Dividenden intern: Wann kommen die Zahlungen?

Liebe Leserin, lieber Leser,

bei dieser Aktie frage ich mich: Wann geht es los mit den Dividenden-Zahlungen? Denn die aus meiner Sicht wichtigste Tochter ist Bestandshalter von Photovoltaik-Anlagen. Und diese liefern einen recht gut planbaren „Cash Flow“, von dem die Mutter einen Teil für Dividendenzahlungen nutzen könnte.

Und in der Tat, noch gibt es keine Dividende – aber das wird für die Zukunft angestrebt, wie der Vorstand klarstellte.

Wird das hier eine zukünftige schöne Dividenden-Aktie?

Ich habe versucht, mir selbst ein Bild zu machen und war vorige Woche auf der Hauptversammlung des Unternehmens vor Ort. Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung (HV) der Murphy & Spitz Green Capital AG (kurz “Murphy & Spitz”) fand am Unternehmenssitz in Bonn in einem recht kleinen Versammlungsraum statt.

Die Veranstaltung fand mit „physischer Präsenz“ statt – in Zeiten der Einschränkungen wegen der Coronavirus-Pandemie keine Selbstverständlichkeit. Es gab entsprechende vorgeschriebene Verhaltensmaßregeln während der Versammlung. Hier mein Bericht für Sie:

Beginn war gegen 9 Uhr. Anwesend waren ca. 15-20 Aktionäre/innen.

Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats Prof. Dr. Olaf Müller-Michaels und den üblichen Formalia erteilte dieser dem Vorstand Andrew Murphy das Wort. 

Es handelt sich auch um einen recht kleinen Wert mit einer Marktkapitalisierung von derzeit im Bereich 11 Mio. Euro. Die Handelsvolumina in der Aktie sind üblicherweise allerdings nicht gerade hoch, die Geld-Brief-Spanne recht hoch. Was ich persönlich an dem Unternehmen interessant finde – dazu zitiere ich von deren Internetseite:

“Seit 1999 sind wir auf nachhaltige Geldanlagen und die Vermögensverwaltung nach ethisch-ökologischen Grundsätzen spezialisiert. Dabei sind wir Anbieter unabhängig.”

Konkret zur Hauptversammlung.

Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats Prof. Dr. Olaf Müller-Michaels und den üblichen Formalia erteilte dieser dem Vorstand Andrew Murphy das Wort.

Dann zum Bericht des Vorstands:

Herr Murphy erläuterte, dass der 10%ige Anteil an der KBB inzwischen verkauft ist. Nun ist die Struktur einfach: Oben Holding Murphy & Spitz Green Capital AG, Drei Töchter:

1.         Vermögensverwaltung

2.         Green Energy

3.         Green Estate

Jeweils 100%

Es gab vorher auch noch kleinere Tochter (Versicherungsgeschäft), wurde auch verkauft. Es bestehen keine Pläne, wieder zu erweitern.

Es gab Erhöhung der Aktienzahl um 300.000 Stück. Wir haben “Pionier der Solarindustrie” als neuen Aktionär gewonnen.

Jahresüberschuss 2020 lag bei 66.557,52 Euro. Das war ein Anstieg gegenüber den knapp 14.000 Euro des Vorjahres. Der Grund: Die Töchter haben mehr an die Mutter gezahlt.

So gab es Erträge aus Beteiligungen von 100.000 Euro.

Dennoch bleibt der Bilanzverlust mit knapp 154 T Euro signifikant, aber gegenüber dem Vorjahreswert verringert.

Aktienkurs auf 12-Monats-Sicht mit 44,6% im Plus.

Dann zur Entwicklung der Töchter:

Vermögensverwaltung:

Ergebnis ca. 251 T (nach ca. 19 T im Vorjahr)

Assets under Management = verwaltete Gelder um ca. 70% gestiegen. Wir sind auch jetzt schon bei ca. 30% Anstieg.

Ausbau der Online-Vermögensverwaltung kommt nur schleppend voran

Es gab Auszeichnungen für Research & Asset Management

Der Vorstand nannte Beispiel für grünes Research (“We Grow”).

Green Energy:

Umsatz ca. 3,4 Mio. Euro, Ergebnis knapp 85 T EUro

Rund 20 MW Erzeugungskapazität

Projektentwicklung mit lokalen Kooperationspartnern, Ziel in den kommenden 16 Monaten Bau eines 12,6 MW Projekts.

Gute meteorologische Bedingungen 2020 (101,5%, somit leicht über Plan).

Im 1. HJ 2021 lag die Stromerzeugung aber unter Plan, dies ist auf “schwache Wind- und Globalstrahlung” zurückzuführen.

Real Estate:

Hält im Grunde nur die eine Immobilie, in der der Firmensitz ist. Leicht negatives Ergebnis in 2020.

Es gibt Angebote zur Erweiterung des Portfolios – das prüfen wir. Da ist nichs ad-hoc-Pflichtiges derzeit dabei. Die Wahrscheinlichkeit kann überhaupt noch nicht eingeschätzt werden.

Die einzige Immobilie der Murphy & Spitz Real Estate GmbH – Firmensitz und dort fand auch die HV statt.

KBB Verkauf des Anteils, zum Preis von 460.000 Euro. Abscheibung von 100.000, da es zuvor in der Bilanz für 560.000 Euro drin stand.

Zum Ausblick, den der Vorstand gab:

Green Capital 0,1 bis 0,2 Mio. Euro. Wir wollen bis 2024 in den Ausbau der Töchter investieren. Wenn alles perfekt läuft, dann soll Green Capital 2025 Dividende auszahlen.

Vermögensverwaltung: Steigerung der Assets under Management, planmäßig positives Ergebnis

Green Energy:

Ausbau der Kraftwerkskapazitäten, planmäßig positives Ergebnis. Konstante Umlage an die Murphy&Spitz Green Capital AG.

Immobilien (Green Estate): Ausbau des Immobilienportfolios angestrebt. Leicht positives Ergebnis für 2021 erwartet

Die Generaldebatte

Es folgte das, was ich üblicherweise bei einer HV am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen – Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten. Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen.

Eine Aktionärin bemängelte, dass es keinen Bericht des Aufsichtsrats gibt. Auch hier vor Ort lag keiner vor. Im Internet lag er übrigens auch nicht vor. Auch für das Geschäftsjahr 2019 liegt nichts vor – dabei sollen wir hier abstimmen über Entlastung des Vorstand und Aufsichtsrats 2019.

Auch wenn danach gebittet wird, wird nichts vorgelegt. Und auch im Internet steht dazu nichts. Bitte um Hintergrund der Vorgehensweise – warum soll es bedingte Beschlussfassung geben?

Wann hat die Verwaltung den Wirtschaftsprüfer beauftragt? Welche Vergütungsvereinbarung wurde getroffen? Gesetzliche Vorgaben sind keine losen Handlungsempfehlungen.

Die gesellschaftsrechtliche Thematik genießt andere Priorität als das operative Geschäft – vorsichtig formuliert. Das Gesellschaftsrecht ist sehr ernst zu nehmen – und besonders haben sie ja sogar erstinstanzlich von einem Gericht mibekommen, dass es “sub-optimal” gelaufen ist.

Frage zur Zusammensetzung der sonstigen Rückstellungen.

Haben Sie Rückstellung wegen rechtlichen Auseinandersetzungen wegen voriger HV? Außerdem stimmt das mit der Börsennotierung nicht – denn die Aktie ist nur im Freiverkehr.

Es muss einen Abhängigkeitsbericht geben. Wo ist der? Welche Geschäfte mit nahestehenden Personen? Welche Prüfung haben Sie durchgeführt? Hat der Abschlussprüfer diesen Abhängigkeitsbericht geprüft und wenn ja, wie lautet das Testat dazu?

Die Aktionärin Steeg erklärt Widerspruch zu sämtlichen Punkten.

Aktionär Ehresmann als Nächster. Er hat Bericht des Aufsichtsrats erhalten – das ist ein “Blättchen”, nur formale Dinge. Da steht nichts über Beschäftigung mit Anfechtungsklagen.

Wer hat den Wirtschaftsprüfer beauftragt, wenn dessen Beauftragung mit zu den angefochtenen Beschlüssen gehört?

Wie oft haben wir eigentlich schon den Herrn Knoll beauftragt? Vielleicht Wechsel?

Dann fragte Herr Graf: Wer ist derjenige, der neue Aktien bezogen hat? (Kapitalerhöhung um 300.000 Stück)

Dann fragte ein anderer Aktionär: Es soll jemand aus der Solarindustrie größeren Posten erworben haben, kam das von Solarworld? Können Sie etwas zur Aktionärsstruktur sagen? Es gab ja mal 7C Solarparken als größeren Aktionär, die sind ausgestiegen, wo sind deren Anteile geblieben, das waren ja ca. 20%?

Sind Sie bei Gesellschaften wie “We Grow” (die in der Rede des Vorstands genannt wurden) selbst beteiligt? Wurden Sie in Bezug auf die Tagesordnung beraten. Denn es gab hier ja “ungewöhnliches Konstrukt”. Was waren das Insider-Transaktionen vor ein paar Tagen?

Ein weiterer Aktionär fragte: Wie ist überhaupt die weitere Planung? Ausbau Green Energy, was für Mittel sind für angekündigten Neubau nötig?

Ein weiterer Aktionär fragte: Eine Anleihe von Green Energy soll erhöht werden – welcher Rahmen, kann man aufstocken?

Und noch ein anderer Aktionär: Sagt erstmal “danke”, 2020 war kein einfaches Jahr. Was ist der tiefere Sinn der Anfechtungsklage? Geht es um “Terminverschiebung oder anderen Kram”, der bei der inhaltlichen Auseinandersetzung nicht besonders relevnnt ist.

Es gibt Entwicklungsmöglichkeit: Nachhaltige Vermögensverwaltung mit Online.

Aktionär Roth: Er sieht viele Entwicklungsmöglichkeiten. Frage – was gibt es zu Investmentfonds?

Antworten:

Zunächst Vorsitzender des Aufsichtrats:

Er betont zunächst, als Jurist fachlich kompetent zu sein.

Wir hatten uns dazu entschlossen, virtuelle HV im Vorjahr abzuhalten (Gesundheitsschutz etc.)

Klarstellung: Es stimmt, im Sinne des Aktiengesetzes sind wir nicht börsennotiert.

Er erwähnt dann das Wort “Verschwörungstheorie” mit der Anfechtungsklage – sofort meldet sich die Aktionärin Steeg, das sei unerhört, er soll das zurücknehmen. Der AR-Vorsitzende rudert zurück, ja er zieht das zurück.

Wir haben die Frist zur HV verkürzt, und auch den “Record Date”. Das Gesetz enthält laut seiner Regelung keine Regelung – ist es sinnvoll, den “Record Date” zu verschieben? Er richtetete sich nach den Vorgaben für börsennotierte Gesellschaften. Aber wir sind laut Aktiengesetz nicht börsennotiert. Deshalb hat das LG Köln beschlossen, dass die Beschlüsse nichtig sind.

Einwurf von Frau Steeg: Es gab doch damals schon rechtliche Maßregeln – da waren doch schon die juristischen Fachzeitschriften voll davon.

AR-Vorsitzender: Ich lasse mir kein schlechtes Gewissen einreden.

Man hätte das anders handhaben können – das war vielleicht eine Fehleinschätzung, aber aus meiner Sicht rechtfertigbar (so der AR-Vorsitzende).

“Ich persönlich bin mit mir im Reinen”. “Ich bin auch kein totaler Amateur im Aktienrecht”. So Zitate des AR-Vorsitzenden. Wir wollen zukünftig Kanzlei mit dem Thema HV beauftragen.

Und so kam es, dass hier gar nicht abgestimmt wurde. Es soll eine neue Hauptversammlung einberufen werden. Wenn es mir möglich ist, würde ich gerne wieder hingehen und neue Eindrücke sammeln. Es war jedenfalls sehr spannend und aufschlussreich aus meiner Sicht!

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.”

– Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort

Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.

Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.

Sie erreichen mich per Email unter info@gurupress.de

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