Mycle Schneider: Globale Atomkapazitäten bis 2050 verdreifachen nicht möglich

Mycle Schneider, Herausgeber des Weltnuklearberichts (WNISR), sieht eine enorme Herausforderung bei der globalen Expansion der Atomkapazitäten bis 2050.

In einem Interview mit ntv äußerte er große Zweifel darüber, ob es möglich sei, in nur 27 Jahren mehr als 1000 neue Atomkraftwerke zu errichten. Laut Schneider könnten nur wenige Unternehmen solch gewaltige Projekte stemmen und seien bereits mit den existierenden Reaktorflotten an ihrer Kapazitätsgrenze. Er verwies auf das Scheitern des US-Unternehmens Westinghouse, das 2017 nach zwei fehlgeschlagenen Atomprojekten Konkurs anmelden musste. Auch in Frankreich verzeichnet Framatome ähnliche Probleme und in Südkorea ist die nationale Firma KEPCO stark verschuldet.

Schneiders Meinung zufolge bleiben China und Russland als potentielle Akteure übrig. Allerdings sind die großen chinesischen Unternehmen von der US-Regierung auf eine schwarze Liste gesetzt worden – eine Zusammenarbeit mit Firmen aus dem Westen scheint daher praktisch unmöglich. Und bezüglich Russland bemerkte er: “Ich muss nicht groß erklären, warum das problematisch ist.”

22 Länder haben im Dezember auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai angekündigt, ihre Atomkapazitäten bis zum Jahr 2050 verdreifachen zu wollen. Doch selbst China – größter Atominvestor der vergangenen 20 Jahre – setzt laut Schneider primär auf erneuerbare Energien: “2022 hat China etwa zwei Gigawatt Atomkraft ans Netz gebracht, aber auch 125 Gigawatt an Solar und Wind.”

Der jüngste Weltnuklearbericht, vorgestellt am 6. Dezember von Schneider und einem internationalen Forschungsteam, zeigt detailliert die aktuelle Lage der Atomindustrie auf mehr als 500 Seiten auf.

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