Liebe Leser,
wir haben an dieser Stelle schon seit Monaten vor der Inflation gewarnt. Sie wissen also Bescheid – und doch sind die aktuellen Entwicklungen sehr bedenklich. Jüngst ist die Inflationsrate in Deutschland auf 5,2 % gestiegen. Nun wird es gefährlich – denn ob wir von diesem hohen Ross wieder nach unten kommen, ist sehr fraglich.
Schon bekommt auch der Internationale Währungsfonds (IWF) Sorgen. Die jüngsten Meldungen dazu sind eindeutig.
Der IWF meint, es wäre für die Fed (die Notenbank der USA) angemessen, die Käufe von Staatsanleihen schneller zu drosseln, hieße es am Freitag. Die Berichte sich eindeutig. So haben die Chefvolkswirtin Gita Gopinath und der Kapitalmartexperte Tobias Adrian sich in einem Blog klar geäußert.
Die hohe Inflation sei eine Gefahr. Das starke Wirtschaftswachstum und die gleichzeitig angespannte Lage am Arbeitsmarkt, also der Mangel an Arbeitskräften, der vielerorts herrscht, würden zumindest die USA unter Druck setzen.
Bessere Lage in Deutschland?
Die Lage in Deutschland sei besser. Hier sei die Kerninflation nicht so stark geklettert. Allerdings kommt hinzu, dass in Deutschland die Mehrwertsteuersenkung wieder zurückgenommen worden war. Dies könnte also die hohe Inflationsrate einmalig beeinflussen.
Das halten wir allerdings für eine falsche Einschätzung. Tatsächlich steigt auch die Geldmenge bei uns in Deutschland weiterhin.
Seltsamerweise wird dies fast nie betont.
Dennoch sind die Fakten deutlich. Die Geldmenge M3 steigt und steigt aktuell wieder deutlich an. Sie ist annähernd auf dem Niveau des Jahres 2008, dem Jahr der Finanzmarktkrise. Sie sehen dies im folgenden Chart. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Geldmenge und der Inflationsrate. Dies ist vor 40 Jahren noch deutlicher gewesen.
Damals war die Inflationsrate analog zur Geldmenge und zu den Zinsen – die dann erhöht werden mussten – extrem hoch. Nun hat die Inflationsrate die länger Pause im vergangenen Jahr aufgegeben und fängt an, sich weit über die Marke von 2 % zu schieben. Sie sehen hier die Inflationsrate in der gesamten Euro-Zone.
Inflationsrate in der Euro-Zone explodiert – ebenso wie die Geldmenge
Quelle hier: https://finanzmarktwelt.de/geldmenge-als-antreiber-der-inflation-ignoriert-top-experte-warnt-219010/
Die Rate sieht noch gering aus. Sie ist nur knapp über der Marke von 2 %, dem orangefarbenen Strich. So sieht es jedenfalls auf den ersten Blick aus. Das ist allerdings falsch. Die Dimensionen haben sich nur verschoben, weil optisch die hohe Geldmenge im Jahr 1981 nebst der hohen Inflationsrate den Blick noch verstellt.
Die Geldmenge bzw. das Geldmengenwachstum – auf das es ankommt – müsste sich schon deutlich verlangsamen, wenn die Inflation wieder sinken soll.
Etwas dramatischer ist das Bild, wenn Sie sich nur auf die Zeit der vergangenen 20 Jahre konzentrieren. Das ist auch der richtige Bezugsrahmen, da der Euro nur in dieser Zeit überhaupt genutzt wird.
Euro: Inflationsrate enorm und in der Euro-Geschichte insgesamt auf Rekordniveau
Die Inflationsrate ist wie beschrieben nicht einfach zufällig gestiegen. Es ist die hohe Geldmenge, die auch die Preise für die verschiedensten Waren und Dienstleistungen nach oben treibt. Die wiederum werden durch die niedrigen Zinsen ermöglicht.
Warum müssen die Schulden aber weiter steigen? Der Staat braucht weiterhin viel Geld, aktuell – angeblich – um die Corona-Pandemie-Folgen aufzuhalten. Wir sehen allerdings, dass die Schulden schon lange zuvor gleichfalls gestiegen sind. Bereits seit 2008 haben sie der Dimension nach das heutige Niveau erreicht.
Die Schulden belaufen sich Ende 2020 (es wird immer zum Jahresende gemessen, um Vergleiche zu ermöglichen) auf 2.172.900 Millionen Euro, also fast 2,2 Billionen Euro.
Zum Vergleich: Die Schulden hatten erst 1995 das Niveau von 1 Billion Euro erreicht. Die Schulden scheinen zumindest in früherem Tempo weiter zu steigen. Fast allerdings kann man regelrecht erahnen, wie die Schulden gerade auf Bundesebene weiter steigen. Die niedrigen Zinsen haben hier eine wesentliche Rolle gespielt. Der Bund hat mit 1.477,5 Billionen Euro den größten Anteil an den Staatsschulden.
Hohe Staatsschulden müssen nicht per se „schlimm“ sein. Die Schulden wären aus wirtschaftlicher Sicht dann gut, wenn das Kapital produktiv verwendet wird. Dies aber ist zumindest nicht gut dokumentiert. Die Vorzeigeprojekte sind der Bau solcher Infrastruktur-Monster wie etwa dem Berliner Flughafen oder dem Stuttgarter BahnhofsGeldgrab Stuttgart 21. Ob diese Investitionen am Ende für die jeweilige Region wichtig waren, bleibt dahin gestellt. Die gesamte Volkswirtschaft jedenfalls profitiert davon nicht.
Wenn das Geld aber nicht sonderlich produktiv verwendet wird und die Geldmenge über die Schulden weiterhin steigt, wird die Inflationsrate vermutlich endgültig weiter steigen.
Noch haben wir etwa 5,2 % erreicht. Wenn die Geldmenge weiterhin steigt, dann wird mangels einer hinreichend großen Produktivität wahrscheinlich das Preisniveau weiterhin klettern.
Ob die Inflation am Ende tatsächlich noch weiter steigt, weiß niemand. Das künftige Verhalten ist dafür ausschlaggebend. Dennoch sollten Sie sich darauf vorbereiten.
- Vermeiden Sie heikle Investitionen in Modesektoren wie Wasserstoff oder auch Cannabis. Sie wissen nicht, wohin eine steigende Geldmenge führt.
- Vermeiden Sie Anleihen in jeder Form. Die Anleihen werden tendenziell bei steigenden Geldmengen sogar noch an Wert verlieren.
- Achtung: Immobilienpreise steigen unter diesen Voraussetzungen weiter. Das heißt aber nur, dass der Absturz umso tiefer wird – eines Tages.
- Aktien leben davon, dass die Börsen aktuell „fair“ sind. Die Unternehmen gewinnen im laufenden Geschäftsjahr Geld – deshalb sind in diesem Sektor die Kurssteigerungen gerechtfertigt. Kaufen Sie demnach Aktien.