sein. Denn Moderna wie auch BioNTech oder weitere Konkurrenten, die da kommen mögen, können nicht ohne weiteres hinreichend große Impfstoffdosen produzieren. Jüngsten Angaben zufolge will BioNTech 2020 noch 50 Millionen Impfstoffdosen produzieren und 2021 dann 1,3 Milliarden.
Da die Impfungen zwei Dosen erfordern, werden die Mainzer damit allenfalls 650 Millionen Menschen und noch nicht einmal ein Zehntel der Welt versorgen können. Der Markt ist also groß. Zudem ist nicht nur der Absatz sichergestellt, sondern auch die Produktion – wie Sie bereits wissen. Denn die Mainzer Firma hat in Deutschland nicht nur die Produktion schon begonnen, sondern hat zusätzliche Produktionskapazitäten von Novartis, dem Schweizer Unternehmen, dazu gekauft.
Aktie ist mindestens kurzfristig ein enormer Favorit
Damit ist das Unternehmen kurzfristig und wahrscheinlich mittelfristig einer der großen Favoriten am Markt. Das Bedenken zum Kursverlauf wegen der Konkurrenz können Sie getrost beiseite schieben.
Konkurrenz: Stark – aber kein Angstmacher
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
Dass der Kurs steigt, ist ohnehin dann keine Frage, wenn Sie sich den Chart aus Sicht der mittelfristigen Analyse ansehen – der Kurs hat lediglich die Marke von 80 Euro unterkreuzt. Tatsächlich sind die Unterstützungen in diesem Segment noch nicht allzu stark gewesen. Dass es zu Kursrückgängen durch Gewinnmitnahmen kommen kann, ist üblich.,
Deshalb ist auch die technische Analyse gefragt:
- Der GD200 als Maßstab für die langfristige Kursentwicklung verläuft in Höhe von 51,73 Euro. Das ist weit genug entfernt, um auch künftig von steigenden Kursen ausgehen zu können.
- Der GD100 bildet die mittelfristige Trendentwicklung ab. Wenn der Kurs oberhalb dieser Linie verläuft, gilt auch aus dieser Sicht eine Tendenz dazu, dass der Kurs nach oben klettert. Der GD100 verläuft bei 65,21 Euro.
- Das Momentum des Wertes ist ohnehin in kurz- wie auch in langfristiger Hinsicht positiv. Das Momentum zeigt die Kursdynamik in verschiedener Weise an und zeugt in diesem Fall davon, dass die Notierungen aufwärts verlaufen dürften.
- Die relative Stärke des Wertes – bezogen auf die Vergangenheitsdaten – ist gleichfalls deutlich positiv. Dies gilt sowohl für den RSL nach Levy bezogen auf 30 Tage wie auch für den RSL nach Levy bezogen auf 250 Tage. In jeder Hinsicht ist die Aktie in einem positiven Trend.
Insofern sind Kursschwankungen in diesen Tagen ein Normalfall und müssen keine Sorgen auslösen. Die Volatilität – die Schwankungsbreite – über einen Zeitraum von 30 Tagen, liegt immerhin bei 82 %. Das heißt, wer kauft, muss mit Kursschwankungen rechnen.
Niedrige Kurse – Einstiegskurse
Das eröffnet aber gerade im Nebenwerte-Segment auch besondere Chancen. Je niedriger die Kurse sind, desto günstiger ist der Einstieg für Sie. Sie können aktuell vergleichsweise preisgünstig kaufen, wenn Sie das generelle Kursziel vor Augen haben.
Dies sind aus der charttechnischen Perspektive zumindest 100 Euro. Wenn der Wert dann darüber klettert, sind auch 125 Euro als nächste markante Hürde möglich.
Technische Analysten schließen sich wie oben beschrieben zumindest der erwarteten Kursrichtung an. Rechnen Sie damit, dass es aufwärts geht – wenn und solange es keine nennenswerten Probleme mit dem Impfstoff gibt.
Die Perspektive ist günstig: Sofern die Zulassungsverfahren in der EU bald in einem Endverfahren und bei der FDA in den USA überhaupt beginnen, dürften die Notierungen noch einmal ein Stimmungshoch erleben. Dann wäre es zum Einstieg zu spät.
Wer das Risiko nicht eingehen möchte – oder generell Risiken reduzieren will -, sollte stets ein Set an weiteren Kandidaten haben. Es bleiben die üblichen Favoriten:
- Sartorius VZ. profitiert von der gesamten Stimmung in dem Segment und zählt derzeit auf Basis seiner Aufmerksamkeit noch zu den Nebenwerten. Hier sind weitere 25 % möglich, wenn der Wert seinen Lauf behält.
- Bechtle hat nach den jüngsten Kursrücksetzern inzwischen wieder die Chance auf einen erneuten Angriff auf das Allzeithoch.
- Nordex könnte davon profitieren, dass in den USA mit Joe Biden ein Präsident das Amt übernimmt, der auf den Klimaschutz setzen möchte. Indirekt wird damit die Branche der alternativen Energien durch Subventionen auch insgesamt im Stimmungsbild profitieren. Zudem können Sie damit rechnen, dass nun auch in Deutschland die Regierung auf Basis der bald erneuerten UN-Klimaschutzabkommen die Windenergie einen weiteren Schub bekommt. Nordex wird dann profitieren -auch wenn die Kurse bereits stark nach oben geklettert sind.
- Zudem können auch Unternehmen der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Industrie durch die neue Stimmung in den USA profitieren. Hier sollte der Blick vor allem in die USA gehen – Plug Power gilt als möglicher Subventionsgünstling.
Insgesamt steht der Markt für Nebenwerte für eine weitere Kursexplosion.