Liebe Leser,
die Rohstoff-Branche ist um eine Attraktion reicher geworden: Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Unternehmen. Lange Zeit wehrte ich mich dagegen, diesen Hype mitzumachen.
Öl, Edelmetalle und Co. sind wesentlich nachvollziehbarere Anlageformen. Nun allerdings sind die Wasserstoff-Unternehmen durch mehrere Krisen hindurch offensichtlich weiterhin im Hype. Warum sollten wir uns daran nicht beteiligen?
Der Hintergrund: Die Politik will sich durchsetzen
Der Klimawandel bzw. die Politik gegen den Klimawandel scheinen unumkehrbar. Das Ziel der Politik in verschiedenen Staaten, Regionen bis hin zu einzelnen Kommunen ist die Reduktion von CO-2-Emisssionen, die für den Klimawandel verantwortlich gemacht werden. Die ehrgeizigen Ziele werden fast im Monatsrhythmus noch einmal verschärft.
Dabei hat inzwischen die E-Mobilität im Transportwesen einen Imageschaden – noch weiß niemand, wie weit die Fahrzeuge fahren und wie viel CO-2 für die Produktion der Akkus verschwendet wird. Die Lösung scheint bei weitem nicht mehr die einzige zu sein.
Wasserstoff-basierte Lösungen, hier geht es um „grünen“, d. h. emissionsfrei produzierten Wasserstoff, sind die nächste Hoffnung. Dafür wendet beispielsweise die Bundesregierung bis zum Jahr 2024 meinen Informationen nach 9 Milliarden Euro auf. Weltweit gibt es Kooperationen zum Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur – zuletzt in Schottland für das Unternehmen ITM Power.
Aktuell warne ich noch: Die Unternehmen selbst arbeiten auf keinen Fall wirtschaftlich. Die ersten Gewinne werden erst 2023, eigentlich sogar erst 2024 erwartet. Die Umsätze sind niedrig. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis zahlreicher Unternehmen liegt bei 20 bis mehr als 100. Wir investieren in einen reinen Hoffnungsmarkt. Der aber könnte es in sich haben.
Ein Index zeigt die Chancen
Der Index nennt sich „E-Mobilität Wasserstoff Index“. Er strebt immer neuen Hochs entgegen und umfasst zahlreiche Unternehmen. Sehen Sie sich den Index selbst über den Zeitraum von einem Jahr an.
Index in einem Jahr: Deutlich stärker als der Dax
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
Es ist ersichtlich, dass der Index in einem sehr starken Aufwärtstrendkanal verläuft. Die Kurse sind um mehr als 200 % gestiegen, während der Dax um die 0%-Linie herum läuft. Der Vergleich ist vielleicht nicht ganz fair, da im Dax die größte deutschen Unternehmen versammelt sind.
Zahlreiche Investoren allerdings vergleichen ihre Anlagen mit dem deutschen Premium-Index, so dass dies einen ersten Geschmack über die Chancen ergibt. Die Corona-Krise hatte auch diesen Index erfasst, sodass Sie davon ausgehen müssen, in schwachen Börsenphasen selbst hier nervöse Märkte zu treffen. Wer dies verkraftet, ist in diesem Rohstoff-Segment gut aufgestellt.
Anlage-Chance: Zertifikat
Recht einfach ist es, in diesem Segment mit einem Zertifikat zu investieren. Dabei bieten die Emittenten hier vor allem Hebel-Produkte an. Wenn Sie hier konservativ agieren, bietet sich ein 1:1 Faktor-Zertifikat an.
Beispiel-Zertifikat mit Faktor 1: „Faktor-Zertifikat auf E-Mobilität-Wasserstoff-Index“, ISIN: DE000MC2G7Q8, 1 Monats-Betrachtung
Quelle: www.onvista.de
Allerdings können Sie auch die einzelnen Unternehmen in Ihr Depot aufnehmen. Hier die Gewichtung des Index:
- ITM Power, 26,1 %
- Plug Power 19,1 %
- Ballard Power 15,5 %
- PowerCell 10,00 %
- Nel Asa, 8,8 %
- SFC Energy 5,9 %
- Air Liquide 5,5 %
- Linde 4,8 ‚%
- Hexagon Composites 4,3 %
Die aktuellen Hype-Werte kommen aus dem Wasserstoff-Bereich und umfassen die kleineren Unternehmen. Dies sind ITM Power, Plug Power, Ballard Power oder – aus meiner Sicht – Nel Asa.
Sehen wir uns die Unternehmen an.
Welche Aktie ist am stärksten?
Diese vier Unternehmen sind die aktuell aussichtsreichsten der gesamten Branche. Dabei fällt ein Vergleich recht einfach:
Alle vier Unternehmen verdienen derzeit und auch in den kommenden Jahren zunächst kein Geld im Sinne von Gewinnen. Erst 2024 könnte ein erster Vergleich gezogen werden.
Daher lohnt sich ein Vergleich mit dieser Einschränkung.
Im Vergleich: Plug Power, Ballard Power, ITM Power und Nel Asa
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
1. Plug Power aus den USA ist die aussichtsreichste der Aktien, da das Unternehmen relativ noch wirtschaftlich am besten aufgestellt ist. Plug Power hat durch Kooperationen mit Wasserstoff-Unternehmen (bzw. 2 Übernahmen) eine Lücke im eigenen Portfolio geschlossen. Dies wird dafür sorgen, dass, stimmen die Erwartungen für die künftige Entwicklung, Plug Power ein Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von weniger als 10 bis zum Jahr 2024 erreichen kann. Die Umsätze müssen dafür zwar noch deutlich wachsen, dennoch sind die Visionen diesbezüglich am besten.
Dabei gilt es auch, die technische und die charttechnische Verfassung zu beachten. Aus dieser Sicht ist Plug Power mit Kursen von nunmehr über 13 Euro deutlich im verstärkten charttechnischen Aufwärtstrend. Die Aktie hat damit ein 15 Jahre altes Zwischenhoch übertrumpft und kann frei von Hindernissen weiter nach oben klettern. Das bedeutet, Chartanalysten unterstellen mittlerweile Kurschancen von bis zu 20 Euro – auch in recht kurzfristiger Sicht.
Plug Power dürfte dabei bei etwa 10 Euro recht gut nach unten abgesichert sein. Dies sichert den Wert auch in schwierigeren Phasen, wie es sie im Juli / August in der gesamten Branche gab.
2. Ballard Power dürfte die Nummer zwei der Liste sein. Auch dieses Unternehmen ist mit einem KUV von zumindest 20 aus dieser Sicht deutlich zu teuer. Damit allerdings sind die Bedenken bereits hinreichend formuliert. Besonders stark ist das Unternehmen zuletzt aus einer kleinen charttechnischen Seitwärtsbewegung herausgekommen.
Hintergrund dieser Kursgewinne ist vor allem auf der Unterseite die starke Unterstützung in Höhe von 11,50 bis zu 12 Euro. Solange die Kurse mehrfach an solchen Unterstützungen wieder aufwärts drehen, gehen Chartanalysten von einer dauerhaften Chance auf ein Comeback aus. Genau dies ist Anfang Oktober gelungen.
Das nächste Kursziel zeigt sich demgemäß bei 18,00 bis zu 18,50 Euro. Aus charttechnischer Sicht wäre ein Anstieg auf 20 Euro schon anspruchsvoll. Das kurzfristige Potenzial ist also begrenzt.
Technische Analyse wiederum sind der Meinung, die Aktie sei in einem technischen Aufwärtstrend. Die Aktie hat den GD90, den GD200 und den kurzfristigen GD38 um bis zu 35 % überwunden. Solche GD zeigen an, wie sich der Kurs im Verhältnis zum gleitenden Durchschnittskurs der vergangenen x Tage zeigt. Je höher der Kurs oberhalb dieser GDs notiert, desto stärker ist der jeweilige Aufwärtstrend zu bewerten und umgekehrt. Da der Abstand hoch ist, hat Ballard Power gute Aussichten.
3. ITM Power ist wirtschaftlich betrachtet sehr teuer. Das KUV liegt bei gut 80. Aus charttechnischer und aus technischer Sicht sind die Aussichten besser geworden, weil der Wert immerhin auf mehr als 3 Euro gestiegen ist. Bis zu 4,01 Euro kann es gehen, wenn ITM Power 3,40 / 3,45 Euro überwindet. Die Aussichten sind allerdings schwächer.
4. Nel Asa ist ein fragwürdiger Kandidat. Die Aktie ist durch Kursgewinne bis zu 1,70 Euro wieder im klaren Aufwärtstrend. Dennoch bleibt der US-Partner Nikola eine Baustelle: Hier brachte ein Hedgefonds kürzlich die Frage auf, ob Nikola überhaupt Wasserstoff-LKWs bauen kann – Nel Asa hat einige Aufträge von Nikola. In diesem Sinne ist Nel Asa am fragwürdigsten.
Ich wünsche Ihnen bei der eigenen Zusammenstellung ein gutes Händchen,