Lieber Leser,
in diesen Tagen wachsen die Turbulenzen an den Märkten. Das dritte Quartal der Unternehmen endet in der Regel mit dem 30. September. Ab dem 10. Oktober dürfen wir alle mit den ersten Quartalsberichten zum dritten Quartal rechnen – und das wird brisant. Denn das dritte Quartal muss deutlich besser ausfallen als das zweite Quartal ausgefallen ist, weil die Wirtschaft sich langsam wieder nach oben schob.
Jetzt kommt es darauf an, wie gut das dritte Quartal jeweils war. Davon wird auch abhängen, wie stark das vierte Quartal vermutlich wird – und wie damit das Gesamtjahr ausfällt. In wenigen Tagen also fällt im Grunde für die meisten Unternehmen die große Entscheidung.
Ich würde mich allerdings nicht umstandslos auf die scheinbar „besten“ kurzfristigen Unternehmen stürzen – sondern vielmehr die ohnehin stärksten Aktien der Welt darauf prüfen, wie das dritte Quartal gelaufen ist: Die Dividenden-Aristokraten.
Wenn diese Unternehmen sich wie gewohnt besser als der Markt selbst gehalten haben – rein wirtschaftlich -, dann werden die Dividenden-Aristokraten sich auch künftig mit einer besonders guten Nachricht an Sie wenden.
Unternehmen, die seit 100 Jahren und mehr Dividenden an „Sie“ zahlen
Als Aktionär haben Sie ein Recht darauf, an den Unternehmensgewinne – jährlich – beteiligt zu werden. Die Dividenden ist kein „Geschenk“, sondern ein einfacher Anteil an der Geschäftsentwicklung.
Unternehmen, die seit mehr als 100 Jahren Dividenden auszahlen, sind also offensichtlich über viele Jahrzehnte gesund gewesen – und dies über verschiedene Krisen hinweg. Dies sind also Unternehmen, die sowohl in der Internet-Krise im Jahr 2000 oder auch in der Finanzkrise 2008 Geld verdient haben.
Es würde mich wundern, wenn diese Unternehmen sich ausgerechnet in und nach der Corona-Krise erstmalig seit vielen Jahrzehnten nicht in der Lage sahen, Gewinne zu erwirtschaften.
Die Dividenden-Aristokraten
- York Water – das Unternehmen zahlt seit 1816 Dividenden
- Bank of Nova Scotia – dieses Unternehmen zahlt seinen Aktionären seit 1832 Dividenden
- Stanley Black & Decker – der bekannte Konzern, der beispielsweise auch Bohrmaschinen herstellt, zahlt ununterbrochen seit 1877 Dividenden
- Eli Lilly ist ein Pharmaunternehmen – das seit 1885 Dividenden ausschüttet
- General Mills – ein bekannter Lebensmittelkonzern – zahlt seit 1816 Dividenden aus
- Procter & Gamble – das Unternehmen, das praktisch alle wichtigen Haushaltsartikel produziert -, zahlt ununterbrochen seit 1890
- Colgate-Palmolive ist ähnlich aufgestellt wie Procter & Gamble und zahlt seit 1895
- PPG Industries schüttet sei 1899 Dividenden aus
- General Electric – dort werden seit 1899 Dividenden ausgezahlt
- Dupont – dieses bekannte Chemie-Unternehmen beglückt seine Investoren mit Dividenden seit 1908
- Exxon Mobil ist ein Jahrhundert Öl-Unternehmen und zahlt seit 1904
- Schließlich ist auch American Electric Power stark. Ein Versorgungsunternehmen, das seit 1910 Dividenden ausschüttet
Diese Unternehmen sind grundsätzlich für eine Investition interessant – wenn Sie langfristig denken. Bis dato bin ich auch ohne Kenntnis der Quartalszahlen von der Qualität in diesem Geschäftsjahr überzeugt. Der Vorteil dieser Unternehmen liegt darin begründet, dass sie in der Regel Produkte herstellen, die von zahlreichen Kunden unabhängig von wirtschaftlichen Krisen benötigt werden.
Einige der Unternehmen zeige ich Ihnen gerne im langfristigen Chart.
York Water
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
Dividenden-Aristokraten sind langfristig ohnehin die beste Wahl
Ohnehin unterstelle ich, dass die Aristokraten sich auch ohne die Corona-Krise wahrscheinlich ausgesprochen stark entwickelt hätten. Auffallend ist allerdings, dass die meisten dieser Unternehmen sich auch in der Corona-Phase im März nach sehr kurzem Rücksetzer wiederum bestens entwickelt haben.
Auch hier ist der Grund recht einleuchtend: Produkte, die beispielsweise zu Haushaltsgütern rechnen, sind während der Corona-Phase gekauft worden. Procter & Gamble oder Colgate Palmolive sind dauerhaft gerade in solchen Zeiten geschützt, da sie unter anderem auch weltweit ausliefern, womit sich das regionale Risiko noch einmal reduziert.
Auch in Deutschland gibt es zumindest starke Dividenden-Werte, die langjährig die Dividenden erhöht haben
Die deutschen Unternehmen haben bei weitem keine so starke und nachhaltige Dividendengeschichte wie die US-Unternehmen. Dennoch sind zumindest zwei Unternehmen praktisch ähnliche Aristokraten, ohne dass deren Erfolgsgeschichte genauso lang wäre.
- Munich Re ist als Rückversicherer seit mehr als 10 Jahren ein Aristokrat und erhöht die Dividenden. Hintergrund sind die steigenden Prämien, die Munich Re durchsetzen kann, wenn andere Unternehmen in der Krise nachlassen. Gerade die Schäden, die in der Corona-Phase entstehen bzw. entstanden sind, dürften für die Munich Re eine Chance darstellen, die Prämien schon im kommenden Jahr zu erhöhen. Dem Vernehmen nach wird Munich Re in diesem Jahr ein belastetes Ergebnis präsentieren müssen. Tatsächlich aber sind die Zahlen zumindest nicht so schlecht, dass Sie einen Dividendeneinbruch erwarten müssten. Munich Re wird die Prämien gleichfalls erhöhen und zählt daher zu den Favoriten für das kommende Jahr.
- Fresenius Medical Care erhöhte in den vergangenen Jahren fast durchgehend die Dividenden. Kleinere Dividendenabschläge allerdings führten dazu, dass die Aktie nicht als Dividendenaristokrat geführt wird. Dennoch: Langfristig ist auch die FMC in der Lage, die Dividenden weiter zu erhöhen. Die nächste Erhöhung dürfte schon 2021 anstehen können. Aktuell erwarten Analysten eine Erhöhung um 5 % – im Vergleich zu den Zahlungen 2020 (für 2019).
Interessant bleiben aus dieser Perspektive auch die Allianz sowie die Hannover Rück.