Dividenden intern: MBB Aktie – aussichtsreich?

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute möchte ich Ihnen einen schönen Dividenden-Titel vorstellen:

Es geht um die MBB Aktie.

Dazu zitiere ich zunächst das Unternehmen:

„MBB zahlt seit Börsengang jährlich eine Dividende, die mindestens dem Vorjahresniveau entspricht. Besondere Ereignisse werden durch eine Sonderdividende berücksichtigt. Die bisherige Dividendenpolitik soll auch in Zukunft fortgesetzt werden.“

Und seit dem Börsengang (ich glaube 2006) ist das Programm!

Für diesen Beitrag greife ich auf meine Notizen zur diesjährigen ordentliche Hauptversammlung (HV) zurück. Hier mein Bericht für Sie:

Die Eröffnung der Veranstaltung erfolgte durch den Vorsitzenden des Verwaltungsrats. Während der Veranstaltung können Aktionäre/innen keine Fragen stellen.

Dann kam es zum Punkt „Vorlage des festgestellten Jahresabschlusses und des gebilligten Konzernabschlusses zum 31.Dezember 2020, des zusammengefassten Lageberichts für die MBB SE und den Konzern (…)“. Der Aufsichtsrat hat das gebilligt, es erfolgte wie in solchen Fällen üblich keine Beschlussfassung.

Nach den weiteren, üblichen Formalia übernahm Dr. Christof Nesemeier (Mitglied des Verwaltungsrats und Chief Executive Officer) das Wort.

Herr Nesemeier gab zunächst einen kurzen Überblick über das Geschäftsfeld als Beteiligungsunternehmen. Man habe inzwischen mehrere Beteiligungen an die Börse gebracht. MBB ist selber ein Familienunternehmen, das Management hält wesentliche Anteile.

Die Umsatzentwicklung kann sich sehen lassen:

Von 2011 bis 2021 gab es jeweils gestiegene Umsätze.

Das zeigte sich auch im Aktienkurs: +2.833% in 10 Jahren als Performance für die MBB-Aktie wurden genannt.

Übrigens gab es in dem Zeitraum keine Kapitalerhöhungen: Die Aktienzahl habe sich im Gegenteil durch Aktienrückkäufe sogar leicht verringert. Und es gab Dividenden.

Und was für Beteiligungen hält MBB?

Da geht es in erster Linie um 4 Unternehmen, die für ca. 87% des Umsatzes und ca. 90% des Ebitda (= Ergebnis vor Zinsen; Steuern und Abschreibungen stehen):

Aumann

Delignit

Vorwerk

DTS

Bei zwei der Unternehmen (Friedrich Vorwerk und Aumann) gab es Börsengänge, so dass es da auch andere Aktionäre gibt.

MBB: Das Thema „Nachhaltigkeit“ wurde hier deutlich betont.

Die vier großen Beteiligungen sollen da wichtige Themen abdecken, siehe oben (Energiewende, E-Mobility, IT-Security, ökologische Systemlösungen).

Bei einigen Beteiligungen gab es hingegen auch Umsatzverluste im Jahr 2020, und zwar Pandemiebedingt. Das lag zum Beispiel am zwischenzeitlichen Stillstand in der Automobilindustrie (was Aumann betraf). Und Hanke – die z.B. bedruckte Servietten anbieten – litt natürlich darunter, dass öffentliche Feiern etc. wegen der Pandemielage ausgefallen sind.

Aber in der Summe sieht MBB gute Wachstumsperspektive für die Zeit nach den Pandemie-Einschränkungen.

Insgesamt sah 2020 aber gut aus.

Geplant hatte man mit 8-10% Ebitda-Marge – herausgekommen sind 12,6% Ebitda-Marge (bereinigt).

MBB: Die Bilanz sieht solide aus:

Per Ende 2020 zeigten sich 500 Mio. Euro Eigenkapital, was einer Quote von 62% entsprach. Damit ist das Anlagevermögen (254 Mio. Euro) fast doppelt abgedeckt. Und der Börsengang von Friedrich Vorwerk in 2021 ist da noch nicht mal enthalten.

Deshalb soll die Dividende weiter steigen. Und es soll ein neues Programm zum Rückkauf eigener Aktien geben. Der diesjährige Dividendenvorschlag liegt bei 1,76 Euro je Aktie (siehe unten, da ist jeweils die Dividendenhöhe in Euro-Cents angegeben).

Dann übernahm Dr. Constantin Mang -bisher “Chief Investment Officer (CIO)” und zukünftiger CEO. Er sagt, er habe sich noch nie so sehr auf eine HV von MBB gefreut, weil er der Ansicht ist, dass die „MBB nie mehr Potenzial hatte als heute“.

Dieses Potenzial der MBB steckt in vier Werttreibern, in vier Grundpfeilern.

MBB – diese vier Grundpfeiler sind:

1. Akquisition

2. Add-on Akquisitionen

3. Organisches Wachstum

4. Kapitalmarkt (z.B. Börsengänge)

Heutzutage ein Unternehmen zu kaufen, ist nichts Exotisches, das macht jeder Private Equity Fonds. Aber wir bieten den Unternehmern eine langfristige Perspektive, weil wir keine Wiederveräußerungsabsicht haben.

Klar, wir verwenden Fremdkapital, aber nur in dem Maße, wie es das Geschäftsmodell, das Unternehmen auch verträgt. Wir sind damit kulturell viel näher an den Unternehmen, am Mittelstand, als dies jeder Private Equity Fonds vermag.

Dass das funktioniert, das haben wir bei Friedrich Vorwerk gesehen. Denn für die kam ein Private Equity Fonds nicht in Frage, dafür kamen wir ins Spiel. So ist es uns gelungen, bei Friedrich Vorwerk zu einer sehr günstigen Bewertung einzusteigen. Ich bin davon überzeugt, dass es uns in Zukunft weiterhin gelingen wird, Unternehmen zu kaufen und entsprechend weiterzuentwickeln.

Wir haben dann einen Wettbewerber von Friedrich Vorwerk übernommen. Und Anfang des Jahres haben wir für Vorwerk dann noch ein kleineres Unternehmen hinzugekauft. Genauso wie wir das bei Friedrich Vorwerk vormachen, glauben wir, dass wir das auch bei anderen Unternehmen in unserem Portfolio wie DTS machen.

Und zum Punkt nachhaltiges organisches Wachstum: Wir haben das Glück, dass in allen unseren Tochtergesellschaften gutes Management ist.

Wir von MBB sehen uns als „sparrings-Partner“. Wir haben da ein „Paten-Modell“, das dem Management den Freiraum im Tagesgeschäft lässt.

Und nach dem Börsengang von Friedrich Vorwerk ist unsere Cash-Position weiter gewachsen, auf 511 Mio. Euro Cash (davon 376 Mio. Euro Netto-Cash in der MBB SE). Die Höhe des Eigenkapitals ist auf 773 Mio. Euro bzw. 70% der Bilanzsumme gestiegen zum Ende des 1. Quartals 2021.

Laut Ansicht von Herrn Dr. Mang wird es auch weiter schöne Kaufmöglichkeiten im Sektor des deutschen Mittelstands geben. In den kommenden drei Monaten „werden wir mehr Opportunitäten sehen“. Der Wert der MBB war „wahrscheinlich noch nie so transparent wie heute“.

Unsere drei börsennotierten Beteiligungen sind zusammen 483 Mio. Euro wert. Zusammen mit den 376 Mio. Euro Netto-Cash liegen wir damit schon über unserer Marktkapitalisierung (826 Mio. Euro). Deshalb glaube ich, dass wir gute Chancen haben, den Wert der MBB weiter zu heben.

MBB: Die Generaldebatte

Es folgte das, was ich bei einer HV normalerweise am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen – Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten. Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit weiche ich hier teilweise vom chronologischen Verlauf ab.

Hier war es aber – Stichwort virtuelle Form – etwas anders. Aktionäre konnten nicht während der Veranstaltung Fragen stellen. Das war nur vorab möglich, und diese Fragen sollten nun beantwortet werden.

Dann Frage- und Antwort-Runde:

Aktionär Michael Kuhnert fragte: Warum startet MBB ein Aktienrückkaufprogramm? Natürlich kann sich MBB das leisten, aber gibt es keine anderen Verwendungsmöglichkeiten?

Antwort: Wir haben schon mehrere Aktienrückkauf-Programme gestartet, und das Volumen des neuen Programms ist überschaubar und 99% des Netto-Cash stehen weiter für Investitionen zur Verfügung.

Herr Kuhnert fragt außerdem, ob nicht lieber Aumann-Aktien zurückgekauft werden sollen. Antwort: Wir haben da durchaus aufgestockt. Wir wollen auf keinen Fall „Daytrader“ in den Aktien unserer Mehrheitsbeteiligungen werden. Es geht hier um den Rückkauf von ca. 30.000 Aktien.

Verabschiedet sich die Gesellschaft mit dem Rückkaufprogramm vom Ziel der SDAX-Aufnahme? In unseren Augen ist der Wertzuwachs der Aktie relevant, und wir streben natürlich weiterhin eine SDAX-Aufnahme an.

Frage:

Sind wir vom neuen Lieferkettengesetz betroffen?

Sobald das Gesetz verabschiedet ist, werden wir uns intensiv damit beschäftigen und natürliche alle Auflagen erfüllen. Wir sind der Nachhaltigkeit verpflichtet.

Warum können keine Nachfragen gestellt werden während der HV?

Wenn Sie bei früheren HVs waren, dann werden Sie lebendigen Dialog gesehen haben. Wir haben sehr lange versucht, Präsenz-HV durchzuführen, aber als sich die Pandemie-Lage verstärkt hat, sind wir erst auf virtuelle HV umgestiegen. Und die allermeisten Unternehmen unserer Größe nehmen das Modell, dass keine Rückfragen während der HV erlaubt sind.

Wie hoch war der Aufwand für die Präsenz HV 2019 und virtuelle HV 2020? Und wie hoch der voraussichtliche Aufwand für virtuelle HV 2021? Wie hat sich die Zahl der Teilnehmer entwickelt?

Antwort: 2019: 28.000 Euro, 2020 34.700 Euro, 2021 geschätzt 34.500 Euro, d.h. Vorjahresniveau. Und anders als in der Frage dargestellt, 2020 gab es Präsenz-HV.

2019: 51 Teilnehmer, 2020 34 Teilnehmer, 2021 waren es um 10:30 Uhr 68 Teilnehmer.

Auf welcher Basis wurde der Dividendenvorschlag festgelegt?

Es ist Teil unserer Geschäftspolitik, die Basisdividende Jahr für Jahr zu steigern (was seit 2011 geklappt hat).

Soll es auch zukünftig Online-HV geben?

Präsenz HV mit Ergänzung durch digitale Komponente könnten wir uns vorstellen.

Was sind die Gründe für den Rückzug des CEO?

Das ist eine Sache wie im Sport – es geht darum, eine Mannschaft aufzustellen, welche die größte Chance auf Turniersieg hat. Der eine oder andere ältere, gute Spieler wird dann vielleicht eher Trainer oder so, so haben wir das hier getan.

Hat sich der Markt für Unternehmens-Angebote durch Corona-Krise geändert?

Ja, denn es könnte durchaus eine Welle von Bilanz-Restrukturierungen und Unternehmensverkäufen geben. Und der Preis? Die Preise hängen auch von den monetären und fiskalpolitischen Maßnahmen ab.

Ist in diesem Jahr noch mit einer Übernahme zu rechnen, welche Branchen sind bevorzugt?

Wenn wir das so gut „timen“ könnten, das wäre leichter. Die Ambition ist jedenfalls da, aber zum Zeitpunkt lässt sich nichts sagen. Wir sind in Bezug auf Branchen nicht festgelegt, es kommt auf Unternehmen und Situation an. Wir halten die Liquidität nicht zum Selbstzweck.

Wir mussten letztes Jahr im Konzern ca. 178.000 Euro Negativzinsen zahlen. In diesem Jahr gestiegene Liquidität, deshalb wird das dieses Jahr Richtung 1 Mio. Euro Negativzinsen gehen. Uns ist wichtig, verlässliche Bankpartner zu haben.

Cash ist in wesentlichen Teilen Bankguthaben, kleinerer Teil wird angelegt (ca. 27% per 31.3.2021).

Wie beurteilen Sie die Aktienkursentwicklung?

Über den Kursanstieg freuen wir uns sehr. Das stellt natürlich auch den erfolgreichen Friedrich Vorwerk-Börsengang dar. Da ist aber noch Potenzial drin, so Herr Dr. Mang.

Präsenzquote: Diese lag laut Angaben des Aufsichtsrats bei rund 76,38%.

Die Abstimmungen

Hier die Ergebnisse der Abstimmungen im Überblick: Es gab überall hohe Mehrheiten im Sinne der Verwaltung. Beispiel Beschlussfassung über die Verwendung des Bilanzgewinns – da gab es eine Zustimmung von 99,994%. Die Hauptversammlung wurde gegen 12:10 Uhr geschlossen.

Noch ein paar Anmerkungen zur kulinarischen Seite:

–           (Angesichts des virtuellen Formats ein Strich!)

Mein Fazit:

Die vier großen Beteiligungen der MBB SE sowie deren „Cash“ sind die wichtigsten Aktiva, welche die Marktkapitalisierung aus meiner Sicht bereits mindestens rechtfertigen. Und es gibt noch ein paar kleinere Beteiligungen wie. Der langfristige Ansatz und der inzwischen erreichte Schwerpunkt im Bereich Nachhaltigkeit (Stichwort Friedrich Vorwerk, Energiewende, Wasserstoff etc.)  gefallen mir gut. Die Dividendenhistorie kann sich auch sehen lassen. Negativ hingegen sehe ich, dass der Aktienkurs auf Jahres-Sicht schon deutlich gestiegen ist. Aufgrund der genannten Faktoren ist da meiner Ansicht nach aber noch mehr drin.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.”

– Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort

Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.

Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.

Sie erreichen mich per Email unter doppelterendite@gurupress.de

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