Droht ein kleiner Börsencrash?

Die Sorge vor einem Börsencrash jedenfalls nimmt zu. Denn die Berichte um eine mögliche Abwertung nehmen zu. Die Vermögenspreise für Aktien und Immobilien sind schon zu lange geklettert.

Der Dax etwa hat seit dem Tiefpunkt in der Corona-Krise im März 2020 um annähernd 100 % zugelegt. Der S&P 500 schaffte seit März 2020 ein Plus in Höhe von 85 %. Der Index schaffte auf diese Weise auch vergleichen mit der Zeit vor Corona und seinem damaligen Top einen Anstieg um 25 %.

Maßstab für die Bewertung an den Börsen kann etwa das sogenannte „CAPE-Shiller-KGV“ sein. Diese Kennzahl gibt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) über die vergangenen zehn Jahre an, indem die inflationsbereinigten Gewinne dieses Zeitraums als Grundlage für die Bewertung herangezogen werden.

Dieser CAP-Shiller-KGV hat einen Wert in Höhe von 37,7 Punkten. Der historische Durchschnitt für diese Kennzahl liegt bei 16,82. Der Rekord 1999 stellte sich mit 44 Punkten ein. Das bedeutet, diese Kennzahl liegt fast so hoch wie kurz vor dem historischen Börsencrash zum Jahr 2000 im März. Das bedeutet, die Börsen sind bezogen auf die inflationsbereinigten Gewinne der Unternehmen im Lichte früherer Bewertungen zu hoch taxiert. Bitte beachten Sie: Das muss nicht bedeuten, dass in den kommenden Wochen alles an den Börsen zusammenbricht. Vielmehr zeigt dies nur, dass die Luft nach oben aus historischer Perspektive recht dünn ist.

Wie lange geht das gut?

Allerdings hat die hohe Bewertung auch mehrere Gründe.

Die Zinsen sind so niedrig wie praktisch noch nie in der Geschichte nach dem zweiten Weltkrieg. Niedrige Zinsen erzeugen eine hohe Nachfrage nach Geld, das die Geschäftsbanken auf Knopfdruck herstellen können. Ein nachgefragtes Darlehen wird beim Kreditnehmer elektronisch gutgeschrieben, der Kredit selbst muss nur zu – je nach Region – etwa 10 % durch Einlagen abgedeckt sein.

Dass das Geld materiell so gar nicht vorhanden ist, fällt nicht auf, da die Einlagen in der Regel einfach als Gutschrift auf den Konten verbleiben. Dennoch entsteht damit durch Kredite sehr viel mehr Geld, was wiederum letztlich das vorhandene Geld entwerten würde, wenn alle diesen „Schleier des Unwissens“ (so ein Wirtschaftswissenschaftler) anheben würden. Jeder Kredit erhöht die Geldmenge – weil Sie unter anderem auch elektronisch zahlen können, fällt nicht auf, dass der Kredit nicht durch Umschichtung von Einlagen auf Ihr Konto erzeugt wurde, sondern durch elektronische Hinzubuchung. All das Geld, dass Kreditnehmer also auf dem Konto haben, das materiell im Grunde nicht existiert, kann direkt als Zahlungsmittel verwandt werden.

Niedrige Zinsen haben also über einen langen Zeitraum die Darlehensvergabe und auch die Geldmenge deutlich erhöht. Das Geld zirkuliert in einer Volkswirtschaft und landet irgendwann auf den Konten von Investoren, die es irgendwo anlegen müssen. Daher sind Vermögenspreise durch diese Entwicklung besonders stark angezogen. Die Kennzahlen zum KGV oder Shiller-KGV lassen sich also nur dann vergleichen, wenn Sie auch berücksichtigen, dass die Rahmenbedingungen sich verschoben haben und ein gewisser Aufschlag als normal gelten kann.

Immobilien: Viel zu teuer

Dennoch ist die Neubewertung oder auch Überbewertung markant. Die KfW, das ist die Förderbank der Bundesrepublik Deutschland, die Kredite für bestimmte Programme herausgibt, hat immerhin bestätigt, dass wir in Deutschland noch keine Blase erleben. Dennoch gäbe es „Indizien für regionale Spekulationsblasen“.

Die Bundesbank hatte ohnehin bekannt gegeben, dass die Preise für Immobilien in Städten zwischen 15 und 30 % höher lägen als das, was „fundamental“, also wirtschaftlich betrachtet gerechtfertigt wäre. Die Preise stiegen selbst in der Phase der Pandemie. Nach Abzug der Inflationsdaten sind die Immobilienpreise in Deutschland im Jahr 2020 trotz der Corona-Phase um 9,6 % gestiegen.

Die Preise also steigen: An den Aktienbörsen wie auch am Immobilienmarkt. Die Angst vor der Inflation und vor Zinsschritten aber nimmt zu.

Wann steigen die Zinsen?

Wir erleben, wie beschrieben, eine Vermögenspreis-Inflation. Die Preise steigen deutlich schneller als in früheren Jahren. Nun greifen die Mechanismen auch an anderen Märkten. So ist die Inflationsrate in den USA laut jüngster Daten auf 5 % geklettert. Sogar die sogenannte Kerninflation ist mit knapp 4 % so hoch wie seit den 90er Jahren nicht mehr.

Höhere Preise im Dollar-Raum aber werden auch auf unsere Regionen übergreifen. Dafür sorgt der Warenaustausch. Viele Güter auf dem Weltmarkt werden ausschließlich in Dollar gehandelt.

Wenn die Inflationsgefahr wächst, werden die Zentralbanken das Zinsniveau eines Tages erhöhen müssen. Wann das geschehen wird, wie hoch der jeweilige Zinsschritt ausfällt, all das bleibt offen. Die Situation aber ist eindeutig: Die Märkte lauern auf das Risiko der Zinserhöhung, die wiederum die Geldmenge möglicherweise reduziert und dann vor allem die Finanzierung für Unternehmen und Immobilienkäufer erschwert. Deshalb stehen die Preise auf dem Prüfstand, deshalb kann es immer wieder wie jetzt im Dow Jones schnell zu einem Rücksetzer kommen.

Dazu haben wir eine Grafik der Commerzbank gefunden, die zeigt, wie sich das Verhältnis zwischen dem realen Kreditvolumen, des Bruttoinlandsproduktes und der realen (inflationsbereinigten) Immobilienpreise entwickelt hat. In den einzelnen Spitzen liegen jeweils Übertreibungen vor, das heißt, das Kreditvolumen, die aufgeblasene Geldmenge, wird zu dominant. Genau darauf steuern wir zu, genauso, wie wir es 2008 erlebt haben.

Risiken steigen

Wie lange dieser Zyklus in dieser Form noch anhält, weiß niemand. Sie sollten allerdings wissen, dass diese Blasen zumindest gefährdet sind – mittelfristig. Gold-Investitionen schaffen zumindest einen Ausgleich für das Risiko, das die sonstigen Vermögensmärkte bilden.

Bei Aktien gilt es daher künftig verstärkt, genau hinzusehen. Nur, solange die Daten in der Trend-Analyse stimmen, können Sie praktisch risikofrei in solche Titel investieren. Dabei bieten sich vor allem Nebenwerte an, die in der Trend-Analyse aktuell die stärksten Bewegungen zeigen. Wenn der Trend sich ändert, bleiben Sie außen vor.

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