Dividenden intern: 50% Dividendenrendite?

Liebe Leserin, lieber Leser,

neulich war ich auf einer Hauptversammlung (HV), bei der über eine Dividende in Höhe von 2,60 Euro je Aktie abgestimmt wurde.

Bereits im Vorjahr hatte es eine üppige Dividende geben. Das Besondere daran: Die Aktie konnten Sie lange Zeit für unter 5 Euro kaufen.

Was ist da los, was ist das für eine mögliche interessante Dividenden-Aktie…

Denn wo sonst finden wir so eine Dividendenrendite?

Es gibt allerdings auch einen größeren Haken, mehr dazu am Ende des Beitrags.

Ich möchte Ihnen zunächst meine Mitschrift von der HV zeigen, die ich live mitgeschrieben habe (deshalb etwas Telegramm-Stil-artig). So können Sie sich Ihr eigenes Bild machen. Also:

Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung (HV) von Leonardo fand – wie relativ wenige HVs in dieser Zeit – mit Präsenz statt, in Bensheim. Hier mein Bericht für Sie:

Gegen 10:00 Uhr eröffnete der Vorsitzende des Aufsichtsrats Michael Kranich die Veranstaltung. Nach den üblichen Formalia folgte der Bericht des Vorstands:

Leonardo Venture Alleinvorstand Herr Langner:

Er berichtete zunächst über den Verkaufsprozess bei der InovisCoat GmbH. Die erste Zahlung war damals nicht bezahlt worden – der Verkauf wurde neu strukturiert und im Mai 2020 wurde der Verkauf dann doch erfolgreich umgesetzt. Die Kaufpreiszahlung erfolgte dann in einer Summe im Mai 2020.

Der Verkaufspreis betrug rund 7,9 Mio. Euro, davon Gewinn ca. 5,3 Mio. Euro.

VRMagic auch “Exit”, Kaufpreis rund 5,75 Mio. Euro. Kaufpreiszahlung erfolgte Ende Mai/Juni 2020, Kaufpreis vollständig bezahlt, abgeschlossen.

Whitebox: Da gab es eigentlich schon Ende 2019 eine Unterzeichnung eines Verkaufsvertrags. Aber, Problem:

Es war eine BaFin Freigabe notwendig (Inhaberkontrollverfahren).

Die Frist zur Umsetzung war eigentlich 30.6.2020, es fehlte aber BaFin Freigabe und Frist wurde bis 30.9.2020 verlängert.

Aber wir hatten den Eindruck, dass der Käufer kein Interesse mehr an Übernahme hatte, die Vereinbarung wurde aufgelöst.

Es gab stattdessen eine Kapitalerhöhung bei Whitebox in Q2 2021. Zugeführte Mittel von rund 8,7 Mio. Euro insgesamt zu Bewertung von ca. 38 Mio. Euro (post-money).

Und Beteiligung Codingpeople?

Voll abgeschrieben – Ende 2020 Liquidation beschlossen und eingeleitet.

Beteiligung Cloudrail

Letzte externe Bewertung (Einstieg INvestoren) 8,0 Mio. Euro.

Kurzfristig kein EXIT angestrebt – da die Gesellschaft nach unserer Einschätzung positive Entwicklung vollziehen wird.

Beteiligung Vinylit:

Starkes Wachstum bei Umsatz, Ebit und Cash Flow in 2020. Ende 2020 Verkaufsprozess eingeleitet. Abschluss Kaufvertrag Mitte Juni 2021.

Wir verkauften für 1,35 Mio. Euro. 1. Kaufpreiszahlung in Höhe von 1,1 Mio. Euro ist am 2. Juli 2021 erfolgt.

Es verbleiben 0,25 Mio. Euro – nach Ablauf der Garantiefrist von 36 Monaten.

Gewinn-und-Verlustrechnung: 180.000 Geschäftsführung fixe Vergütung. Variable Vergütung 250.000 Euro. Provision ME/InoviCoat 100.000 Euro.

Prognose:

Exit whitebox 2022, Cloudrail geplant 2023. Wenn das klappt, dann 2022 Gewinn 1,25 Mio. Euro prognostiziert, 2023 0,8 Mio. Euro Gewinn.

Sonstige betriebliche Aufwendungen Prognose: 2021 300 T Euro, 2022 250 T Euro

Und der innere Wert?

Kontostand heute: 6,22 Mio. Euro.

ggf. Ausschüttung 4,4 Mio. Euro

laufende Kosten 2021: -150 T

Kontostand Prognose Ende 2021: 1,67 Mio. Euro.

Leonardo Venture: Anzahl Aktien: 1.692.175 Stück

Ausschüttung pro Aktie 2,60 Euro.

Prognose Ausschüttung 2022: 0,70 Euro, 2023: 0,55 Euro, 2024: 0,45 Euro

Das bei Wahrscheinlichkeit EXIT Whitebox 75%, Wahrscheinlichkeit EXIT Cloudrail 505.

Unter dieser Wahrscheinlichkeit Summe Ausschüttungen 2021-2024, das wären 4,30 Euro je Aktie und dann sind alle Beteiligungen verkauft.

Zur Tagesordnung: Wenn Ausschüttung wie vorgeschlagen beschlossen wird, soll Ausschüttung am 3. August erfolgen, übrigens aus dem steuerlichen Einlagenkonto.

Danach Verweis des Aufsichtsrats auf seinen schriftlichen Bericht (Aufsichtsrat).

Leonardo Venture: Die Generaldebatte

Es folgte das, was ich bei einer HV normalerweise am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen – Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten. Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit weiche ich hier teilweise vom chronologischen Verlauf ab.

Zur Bilanz – da sehen Ausleihungen 100.000 Euro, an wen und zu welchem Zins?

Und wieso sind die Beteiligungen aufgeteilt auf “Anteile an verbundenen Unternehmen” (ca. 45 T per Ende 2020) und “Beteiligungen” (ca. 625 T).

Für die SdK fragte Volker Graf:

Wie hoch sind die Verlustvorträge?

Und was sind das für Rückstellungen in Höhe von 72,5 T Euro? Bitte um Aufschlüsselung.

Soll Leonardo abgewickelt werden? Weitermachen als Beteiligungsgesellschaft, oder wird Mantel mit Verlustvorträgen verkauft?

Für die DSW fragte Herr Klein:

Er lobte für Durchführung einer Präsenz HV.

Wie hoch ist die genaue Liquidität? Das könnte doch nach Dividendenausschüttung in neue Beteiligungen investiert werden? Gehen Sie auf Suche?

Gibt es Anfragen, wenn ja wieviele, sind Sie in Gesprächen, Herr Langner? Gibt es Größenordnung für neue Beteiligungen?

Thema “Aktientreff” auf der Leonardo-Homepage. Es sind ja Inhaber- und keine Namens-Aktien – wie erfahren Sie, wer Ihre Aktionäre sind?

Soll man nicht auf Namensaktien umstellen, damit man die Aktionäre kennt?

Was ist das für eine Bestellung von Sicherheiten für fremde Verbindlichkeiten in Höhe von 767.500 Euro, worum geht es da?

Wie hoch ist die Gesamtvergütung des Aufsichtsrats?

Gibt es Gespräche des Aufsichtsrats mit Herrn Langner, dass sein Vertrag verlängert wird?

Was ist das für ein “Inhaberkontrollverfahren” bei Whitebox, worum ging es da?

Antworten:

Aufsichtsrat antwortete: Vertrag von Herrn Langner läuft zum Jahresende aus.

Wir sind in Gesprächen und zuversichtlich, dass wir in Q3 Ergebnis haben werden.

Und was die Zukunft von Leonardo betrifft: Letztendlich entscheidet das die Hauptversammlung! Stichwort Mitwirkungsrechte der Aktionäre.

Per Stand heute gibt es keine konkrete Planung.

Wir haben keine Mitarbeiter außer Herrn Langner.

Dann Antworten des Alleinvorstands:

Sonstige Ausleihungen: Gingen an ehemalige Portfoliogesellschaft, 100.000 Euro eines Darlehens wurden nicht mit veräußert, fällig 31.8.2021.

Dieses Darlehen hat Besicherungsmechanismus – wenn nicht bezahlt wird, erhalten wir Anteile. Verzinsung 3,0%.

Ausleihungen waren Gesellschafterdarlehen an Vinylit, das inzwischen inklusive Zinsen zurückgezahlt ist.

Verlustvorträge ca. 8,5 Mio. Euro, bitte nicht auf Cent-Betrag festnageln.

Rückstellungen betreffen ca. 27 T Euro Abschluss & Prüfungen, Rest z.B. für Hauptversammlungen.

Thema Abwicklung: Es gibt noch Garantiesituation Vinylit, die noch ca. 36 Monate läuft, wir haben noch die zu planenden Exits.

Wir hatten wegen Vertragsverlängerung schon konkrete Gespräche, “ich bin dazu bereit” und “ich bin mir sicher, dass wir da eine einvernehmliche Lösung finden werden.”

Wir haben keinen Mietvertrag gekündigt oder die Mitarbeiterin freigesetzt, es geht also weiter…

Präsenz HV ist ein Dauerthema bei allen AGs. Ich teile da die Einschätzung des DSW-Vertreters. Es ist mir wichtig, man bekommt doch deutlich mehr Informationen.

Liquidität: ca. 6,2 Mio. Euro.

Es gibt ca. 100 Ansprachen für Beteiligungen, davon sind aber auch viele Kalt-Ansprachen. Davon prüfen wir ca. 10 näher und 5 intensiver.

Wir haben hohe Ansprüche.

Manche Investments haben Zeithorizont von 7 Jahren, und da müssen wir uns die Frage stellen, ob wir so langen Zeithorizont und so lange ein Risiko eingehen möchten.

Größenordnung, bei denen Vorstand sich wohl fühlt: 250 T bis 350 T Euro, kann im Einzelfall bis 500 T Euro gehen. Wir müssen natürlich auch Diversifikation berücksichtigen.

Es ist ein zeitaufwändiger Prozess, so einen “Exit” auszuführen.

D&O Versicherung hat Deckungssumme von 2 Mio. Euro.

Zum “Aktientreff”-Portal:

Dort kann Kauf oder Verkaufsinteresse bekundet werden. Die Aktionäre können direkt in Kontakt miteinander treten.

In diesen Austausch sind wir nicht eingebunden, wollen und dürfen das auch nicht.

Die Plattform ist zur Kontaktaufnahme, nicht zur Transaktion.

Namensaktien: Wir erfahren unsere Aktionäre auf der Hauptversammlung, da kennen wir inzwischen eine Menge von denen, einige sind seit vielen vielen Jahren mit dabei.

Offen gesagt sehe ich keine Vorteile durch Umstellung auf Namensaktien, das wäre Mehraufwand. Wir stehen Aktionären immer als Ansprechpartner zur Verfügung.

Was die Bürgschaften betrifft: Das ist zugunsten der IC Investment GmbH – damit ist ein Darlehen besichert.

Das ist die Eigentümerin der Standortimmobilie, wo Beteiligungen sitzen, die Immobilie ist ca. 10 Mio. Euro wert. Das hat noch eine Laufzeit bis Mai 2022.

Es hat einen attraktiven Zinssatz von 6%.

Vergütung Aufsichtsrat inkl. Reisekosten ca. 10.500 Euro für Gesamtjahr 2020.

Formal endet der Vorstands-Vortrag 31.12.2021. Bereitschaft ist da.

Inhaberkontroll-Verfahren: Da geht es um Whitebox, das ist Vermögensverwalter, da besteht höhere Treuepflicht. Da gibt es deshalb BaFin relevante Aspekte. Da sollen nur seriöse, zuverlässige, nicht kriminelle Personen agieren. Deshalb, wenn Schwelle von 10% überschritten wird, muss dieses Inhaberkontroll-Verfahren durch BaFin erfolgen. Das wird bis zum “beneficial owner” durchgeprüft, bis zur natürlichen Person, ob da etwas vorgefallen ist, was vertrauenskritisch ist.

Dann fragte Aktionärin Martina Schmitt:

Nach welchen Kriterien gehen Sie Investments vor? Gibt es da ein bestimmtes Thema, oder geht es “nur nach Zahlen”? Sind es nur Start-Ups?

Was ist mit Strafzinsen, da mehrere Mio. Euro auf der Bank?

Antworten: Investitions-Kriterien – es geht darum “Geld zu verdienen”. Schwerpunkt Unternehmen mit Schwerpunkt im Software- (oder auch Hardware-)Bereich.

Wir haben groben Fokus, Industrie Software und Hardware. Wir haben dann ein Bild in der Szene, solche Unternehmen sprechen uns verstärkt an.

Wir investieren im DACH Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz). Von “earlystage startup” bis späteres “private equity”.

Strafzinsen: Leidiges Thema. Unsere Hausbank hat 0,5 bis 0,75% Strafzinsen. Unser Aufsichtsratsmitglied Herr Kranich hat Bank mit “nur” 0,25% Strafzinsen vermittelt. Alternative: Liquidität in großen Aktien “parken” – das wollen wir nicht.

Dann fragte Aktionär Michael Walter auf sympathische Art: Wie ist denn der aktuelle Aktienkurs? Hängt die Verzögerung durch die BaFin mit Geldwäsche-Problem zusammen?

Antwort: Leonardo wird nicht an klassischer Börse gehandelt – es gibt insofern keinen aktuellen Aktienkurs. Bei Valora aktuell 4,80 bis 5,20 Euro Spanne.

Herr Meinhardt ergänzt: Kein Geldkurs, Briefkurs im Bereich 4,60/4,80 Euro.

Zur Frage Inhaberkontroll-Verfahren: Das ist deshalb, weil Whitebox in der Vermögensverwaltung tätig ist. Da spielen sicher Geldwäsche-Aspekte mit rein.

Präsenzquote: Diese lag laut Angaben des Aufsichtsrats bei ca. 48,7% Präsenz

Die Abstimmungen

Die Abstimmungen:

Punkt 3: Feststellung Jahresabschluss

Punkt 4: Verwendung Bilanzgewinn (Ausschüttung von 2,60 Euro je Aktie)

Punkt 5: Entlastung Vorstand

Punkt 6: Entlastung Aufsichtsrat

Punkt 7: Wahl Abschlussprüfer

Abstimmungsergebnisse:

Bei allen Tagesordnungspunkten wurde mehrheitlich im Sinne der Verwaltung abgestimmt! Gegen 11:45 Uhr wurde die Veranstaltung beendet.

Noch ein paar Anmerkungen zur kulinarischen Seite:

  • Nach der HV gab es ein Buffet mit Gemüse, Nudeln, Roastbeef und Salat.

Mein Fazit:

Eine nette Beteiligungsgesellschaft – mit zuletzt ordentlichen “Exits”. Nun soll aber ein großer Teil der erhaltenen Liquidität ausgeschüttet werden = 2,60 Euro je Aktie Dividende. Es bleibt offen, ob nun noch in den nächsten 3 Jahren die restlichen Beteiligungen verkauft werden und es das dann war…

…oder ob neue Beteiligungen eingegangen werden. Leider wird die Aktie an keiner offiziellen Börse gehandelt, Sie können bei der Gesellschaft anfragen, diese vermittelt laut eigener Aussage Kauf- und Verkaufwillige.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.”

– Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort

Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.

Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.

Sie erreichen mich per Email unter info@gurupress.de

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