Dividenden intern: Allgäu-Aktie im Blick!

Liebe Leserin, lieber Leser,

diesmal möchte ich Ihnen eine Aktie bzw. ein Unternehmen vorstellen, das aktuell noch gar keine Dividende zahlt und deshalb auf den ersten Blick nicht in den Newsletter „Dividenden intern“ passt.

Allerdings sehe ich hier zukünftig durchaus Dividenden-Zahlungen – und da ich das Geschäftsfeld interessant finde und das Unternehmen mir insgesamt gefällt, habe ich an der diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung (HV) des Unternehmens teilgenommen.

Denn diese haben dieses Jahr kräftig investiert, kein Wunder, dass es da keine Dividende gab. Aber wenn die neue Seilbahn nun Umsätze generiert und der Cash Flow fließt, dann können zukünftig auch Dividenden fließen.

Um wen es geht? Die Nebelhornbahn AG!

Ein Nischenwert, gewiss, mit den damit verbundenen Chancen, aber auch Risiken.

Die diesjährige Hauptversammlung fand – wie so viele HVs in dieser Zeit – in virtueller Form statt. Ich möchte hiermit aus meinen Notizen, die ich während der HV angefertigt habe, zitieren und Ihnen damit einen Eindruck von der HV und damit auch vom Unternehmen und der Aktie geben. Ich finde, die Veranstaltung war sehr interessant diesbezüglich. 

Hier mein Bericht für Sie:

Beginn war gegen 11:00 Uhr. Die Eröffnung der Veranstaltung erfolgte durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats. Während der Veranstaltung können Aktionäre/innen keine Fragen stellen. Das war aber wohl vorab möglich. Es sind keine Gegenanträge oder Ergänzungsanträge für die Tagesordnung eingegangen.

Aufsichtsrat erläuterte: Wir sind verhalten optimistisch, dass wir bald starten können. Natürlich gibt es Bremsspuren. Von Abriss bis Neubau liegen wir aber im Plan.

Nach den weiteren, üblichen Formalia übernahm mit Dipl.-Ing. Johannes Krieg einer der beiden Vorstände das Wort. Er wechselte sich mit dem anderen Vorstand Henrik Volpert ab, was einen guten Eindruck machte, da auch der Vortrag von beiden recht lebhaft gestaltet war.

16. März 2020 war der letzte Betriebstag der „alten Nebelhornbahn“.

Sie hat uns über Jahre gut gedient. Das führte natürlich dazu, dass wir in der Sommersaison 2020 null Gäste hatten.

Das hat es wohl auch in der Weltkriegs-Saison so nicht gegeben. Dann begann der Bau der neuen Bahn. Aufgrund der recht guten Wetterverhältnisse konnte der Bau gut voranschreiben.

Es wurden optische Eindrücke gebracht – sprich, Bilder. Beispiel Bergstation -holzdominierende Struktur, lädt zum Verweilen ein. Wir denken an, auch in Zukunft technische Führungen auszuführen, um auch diese „Highlights im Hintergrund“ den Gästen näher zu bringen. 

“Helden der Baustelle”

Die Bauarbeiten wurden auch in der Serie „Helden der Baustelle“ bei Kabel 1 im TV gebracht. (da hieß das Format “Helden der Baustelle”).

Der Vorstand machte Werbung für die neue Bergbahn: Schön in die Natur hinein, man ist gespannt, die neue Bahn erleben zu wollen…und am 8. Mai gibt es die einmalige Gelegenheit, zwei der historischen Nebelhornbahn-Kabinen zu ersteigern (Link dazu soll es auf der Internetseite geben).

Heizbedarf der Talstation soll durch moderne Geothermie gedeckt werden. Es wurde viel mit Holz gearbeitet. Durch die geneigten Bahnstationen wird weniger Energie benötigt, das war eine wichtige Neuentwicklung. Wir sind von Pendelbahn zu Zweiseilbahn gewechselt, was auch weniger Energie benötigt.

Darüber hinaus haben wir auf einen Direktantrieb gesetzt. Es wurden die technischen Leiter gewürdigt. „Es ist wirklich unbeschreiblich“, was diese in 1,5 Jahren trotz aller Herausforderungen geleistet haben. Herzlichen Dank!

Thema Bilanz. Aufgrund des Bilanzverlustes hat sich das Thema Dividende diesmal natürlich erledigt.

Hohe Investitionen im Geschäftsjahr, natürlich Großprojekt Bau neue Nebelhornbahn. Das betrifft nicht nur die Seilbahn, sondern auch das „drumherum“, neues Verwaltungsgebäude, ein Parkdeck, Brücke etc…

Geringere Kosten für Fahrkartendruck, Vorräte für Gastronomie…

2018 gab es Kapitalerhöhung. Inzwischen wurde auch auf Namensaktien umgestellt. Es gab neue Wertpapierkennnummer (WKN), neue Globalurkunde. Umstellung funktionierte reibungslos, nach rund einer Woche ist das Aktienregister nahezu komplett (es fehlt wohl weniger als 1%). Aktienregister wird börsentäglich aktualisiert.

Wir sind auf Betriebsbeginn kommenden Sommer angewiesen. Die Lage nach dem „lockdown“ ist für viele Betriebe dramatisch. Wir bieten beachtlichen Hebel für Wertschöpfung im ländlichen Raum.

 Kaum eine andre Branche wurde durch den „lockdown“ so hart getroffen wie die Tourismusbranche. Es sind gerade Familienbetriebe im Allgäu, die durch das Berufsverbot einen hohen wirtschaftlichen Verlust erlitten haben.

Nach dem aktuellen Sachstand ist ein „lockdown“ bis in den Frühsommer abzusehen. Nach dem Totalverlust der Wintersaison 2020/2021 ist damit die Sommersaison 2021 mit einem großen Fragezeichen zu sehen.

Es gibt Bilanzverlust – deshalb können wir aktuell keine Dividende ausschütten.

Aber das war ja ein kalkulierter Verlust aufgrund des Neubauvorhabens. Wir wollen abstimmen lassen über die Verwendung des Bilanzverlustes, obwohl wir das wahrscheinlich nicht müssten (Bilanzverlust soll vorgetragen werden).

Die Generaldebatte

Es folgte das, was ich bei einer HV normalerweise am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen – Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten. Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit weiche ich hier teilweise vom chronologischen Verlauf ab.

Hier war es aber – Stichwort virtuelle Form – etwas anders. Aktionäre konnten nicht während der Veranstaltung Fragen stellen. Das war nur vorab möglich, und diese Fragen sollten nun beantwortet werden. Es wurden Fragen vorab eingereicht, der Vorstand entscheidet – Aufsichtsrat sagt, wir sollten uns die Zeit nehmen die Fragen angemessen zu beantworten:

Dann Frage- und Antwort-Runde:

Wie schätzt der Vorstand den Ausblick ein?

Antwort: Wir gehen wirtschaftlich gesehen davon aus, dass es keine Öffnung vor dem Hochsommer aus. Doch dann soll die Nachfrage nach Bergen/Allgäu/Natur steigen, normaler bis guter Geschäftsverlauf (ohne dazu nähere Zahlen zu nennen).

Wurde der Budgetplan für den Neubau der Bahn eingehalten?

Antwort: In Summe liegt die Kostenabweichung bei 1,3% gegenüber dem Plan. 45,1 Mio. Euro Kosten für die Seilbahn.

Wie hoch waren die Kosten für die Umstellung auf Namensaktien?

Einmalige Umstellungskosten, jährliche Registerkosten ca. 2.000 Euro. Die Ersparnis für uns ist aber deutlich höher, weil z.B. der Versand für die HV durch uns erledigt werden kann und wir können besser mit Aktionären kommunizieren.

Ab dem kommenden Geschäftsjahr gehen wir davon aus, wieder Gewinne zu erzielen.

Frage: Wer ist Rechtsberater? Antwort: Da wurden mehrere Kanzleien genannt. HV wurde von einer Kanzlei vorbereitet und durchgeführt.

Wie hoch war insgesamt der Aufwand für rechtliche Beratung?

Für Gutachten / rechtliche Beratung ca. 40.000 Euro, für Anwalt/Gericht ebenfalls ca. 40.000 Euro.

Wann sind die Arbeiten fertig?

Schon erfolgt – Sanitäranlagen etc. bis Ende Mai 2021. Wir hätten aber auch ab 26.3. schon Gastbetrieb anbieten können, Gastronomie wäre eigentlich bereit gewesen.

Es waren ja Preiserhöhungen für die neue Seilbahn geplant – hat sich die Planung wegen Corona-Pandemie geändert?

Wir gehen von einer gleichbleibenden bis gestiegenen Nachfrage im Tourismus nach der Pandemie ein: Wir sehen deshalb keinen Grund, unsere Planung/Annahmen zu ändern.

Finanzierung des Geschäfts bis Juli 2021 wurde mit den Banken geklärt. (Und dann fließen die Einnahmen wieder…)

In der vorigen HV wurden drei Säulen der Finanzierung genannt: Staatliche Förderung, neues Eigenkapital, Bankkredite. Wie hoch sind die Kredite?

Über die Kredite für den Neubau hinaus wurden 5,8 Mio. Euro (nicht sicher, ob Nachkommastelle richtig verstanden) Kredite in Anspruch genommen. Wir haben ja auch Ausgaben wie Lawinensicherung etc.

Wie hoch ist die Liquidität?

Wir haben Überbrückungshilfe III beantragt, das ist aber erst ab 26.3. möglich, da erst dann Aufnahme des Betriebs möglich gewesen wäre. Aktuell haben wir ausreichend Liquidität.

Genehmigtes Kapital noch vorhanden – ist weitere Kapitalerhöhung aktuell geplant?

Aktuell nicht! Weiteres bleibt abzuwarten.

Präsenzquote: Diese lag laut Angaben des Aufsichtsrats bei 66,48%.

Die Abstimmungen

Hier gab es angesichts der Beteiligungsverhältnisse keine Überraschungen. Allen Vorschlägen der Verwaltung wurde mit großer Mehrheit zugestimmt. Beispiel  Abstimmung „Entlastung des Vorstands für das Geschäftsjahr 2020“ 99,9% Zustimmung.

Gegen 12:35 Uhr wurde die Veranstaltung beendet.

Noch ein paar Anmerkungen zur kulinarischen Seite:

–           (Angesichts des virtuellen Formats ein Strich!)

Nebelhorn-Aktie – mein Fazit:

Regional verankert (Allgäu) mit einem schönen Produkt: Die Nebelhornbahn sorgt dafür, dass Besucher/innen sowohl im Sommer wie auch im Winter sich vor Ort sportlich betätigen können (oder einfach den Ausblick und/oder Gastronomie genießen). Hier stand ein Großprojekt an: Abriss der alten Nebelhornbahn und Neubau der neuen Nebelhornbahn.

Ich persönlich war überrascht, dass der Kostenrahmen da laut Angaben des Vorstandes nahezu eingehalten wurde: Die Kostenabweichung lag demnach bei 1,3% gegenüber Plan.

Hier hängt jetzt einiges davon ab, wie die Einschränkungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie weitergehen. Der Vorstand geht derzeit davon aus, dass der „lockdown“ bis zum Frühsommer anhält. Ab dem Sommer kann man dann loslegen und die neue Nebelhornbahn kann Umsätze generieren. Ob das so kommen wird, ist derzeit natürlich offen. 

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.”

– Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort

Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.

Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.

Sie erreichen mich per Email unter doppelterendite@gurupress.de

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