Liebe Leser,
in diesen Tagen zeigen sich die Aktienmärkte wieder besonders unschlüssig. Die Debatte zwischen den beiden US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Joe Biden hat die Märkte nicht überzeugt. Schade. Als Rohstoff-Investor jedoch eröffnen sich dieser Tage besondere Chancen. Ich denke beispielsweise auch an Investitionen in „Öl“. Das sogenannte schwarze Gold ist derzeit noch nicht in blendender Verfassung. Das ist insofern eine gute Nachricht, als Sie auf einem recht günstigen Kursniveau zugreifen könnten.
Ölpreise – ohne Kraft?
Zunächst gilt es festzustellen, dass der Ölpreis zumindest rund um die Marke von 40 Dollar je Barrel oszilliert, als herumpendelt. Dazu sollten Sie wissen, dass der Ölpreis so konstant ist wie selten – dies ist zunächst eine starke Nachricht.
Vor gut 16 ½ Jahren, zu Beginn des Jahres 2004, war der Ölpreis zuletzt an zwei Monaten hintereinander in einer Range von etwa 4 Dollar geschwankt. Dies wiederholte sich nun im Sommer 2020. Die Schwankungsbreite ist derzeit zwar wieder etwas größer geworden, aber sehr massiv bewegt sich der Ölpreis aus unserer Sicht jedoch immer noch nicht.
Einige Analysten sehen den Preis „unter Druck“. Dies teile ich nicht. Denn der Ölpreis ist in den vergangenen sechs Monaten deutlich geklettert und fing auch im September schnell die kleine Schwäche wieder auf.
Kurzfristiger Ölpreis: Seitwärtstrend stabil
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
Der Ölpreis ist, wie Sie leicht sehen können, in den vergangenen sechs Monaten deutlich gestiegen. Die vermeintliche Krise des Preises ist zumindest auf recht höherem Niveau bei gut 40 Dollar / Fass etabliert. Die Frage ist letztlich nur, wann der Preis über die Marke von 43 Dollar steigt. Wenn dies gelingt, kann schnell ein Anstieg in Richtung hoher früherer Tops gelingen – jedenfalls charttechnisch betrachtet.
Dies wiederum ist kein charttechnischer Automatismus – sondern auch wirtschaftlich zu begründen. Denn aus wirtschaftlicher Sicht hat Öl gute Aussichten: Die Konjunktur ist nicht glänzend, aber sie läuft langsam wieder an.
Sofern die Wirtschaft angesichts der nächsten Corona-Zahlen nicht wieder schwächer wird – etwa, weil Lockdowns verhängt werden -, besteht noch unweigerlich die Chance auf einen Ausbruch nach oben. Bedenken Sie:
Öl ist derzeit unter dem Eindruck eines Wirtschaftseinbruchs um mehr als 5 % in diesem Jahr zusammengebrochen. Wenn sich in den kommenden Monaten mit Blick auf die immense Verschuldung aller wesentlichen Regierungen die Wirtschaft wieder oder weiter erholt, steigt auch die Nachfrage nach Öl an.
Hier wird es dann auf die Preispolitik der Lieferländer ankommen, unter anderem also auf die „OPEC“, die Organisation erdölexportierender Länder.
Was macht die Opec?
Die Opec hat im Mai die Produktion des Öls gekürzt – und zwar massiv gekürzt. Bis Ende Juli wurden täglich 9,7 Millionen Barrel pro Tag weniger gefördert. Seit Anfang August hat die Opec die Förderkürzung von den genannten 9,7 Millionen Barrel auf nur noch 7,7 Millionen Barrel Kürzung gedrosselt.
Zudem hat Mexiko sich aus der Vereinbarung zurückgezogen. Das Land liefert wieder mehr Öl. Dies sind 100.000 Barrel pro Tag mehr Öl, als dies noch im Juni oder Juli waren. Allerdings hatten sich ohnehin nicht alle Länder an der Förderkürzung beteiligt. Insofern immerhin 94 % die Kürzung mitgetragen haben, ist der Ölpreis bedingt durch diese Kürzung gestiegen.
Kürzung: Fast alle bedeutenden Länder machten mit
Jetzt, nachdem die Kürzungen zurückgenommen wurden, stagniert der Ölpreis also auf höherem Niveau. Daraus eröffnet sich die Überlegung, dass der Preis relativ betrachtet deutlich stabiler ist, als dies anzunehmen war.
Fazit: Deshalb gehe ich davon aus, dass der Ölpreis trotz einiger Förderkürzungs-Rücknahmen nun recht stabil bleibt. Wenn die Konjunktur dann weiter anzieht, kann es für den Ölpreis recht schnell wieder aufwärts gehen.
Langfristig ist der Ölpreis wesentlich zu niedrig
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Achtung: Die Ölpreise sind der wichtigste Parameter für die kommenden Entwicklungen eines Unternehmens wie Royal Dutch Shell.
Die Aktie von Royal Dutch Shell könnte von einer Erholung des Ölpreises profitieren.
Royal Dutch Shell: ISIN – GB00B03MM408
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Die Aktie selbst ist durch zwei Komponenten schwächer geworden. Dies ist wie beschrieben der niedrige und fallende Ölpreis. Auch die Konjunkturerwartungen waren für das Unternehmen nicht erfreulich. Auf der anderen Seite jedoch kommt hinzu, dass die Politik mit der Präferenz für alternative Antriebsenergien den Öl-Unternehmen nicht in die Karten gespielt hat.
Allerdings sind die Hoffnungen an die Alternativ-Energie viel zu groß, um ernsthaft und rasch das Öl gefährden zu können. Öl dürfte als Energieform trotz aller politischen Lippenbekenntnisse immer noch interessant bleiben.
Steigt der Ölpreis (blau), wird auch der Aktienkurs von Shell (grün) wieder steigen
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Davon wird Royal Dutch Shell profitieren. Das Unternehmen weist eine Dividendenrendite (2021) von mehr als 5 % auf. Schon dies wäre ein erstes Argument für den Kauf des Wertes. Zudem ist der Konzern nach operativen Verlusten für das kommende Jahr bereits wieder so gut aufgestellt, dass er einige Milliarden Dollar Gewinn einfahren dürfte.
Die aktuelle Bewertung und die künftigen Gewinne lassen insgesamt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in Höhe von 10 bis 11 im kommenden Jahr vermuten. Auch damit wäre Royal Dutch Shell zu günstig bewertet und eine Investition wert.
Die Prognosen also lauten: Sowohl der Ölpreis wie auch der Kurs für die Royal Dutch Shell (hier die Aktie „B“) dürften wieder steigen.
Aktuell können Sie recht günstig investieren…
Nach unten wäre die Investition zudem gut abgesichert. Der Wert dürfte auf keinen Fall langfristig auf weniger als 10 Euro nach unten sacken. Insofern sind die Aufwärtschancen mit einem Kursziel von 25 Euro und deutlich mehr wesentlich größer als die Risiken, dass die Notierung noch einmal fallen könnte.
Zudem denken Sie bitte an den Ölpreis: In den Wintermonaten ist die Chance auf steigende Ölpreise deutlich größer als im Sommer. Der enge Zusammenhang zwischen den Royal-Dutch-Shell-Kursen und dem Ölpreis zeigt, in welche Richtung es für Öl und die Aktie geht.