Liebe Leserin, lieber Leser,
manchmal sind es gerade die Unternehmen, die zuvor Probleme haben, diese dann aber in den Griff bekommen, deren Aktien eine super Performance zeigen. Solche Aktien sind dann ein Turnaround Wert.
Einen möglichen Kandidaten dafür sehe ich bei der Aktie der MPC Capital AG.
Da sehe ich auch sehr gute Chancen, dass mit der nächsten Hauptversammlung (HV) die Dividendenzahlung aufgenommen wird.
Deshalb könnte die Aktie auch für Dividenden-Investoren wie uns interessant werden.
Bei der vorigen HV war von einer Dividende zwar noch nichts zu sehen. Dennoch brachte diese HV für mich wichtige Erkenntnisse. Meine Unterlagen zu der Versammlung sind die Basis dieses Beitrags für Sie. Los geht es:
Die Eröffnung der diesjährigen MPC Capital HV erfolgte durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats. Was er klarstellte: Während der Veranstaltung können Aktionäre/innen keine Fragen stellen. Das war aber vorab möglich. Es sind keine Gegenanträge oder Ergänzungsanträge für die Tagesordnung eingegangen.
Dann kam es zum Punkt „Vorlage des festgestellten Jahresabschlusses und des gebilligten Konzernabschlusses, des zusammengefassten Lageberichts des Vorstands zur Gesellschaft und zum Konzern, sowie des Berichts des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2020“.
Der Aufsichtsrat hat das gebilligt, es erfolgte wie in solchen Fällen üblich keine Beschlussfassung.
Nach den weiteren, üblichen Formalia übernahm der Vorstandsvorsitzende Ulf Holländer das Wort. Er sprach laut eigenen Angaben vom Firmensitz in Hamburg aus.
Unter dem Dach der MPC Capital haben wir global tätiges Kompetenzzentrum der Container-Schifffahrt. Es gibt hochqualifizierte Teams, belastbaren Zugang zum Kapitalmarkt etc.
(Hinweis: Ich bin selbst investiert)
Im Bereich „Infrastructure“: Wir haben mit MPC Energy Solutions rund 100 Mio. eingesammelt an Eigenkapital für neue Projekte. Und in Deutschland wird in nachhaltige Wohnungsprojekte investiert. Das folgt konsequent unserer zunehmenden Verankerung von ESG-Prinzipien in unseren Aktivitäten.
Dann wurde auf die vergangene Kapitalerhöhung eingegangen: Es wurden knapp 1,8 Mio. neue Aktien ausgegeben, Platzierungspreis 2,25 Euro. Danke an den Großaktionär MPC Holding, der zuvor zugesagt hatte, die Barkapitalerhöhung mitzumachen.
MPC Capital – zum vorigen Geschäftsjahr:
Die Prognose war im Mai 2020 ausgesetzt worden und im Dezember 2020 wieder aufgenommen worden. Die Erwartungen wurden im Wesentlichen erfüllt.
Der Umsatz stieg von 46,8 auf 50,5 Mio. Euro (bei den Management Fees gab es allerdings einen Rückgang, von 39,2 auf 37,1 Mio. Euro.
Insgesamt erhöhten sich die „Assets under Management“ von 3,5 auf 3,6 Mrd. Euro. Mit den Publikumsfonds der Vergangenheit waren es über 4 Mrd. Euro.
Wir haben Schulden zurückgeführt und die Eigenkapitalquote weiter erhöht auf ca. 76%.
Und der Ausblick?
Das Thema Nachhaltigkeit wird eine immer größere Rolle spielen. Aus der „globalen ökologischen Transformation“ ergeben sich für MPC Capital „signifikante Chancen“.
Die neue Organisationsstruktur und „innovative Investment-Vehikel“ ebnen den Weg für „profitables Wachstum“.
Die Kostenbasis hat sich verbessert, Synergieeffekte und Fokus auf „wachstumsstarke, profitable Investmentstrategien“ sollen das EBT (Ergebnis vor Steuern) verbessern.
Im Bereich Shipping sieht man Chancen auch zum Thema „Nachhaltig“ bei der Handelsschifffahrt (was immer dieser Begriff „Nachhaltigkeit“ hier auch bedeuten soll…)
Im Bereich „Infrastructure“ soll die Plattform für Erneuerbare Energien zügig ausgebaut werden, Stichwort erfolgte Kapitalerhöhung bei MPC Energy Solutions.
MPC Capital: Die Generaldebatte
Es folgte das, was ich bei einer HV normalerweise am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen – Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten. Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit weiche ich hier teilweise vom chronologischen Verlauf ab.
Hier war es aber – Stichwort virtuelle Form – etwas anders. Aktionäre konnten nicht während der Veranstaltung Fragen stellen. Das war nur vorab möglich, und diese Fragen sollten nun beantwortet werden.
Dann Frage- und Antwort-Runde:
Die DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V.) fragte, wieso das Geschäft mit Apartmenthäusern aufgegeben wurde, was für Aufwendungen fielen auf? Das fragte sinngemäß auch die SdK (Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.): Was waren die Gründe für den Ausstieg aus „Microliving“?
Antwort: Da war hoher Wettbewerb, und wir erreichten nicht die kritische Größe, die nötig gewesen wäre, um profitabel arbeiten zu können, auch im Hinblick auf Verwaltungskosten. Wir zogen deshalb den Schlussstrich und stiegen aus. Die Kosten: Wir haben Rückstellungen in Höhe von 2,2 Mio. Euro gebildet.
SdK fragte weiter: Wie soll MPC weiter profitabel gemacht werden?
Antwort: Das haben wir erfolgreich angeschoben. Managementgeschäft ist indes teilweise recht margenarm.
Wie liegt die Eigenkapitalrendite vor Steuern?
Wir nutzen das nicht als Kriterium für die strategische Planung. Wir orientieren uns an GuV, da streben wir Bruttomarge von 30% an, bei Co-Investments 15%.
Frage: Was gab es für Bewertungsanpassungen aufgrund von Corona bei einzelnen Assets?
Dazu Antwort: Im Shipping Bereich wurde die Beteiligung an MPC Container Ships um 2,5 Mio. Euro abgewertet. Danach gab es eine Markterholung, es bleibt abzuwarten (wir sind zuversichtlich). Eine Wertaufholung wäre möglich laut HGB, aber wir sind dem bisher aus Vorsichtsgründen noch nicht gefolgt.
Was waren das für Abschreibungen auf Finanzanlagen in Höhe von über 1 Mio. Euro?
Das war eine Abschreibung auf eine Beteiligung in den Niederlanden 0,6 Mio. Euro.
Und dann bei „Microliving“ 0,5 Mio. Euro.
Was für Abschreibungen auf Wertpapiere des Anlagevermögens?
Das waren Aktien von MPC Container Ships, die Aktien hatten wir erworben im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Seitdem haben sich die Märkte massiv erhöht.
Und Bereich Infrastruktur: Welche Assets verwaltet der Konzern da?
Wir sehen absolut und relativ gesehen das größte Wachstumspotenzial bei „Renewables“, wir sind mit MPC Energy Solutions „sehr weit vorne weg geritten“. Wir haben uns von einem Solarpark in Spanien getrennt, was sich bei den Assets auswirkte.
103 Mio. Euro an Solarpark in Jamaica
23 Mio. Euro Windprojekt in Costa Rica
Dann noch andere Projekte, u.a. in Brasilien
Bis Ende des Jahres erwarten wir weiteren Anstieg.
Was für Rückstellungen rechtlicher Art? Ja, gibt es, für rechtliche Risiken im Rahmen des früheren Retail-Geschäfts. Diese Rückstellungen sind rückläufig, aktuell ca. 5 Mio. Euro.
Steuerberatung wurde 2021 gewechselt. Wir schlagen der HV vor, erneut BDO als Abschlussprüfer des Konzerns zu wählen.
Bei wem wurden die neuen Aktien Anfang 2021 platziert? Der Großaktionär hatte gesagt, dass er mitmacht und sonst sogar nicht bezogene Aktien Anderer übernimmt. So waren wir sicher, dass die Erhöhung ein Erfolg wird. Daneben machten eine Handvoll ausgewählter langfristiger Investoren bei der Kapitalerhöhung mit.
SdK fragte – aus meiner Sicht sehr erfreulich: Wurde über die Implementierung „interaktiver Komponenten“ in der Hauptversammlung nachgedacht? Wieso dürfen Aktionäre nicht auch in der HV Fragen stellen? Wie stellen Sie sich die HV nach dem Ende der Covid-Krise vor, virtuell, Hybrid, Präsenz-Veranstaltung?
Antwort: Wir haben positive Rückmeldung voriges Jahr zur HV erhalten, auch von Aktionären. Wir haben uns deshalb entschlossen, keine Änderungen zu machen. Wir pflegen auch außerhalb der HV gutes Verhältnis zu unseren Aktionären. Der Einsatz der Tools wird sehr genau beobachtet und nächstes Jahr entscheiden wir neu.
Trend zum Home Office wird nachhaltig. Auch nach der Pandemie sollen Mitarbeiter/innen etwa die Hälfte ihrer Arbeitszeit aus dem Home Office erledigen können.
Vorstandsvorsitzende hat laut eigenen Angaben keine einzige Situation erlebt, in der Mitarbeiter nicht innerhalb von Minuten erreichbar waren. Wir sollten über sehr radikale Reduzierung von Bedarf an Büroimmobilien nachdenken.
Fragen nach staatlicher Hilfe?
Finanzierungshilfe geprüft – es wurde aber nichts in Anspruch genommen. Bei uns im Haus ist es zu keiner Kurzarbeit gekommen.
Hat sich die Digitalisierung beschleunigt, wie wirkt sich das bei IT-Kosten aus?
Drei größte Chancen und Risiken durch Digitalisierung für das Unternehmen.
Antwort: Wir haben schon vorher stark in Digitalisierung investiert. Dokumentationen, Freigabe-Prozesse etc., Tochter hat das auch bei Handelsschifffahrt gemacht. Die Pandemie hat deshalb keinen wesentlichen Einfluss gehabt. Risiken: Cybercrime – ständiges Augenmerkt darauf.
Ziel Assets under Managements – ist das Ziel einzuhalten, auch vor Hintergrund der Pandemie? Eindeutiges ja! Wir sehen bei Renewables und bei Dekarbonisierung der Schifffahrt große Chancen, und auch im Immobilienbereich. Wir sind sehr zuversichtlich.
Hat der Aufsichtsrat ausreichend EGS-Expertise?
Wir sind da sehr aktiv, das nicht zuletzt, weil unsere Investoren und Kunden einen starken ESG-Fokus entwickelt haben und weiter werden. Das ist eins der wesentlichen Investitionskriterien unserer Kunden. Thema alternative Brennstoffe bei Schiffen, hier rechnen wir mit enormen Anstieg der Investitionen.
Wir helfen zum Beispiel in der Karibik der indigenen Bevölkerung in der Nähe unserer Grundstücke mit Trinkwasser.
Wenn wir ESG ausblenden würden, dann würden wir heute weniger und morgen gar kein Geschäft mehr machen. Ich kann Ihnen versichern, dass alle drei Aufsichtsräte über ESG-Expertise verfügen.
Wieso sind die vorigen Vorstandsmitglieder gegangen, fallen 2021 noch Zahlungen an? Wenn ja, welche Höhe?
Begründung: Voriger Vorstand will beruflichen Weg außerhalb MPC verfolgen, so seine Aussage, wir freuen uns auf weitere Zusammenarbeit. Das gilt ähnlich auch für den anderen Vorstand. Der ist im Zuge struktureller Änderungen aus dem Vorstand ausgeschieden.
Es gibt 2021 noch weitere, vergütungsabhängige mögliche Zahlungen für sie.
Welchen Bilanzkomfort müssen wir erreichen, um wieder Dividende zu zahlen? Süßes Gift der Dividendenaussetzung, finden Sie Gefallen daran?
Aus unserer Sicht ist das kein süßes Gift. Wir haben das Unternehmen nach der Finanzkrise unter großem Aufwand neu ausgerichtet. Wird Dividende für Co-Investments, Dividenden oder Aktienrückkäufe eingesetzt? Unser größter Aktionär würde sich auch über Dividende freuen. Ob uns das für dieses Jahr schon gelingt, ist noch nicht sicher, aber auch nicht ausgeschlossen.
Dividende wird vor Aktienrückkauf erfolgen – jedenfalls auf absehbare Zeit.
Frage: Was löst ein Widerspruch aus?
Antwort: Widerspruch kann von Anfang bis Ende der virtuellen Versammlung aufgenommen werden, wird vom Notar zu Protokoll genommen. Rechtsfolgen im Vergleich zur Präsenz-HV: Unverändert.
Wieso soll die Vergütung des Aufsichtsrats so stark erhöht werden? Wie ist denn da der zeitliche Aufwand?
Die Vergütung liegt bei 40.000 für normales Mitglied und 100.000 Euro für Vorsitz laut unserer Ansicht auf normalem Maß. Über zeitlichen Aufwand können wir nur schwer Angaben machen (sprich, wurde nicht konkret beantwortet).
Wo soll der Aktienkurs hingehen? Wir glauben, dass wir nachhaltig profitabel aufgestellt sind. Die Analysten, die das Unternehmen begleiten, gehen von höheren Kursen aus.
Präsenzquote: Diese lag laut Angaben des Aufsichtsrats bei 66,48%.
Die Abstimmungen
Hier gab es angesichts der Beteiligungsverhältnisse keine Überraschungen. Die MPC Group hält ja schon 48%, und bei Präsenzquote von 66,48% konnte sie somit die Beschlüsse im Alleingang entscheiden. Allen Vorschlägen der Verwaltung wurde mit großer Mehrheit zugestimmt. Beispiel TOP 3 Abstimmung „Entlastung des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2020“ 94,94% Zustimmung.
Noch ein paar Anmerkungen zur kulinarischen Seite:
– (Angesichts des virtuellen Formats ein Strich!)
MPC Capital – mein Fazit:
Nach schwierigen Jahren sieht es so aus, als ob MPC Capital inzwischen Fuß gefasst hat. Und gerade der Fokus auf „ESG“-Themen und hier insbesondere auf Themen wie Dekarbonisierung der Schifffahrt oder Erneuerbare Energien in Emerging Markets (Karibik) finde ich persönlich gut. Es gibt wohl noch einige Altlasten wie Retail-Fonds aus früheren Zeiten. Die Bezüge des Aufsichtsrats finde ich etwas hoch, und eine Frage dazu wurde eher abgebügelt. Und ansonsten sollte MPC Capital zeigen, dass hier auch unter dem Strich (= Ergebnis pro Aktie) mal ein Plus steht und dass dann auch mal eine Dividende ausgeschüttet wird. Ich finde: Ein Turnaround-Kandidat.
Und hier noch das Zitat zum Tag:
„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.”
– Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort
Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.
Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.
Sie erreichen mich per Email unter doppelterendite@gurupress.de