Liebe Leser,
in den vergangenen Tagen blieb es für Aktionäre und Analysten an den Börsen nervenaufreibender als erhofft. Das bedeutet allerdings lediglich, dass sich immer wieder neue Chancen eröffnen, weil irgendwo Kurse etwas eingebrochen zu sein scheinen. Die Zeit der Nebenwerte kommt.
Nebenwerte: Beste Aussichten
Die Aussichten für die kleineren Unternehmen an den Börsen sind bestens. Warum? Darüber schrieb ich vor einer Woche und wiederhole es gern: Die Zyklik spricht für die jetzige Börsenphase. Im Herbst und Winter schaffen die Börsen die höchsten Gewinne.
Renditeverteilung im TecDax über verschiedene Monate
Quelle: www.boerse.de
Sie sehen, dass die Kurse vor allem im September und zuvor auch schon im August (und Juni) typischerweise sinken. Die Septemberwochen neigen sich nun dem Ende zu. Im nächsten Schritt stehen wir vor den stärksten Monaten des Jahres.
Sicherlich wird es niemals eine idealtypische Verteilung geben, die immer genauso verläuft. Dennoch zeigen sich mächtige Tendenzen. Es ist jedenfalls recht wahrscheinlich, dass dies auch in diesem Jahr so sein wird.
Hintergrund sind die Geldmengen, die Zentralbanken derzeit neu schöpfen, um die Wirtschaft vor der Corona-Krise zu retten. Das Geld kommt – durch Schulden – tatsächlich aus dem Nichts. Am Ende der Kette, wenn die Kredite ausgegeben sind und die Lieferanten ihr Geld bekommen haben, werden diese Umsätze bei den Unternehmen sichtbar. Dazu zählen auch jene Unternehmen, die an den Börsen aktiv sind.
Zudem haben dann einige Unternehmer oder Aktionäre hinreichend – neues – Geld verdient, das wiederum angelegt werden muss. Das Geld landet in Immobilien und auch wieder in Aktien. Dessen dürfen wir uns ziemlich sicher sein.
Warum Nebenwerte besonders stark sind
Nebenwerte haben einen besonderen Vorteil gegenüber den Standard-Unternehmen: Es gibt im Verlauf der Wirtschaftsjahre und der Börsengeschehnisse naturgemäß mehr Überraschungen – nach oben und nach unten. Denn Nebenwerte werden nicht so oft gecovert, also beobachtet und analysiert wie die großen Unternehmen.
Bankanalysten nehmen sich vor allem die Werte vor, in denen sie die größte Resonanz erzielen – sowohl in ihren Geschäftsbanken selbst wie auch bei den Kunden. Dies sind Fonds, die Analysen benötigen, Family Offices oder andere institutionelle Investoren. Entweder die Banken verdienen daran direkt oder über den Handel und die eigene Vermögensverwaltung indirekt.
Nebenwerte erzeugen deutlich weniger Interesse und Geschäftsvolumen. Wenn sich aber deutlich weniger Analysten für die Nebenwerte interessieren, fallen die Ausreisser weniger auf.
Der Nachteil: Damit lassen sich Kurse schneller und mit weniger Kapitaleinsatz manipulieren. Zudem werden Trends aufgeblasen und wiederum mit weniger Kapitaleinsatz verstärkt. Auf der anderen Seite steht der Vorteil:
Die Perlen bleiben oft genug und lange unsichtbar.
Das Zwischenfazit: Wenn die Börsen in eine starke Phase kommen, werden zumindest zahlreiche Nebenwerte schneller davon profitieren.
Ein Chart über den TecDax soll dies kurz verdeutlichen. Sie sehen hier das deutsche Technologie-Barometer in zwei Varianten – einmal als „Nemax“ am Anfang der Entwicklung und dann ab 2003 als TecDax.
Nemax und TecDax in einem Chart: Klare Entwicklung
Quelle: www.boerse.de
Die Kurse sind anfangs – zwischen 2000 und 2002/2003 massiv gefallen. Die schon seit längerer Zeit tätigen Aktionäre unter Ihnen werden sich erinnern: Die Internet-Blase platzte ab März 2000. Damals hat fast jeder Börsenneuling, der irgendeine „Technologie“-Idee hervorbrachte, vom Markt Geld erhalten.
Wesentliche Antriebsfeder stellten damals die Banken dar: Denn die Banken verdienten an den zahlreichen Neuemissionen und trieben die Vorstände regelrecht dazu, schnell an den Markt zu gehen. So kamen Konzerne an die Börse, die praktisch keine Umsätze erwirtschafteten und deren Ziel vor allem darin bestand, ausländische Konkurrenten aufzukaufen – mit dem frischen Börsenkapital.
Dass die aufzukaufenden Unternehmen teils größer waren, störte das Gesamtbild in keiner Weise. Demzufolge konnte diese Blase nur platzen. Sie platzte so gründlich, dass der gesamte „Neue Markt“ sich verflüchtigte.
Der Index „TecDax“ nahm die Geschichte auf. Die Deutsche Börse AG versammelte darin Unternehmen, die bestimmten Mindestkriterien genügten und die möglichst ein Geschäft vorweisen sollten. Die Kurse sind dabei seither offensichtlich fast durchgehend gestiegen.
Durchgehend kletterten die Notierungen dann spätestens nach Beendigung der – Börsen- – Finanzkrise im März 2009.
Schon in der vergangenen Woche schrieb ich Ihnen, dass der TecDax gegenüber dem Dax die wesentlich lukrativere Variante darstellt.
Interessant wird es jedoch auch mit Blick auf ein anderes Barometer, den SDax. Der SDax enthält im Kern noch einmal kleinere Unternehmen, ist aber langfristig ähnlich „sicher“ wie der TecDax.
SDax: der sichere TecDax?
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
Der SDax ist relativ betrachtet recht konstant gestiegen. Die wahre Kursexplosion fand ab Beendigung der Finanzkrise (börsentechnisch betrachtet) im März 2009 statt. Das Barometer konnte sich seither etwa verfünffachen.
Als Investor hätten Sie demnach aus 10.000 Euro etwa 50.000 Euro machen können. Die Schwankungen in der Corona-Phase sind zudem ebenfalls nun wieder beendet.
Interessante Unternehmen aus dem SDax
Sie können auf den SDax Zertifikate, Hebel-Zertifikate oder auch ETFs (also börsengehandelte Indexfonds) erwerben. Dies wiederum dürfte in den kommenden Monaten und Jahren auch gegenüber dem Dax die deutlich stärkste Variante sein.
Interessant ist jedoch auch der Blick auf die einzelnen Unternehmen.
SDax-Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten: Der Trend ist Ihr „Freund“…
Unternehmen | Einstieg | Kurs | % |
Secunet Security Networks | 114,00 | 279,00 | 144,74 |
Hornbach Baumarkt | 17,40 | 41,40 | 137,93 |
Global Fashion Group (GFG) | 2,10 | 4,96 | 136,19 |
Hypoport | 229,00 | 521,00 | 127,51 |
ZEAL Network | 17,04 | 38,70 | 127,11 |
SNP | 28,85 | 59,90 | 107,63 |
Hornbach Holding | 51,70 | 98,10 | 89,75 |
LPKF Laser | 12,05 | 22,35 | 85,48 |
Encavis | 8,39 | 14,96 | 78,31 |
Drägerwerk Vz | 41,24 | 73,10 | 77,26 |
Stratec | 71,20 | 120,60 | 69,38 |
Medios | 19,15 | 28,70 | 49,87 |
SMA Solar Technology | 25,80 | 38,28 | 48,37 |
Jungheinrich Vz | 19,28 | 28,40 | 47,30 |
Tele Columbus | 1,69 | 2,44 | 44,72 |
Schaeffler Vz | 7,08 | 5,29 | -25,24 |
RTL Group | 44,22 | 31,98 | -27,68 |
Indus Holding | 37,55 | 26,90 | -28,36 |
Talanx | 39,32 | 28,08 | -28,59 |
Traton | 24,61 | 16,57 | -32,66 |
1&1 Drillisch | 28,60 | 18,96 | -33,72 |
HHLA | 22,46 | 14,70 | -34,55 |
ADO Properties | 37,10 | 23,00 | -38,01 |
Borussia Dortmund | 9,43 | 5,40 | -42,74 |
Bilfinger | 26,20 | 14,58 | -44,35 |
Corestate Capital Holding | 33,70 | 17,31 | -48,64 |
König | 35,46 | 17,81 | -49,77 |
Deutsche Pfandbriefbank | 11,06 | 5,55 | -49,86 |
Leoni | 10,95 | 4,83 | -55,91 |
Deutsche EuroShop | 25,90 | 10,08 | -61,08 |
Wenn Sie zwischen den einzelnen Unternehmen und einem Zertifikat bzw. ETF mischen, sollten Sie auch in diesem Segment Sicherheit erwerben.
Setzen Sie auch hier wie stets möglichst Stop-Loss-Limits für den Fall, dass die Märkte in den kommenden Monaten eine weitere Schwäche zeigen sollten. In der Corona-Phase vermeiden Sie auf diese Weise größere Risiken. Steigen die Kurse dann wieder an, investieren Sie in exakt die Auswahl, die Sie verkauft hätten.