Dividenden intern: Dividende dank Apfelkorn!

Liebe Leserin, lieber Leser,

Dividende dank Apfelkorn? Ja, auch – denn es geht hier um das Unternehmen Berentzen, eine nette eher unbekannte Dividenden-Aktie. Es handelt sich hier um einen aus meiner Sicht recht verlässlichen Dividendenzahler nach dem Motto „getrunken wird immer“.

Ich möchte Ihnen in diesem Beitrag einen Eindruck von der diesjährigen Hauptversammlung (HV) des Unternehmens geben. Ich war dabei und greife auf meine Aufzeichnungen zurück. Die Eröffnung der Veranstaltung erfolgte durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats Uwe Bergmann.

Was er klarstellte: Während der Veranstaltung können Aktionäre/innen keine Fragen stellen. Alle vorab fristgerecht eingereichten Fragen sollen im Verlauf der weiteren HV beantwortet werden. Es sind keine Gegenanträge oder Ergänzungsanträge für die Tagesordnung eingegangen.

Nach den weiteren, üblichen Formalia übernahm Vorstandsmitglied Oliver Schwegmann. das Wort. Er betonte zunächst, dass er bedauert, dass die HV nicht mit Präsenz der Aktionäre/innen stattfinden kann. 

Zitat: Wir wollen das Leben der Menschen mit unseren Produkten bereichern.

Die Bilder von ausgelassen feiernden Menschen in England oder Israel zeigen, dass die Menschen sich nach Geselligkeit sehnen. Wir sind bereit, wenn die Welt nach Corona wieder durchstartet. Der Likörmarkt wächst seit Jahren dynamisch, Ausnahme natürlich Corona.

Die jungen Erwachsenen wollen neue Sorgen – wir haben deshalb „Popcorn“ oder Hanf & Waldmeister oder Yummy Donut.

Und dann „Sneak Preview“: Für die etwas ältere Generation, die aus den vorigen Produkten vielleicht herausgewachsen ist, haben wir „Landlikör“ entwickelt.

Wir machen die Marke Berentzen zu dem, was sie Anfang der 1990er schon mal war: Der Volkswagen unter den Likörmarken.

Puschkin hat den Grundstein für Wodka-Liköre gelegt.

Dann haben wir mit dem „Top-Rapper Samra“ ein Produkt = Gin entwickelt.

Und Mio Mio hat sein Produkt-Portfolio um eine weitere Sorte erweitert – um 0% Zucker, das passt zum Trend etc.

Eine Saftpresse ist nicht gleich eine Saftpresse. Wir investieren auch in Technologie etc. pp.

Mehr Zahlen gab es dann vom Finanzvorstand Ralf Brühöfner, der übernahm:

Die Corona-Pandemie hat deutliche Spuren auch bei Berentzen hinterlassen. Sie war und ist eine Herausforderung für uns als Berentzen. Wir haben uns der Herausforderung gestellt. Wir sind nicht zu Boden gegangen, sondern haben ein vitales Lebenszeichen gesetzt.

Ebit hat sich fast halbiert auf 5,2 Mio. Euro – aber wir blieben profitabel.

Es gab Sparmaßnahmen, weshalb wir den Umsatzrückgang teilweise auffangen konnten.

Was gab es für Sondereffekte? Wir hatten Impairment-Test durchgeführt, der per 31.3.2020 Auswirkungen hatte. Beendigung des Lohnfüllgeschäfts mit Pepsi wirkte sich auch negativ aus.

Hier gab es Probleme mit der Technik – deshalb gab es erstmal eine Pause von 5-10 Minuten. Es ging dann weiter:

Umsatz sank 2020 um 7,6% auf 154,6 Mio. Euro.

Die Entwicklung in den Bereichen war unterschiedlich.

Im Kernbereich war das Umsatzniveau annähernd identisch wie im Geschäftsjahr davor. Bei der Dachmarke Puschkin gab es sogar ein Absatzplus von rund 10%. Und bei Nicht-Alkoholischen: Mio Mio hatte Absatzwachstum von rund 11%. Aber Frischsaftsysteme gingen zurück, auch weil z.B. weniger Fruchtpressen von der Gastronomie nachgefragt wurden.

Und die Finanzlage im Geschäftsjahr 2020?

Die liquiden Mittel sind auf 26,3 Mio. Euro gestiegen. Der Nettomittelzufluss lag bei 4,3 Mio. Euro. Der wesentlichste Grund ist der Zufluss aus dem positiven Konzernergebnis. 

Eigenkapital 47,2 Mio. Euro per Ende 2020 nach 49,2 Mio. Euro per Ende 2019.

Die Bilanz ist ein beruhigend festes Fundament für Krise oder Wachstum. Das war der Blick zurück – und die Zukunft? Wir erwarten in diesem Jahr einen sehr ähnlichen Geschäftsverlauf wie 2020.

Prognose für 2021:

Umsatz von 152 bis 158 Mio. Euro.

Positives Konzern-Ebit von 4 bis 6 Mio. Euro (2020: 5,2 Mio. Euro)

Im schlimmsten Fall werden wir also die 2020er Zahlen etwas unterschreiten.

Dividende für 2020:

Vorschlag 13 Cents je Aktie, das wäre Ausschüttungsquote von 99% und Rendite von 2,3%. Die Aktienkursentwicklung kann uns überhaupt nicht zufriedenstellen. Wir hoffen, dass die Ausgewogenheit unseres Dividendenvorschlags die Zustimmung der Aktionäre/innen findet.

Und das 1. Quartal 2021? Umsätze 31,4 Mio. Euro nach 36,2 Mio. Euro. Hier gab es ja auch „lockdown“ etc. pp., im Vorjahresquartal gab es erst in den letzten Märztagen entsprechende Einschränkungen.

Es gab Verkauf einer ungenutzten Betriebsimmobilie. Dies konnte die insgesamt negative Ertragsentwicklung teilweise abfedern. Ebit sank dennoch um 57,2% auf 0,5 Mio. Euro (nach 1,2 Mio. Euro im Vorjahresquartal). Das Geschäft mit den Spirituosen lief noch am besten, auch wenn es da Rückgänge gab, es fiel z.B. Karneval ja aus.

Immerhin: Profitabel trotz anhaltenden Lockdowns.

Das ist eine Momentaufnahme und das wird nicht so bleiben, wenn die Fortschritte bei der Coronavirus-Pandemie weiter so Fortschritte machen. Wir haben den Mut nicht verloren. Wir haben unser Engagement im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit fortgeführt.

Wie viele Aktionäre haben sich für die HV angemeldet? Antwort: 378 Stück, davon sind im Livestream aktuell 91 Aktionäre/innen. Und wie viele Gäste? Insgesamt 34 Gastkarten, davon 33 im Livestream.

Die Generaldebatte

Es folgte das, was ich bei einer HV normalerweise am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen – Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten. Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit weiche ich hier teilweise vom chronologischen Verlauf ab.

Hier war es aber – Stichwort virtuelle Form – etwas anders. Aktionäre konnten nicht während der Veranstaltung Fragen stellen. Das war nur vorab möglich, und diese Fragen sollten nun beantwortet werden.

Dann Frage- und Antwort-Runde:

Fragen der SdK (Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.) waren unter anderem: Es wurde erwähnt, dass Geschäftsordnung aktualisiert wurde. Was wurde denn aktualisiert?

Seite 154 im Geschäftsbericht, warum wird bei den Kapitalkosten nur mit 1% Wachstum gerechnet? Wie stehen Sie zu der Aufnahme einer Börsennotierung in der Satzung, zur Abwehr von Übernahme und Delisting? Wie hoch ist der Krankenstand, Fluktuation? Bekommen Sie überhaupt genügend Mitarbeiter?

Die Geschäftsordnung wurde insofern aktualisiert, als die ARUG II berücksichtigt werden musste, auch wegen Deutscher Corporate Governance Kodex. Es gab zum Teil sehr detaillierte Anpassungen, auf die wir nicht im Einzelnen eingehen können.

Die 1% Wachstum sind im Sinne einer „ewigen Rente“ berücksichtigt. Das ist angemessen und das wird auch vom Prüfer so gesehen.

Wegen Aufnahme Börsennotierung in der Satzung: Wir konzentrieren uns aufs operative Geschäft und der Aktienbesitz ist ja auch breit gestreut, deshalb haben wir keine solchen Pläne.

Neue Arbeitnehmer/innen finden wir gut – in Einzelfällen ist es manchmal schwieriger, da greifen wir auf professionelle Personaldienstleister zurück. Wir bilden auch selbst aus, am Standort Haselünne 32 Auszubildende, was im Branchenvergleich überdurchschnittlicher Ausbildungsquote entspricht.

Durchschnittsalter ca. 44 Jahre. Wir freuen uns, dass alle beruflichen Altersgruppen so vertreten sind bei der Belegschaft, was gerade für Innovationsentwicklung wichtig ist.

Anmerkung der SdK zum Vergütungssystem: Da ist leider immer noch eine change-of-control-Klausel enthalten. Wir positionieren uns strikt gegen diese Klausel, deshalb stimmen wir bei dem Punkt dagegen.

Warum lassen Sie weder Fragen noch Nachfragen bei der HV zu?

Antwort: Leider geht eine virtuelle HV mit anderen Dingen einher wie eine Präsenz-HV. Im Ergebnis dessen sind wir im Einklang mit dem Gesetz gekommen, dass die Ausgestaltung des Fragerechts nicht nur ausreichend ist, sondern zur Wahrung der Chancengleichheit gegeben ist. Wir hoffen auf eine persönliche Generaldebatte in der Zukunft.

Ende Lohnfüllvertrag mit Pepsi?

Ja, ist erfolgt per 31.12.2020. Es gab aber begrenzte Verlängerung, dem sind wir nachgekommen für drei weitere Minute, aber final zum 31.3.2021 beendet. Was passiert mit den freigewordenen Ressourcen? Wir haben damit begonnen, uns nach neuen Partnerschaften umzusehen.

Das Lohnfüllgeschäft hatte umsatzmäßig bedeutenden Anteil, aber ertragsmäßig wenig. Deshalb wollen wir das nicht mehr um jeden Preis machen, sondern nur noch wenn es ausreichend profitabel ist.

DSW gab eine Anmerkung via Video-Einspielung (wie die SdK). DSW meint, man kann der Verwaltung die Schwierigkeiten 2020 nicht anlasten, da Pandemie-Lage. Wir von der DSW sind Anhänger der Präsenz-HV. Natürlich wäre mehr Partizipationsmöglichkeit für die Aktionäre wünschenswert und sinnvoll. Zum Beispiel Rückfragen live in der Hauptversammlung.

Was ist mit Sinalco? Da lief es wohl nicht so gut.

Ausschank in Gastronomie ging zurück. Wir vermarkten die Produkte der Konzessionsmarke Sinalco hauptsächlich in der Gastronomie, da gab es ja die bekannten temporären „lockdowns“. Wir hatten da Absatzrückgang von 47,8%.

Was hat der Vorstand 2020 verdient? Insgesamt 0,9 Mio. Euro. Was hätte der Vorstand verdient mit dem neuen Vergütungsmodell? Das lässt sich nicht 1:1 zurückrechnen. Deshalb keine genauere Angabe möglich, längere Ausführungen, warum das nicht geht weil Zielerreichungsgrade nicht vergleichbar etc. pp.

Frage: Bekommen Aktionäre eine Flasche als Geschenk zugeschickt? Nein, zu aufwändig, aber bei Präsenz-HV soll es dann ein Gastgeschenk geben.

Was hat die Aufsichtsrätin Frau Bottenbruch getan, um neue Investoren zu gewinnen?

Antwort: Das ist nicht Aufgabe des Aufsichtsrats, sondern des Vorstands, der an Roadshows etc. teilnimmt.

Kurzarbeit? In Deutschland Haselünne 74.000 Euro Kurzarbeitergeld erstattet bekommen. Wir hatten freiwilligen Aufschlag auf Kurzarbeitergeld. In Österreich rund 38.000 Euro Erstattung.

Warum erhöht der Vorstand Vergütung, wo Arbeitsplätze abgebaut werden?

Der Vorstand hat nicht selbst erhöht, das Gehalt wird vom Aufsichtsrat festgelegt. Die Änderung erfolgte bereits im Verlauf des Jahres 2019, als wir auf Wachstumskurs waren und Coronakrise noch nicht absehbar war.

Betriebsbedingte Kündigungen? Im Zuge der Beendigung des Lohnfüllgeschäfts für Pepsi war es leider unvermeidbar, zwei Beschäftigen betriebsbedingte Kündigungen per Ende 2020 auszusprechen, weitere 6 Personen dann zum 31.3.2021. Betriebsbedingte Kündigungen sehen wir stets als allerletztes Mittel.

In Kaufland habe ich erfahren, dass Mio Mio seit Wochen nicht lieferbar ist. Probleme? Nein, nicht Probleme mit Produkt an sich oder mit Lieferung. Wir liefern fristgerecht alle eingehenden Bestellungen. Wir liefern an Zwischenhändler, also nicht an Supermärkte direkt.

Kräuterbraut kam nicht gut an – da planen wir „relaunch“.

Die Abstimmungen

Bei den Abstimmungen gab es keine Überraschungen.

Allen Vorschlägen der Verwaltung wurde mit großer Mehrheit zugestimmt. Die größte Zustimmung gab es zum Dividendenvorschlag (99,15% Ja-Stimmen), die niedrigste bei der Einzelentlastung des Aufsichtsratsmitglieds Herrn van Vlaardingen (74,61% Ja-Stimmen).

Gegen 13:40 Uhr wurde die Veranstaltung beendet.

Präsenzquote: Diese lag laut Angaben des Aufsichtsrats bei 27,76%.

Noch ein paar Anmerkungen zur kulinarischen Seite:

–           (Angesichts des virtuellen Formats ein Strich!)

Mein Fazit:

Ein solides Unternehmen, schönes Geschäftsfeld, mit relativ soliden Bilanzrelationen. Umsatzrückgang und Gewinnrückgang im vorigen Geschäftsjahr waren den Einschränkungen der Coronavirus-Pandemie zu „verdanken“. Aber auch da konnte Berentzen immerhin noch schwarze Zahlen schreiben. Bei der HV hätte ich mir gewünscht, dass es etwas aktionärsfreundlicher läuft im Hinblick darauf, dass z.B. Nachfragen der Aktionäre während der Versammlung möglich sind.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.”

– Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort

Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.

Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.

Sie erreichen mich per Email unter info@gurupress.de

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