Eine neue Studie der PTV Group, durchgeführt im Auftrag der Deutschen Bahn und anderer europäischer Eisenbahnunternehmen, zeigt auf, dass Deutschland seine Strecken für Hochgeschwindigkeitszüge drastisch erweitern muss. Aktuell können ICEs auf vielen Abschnitten nicht einmal die Marke von 200 km/h erreichen – im Vergleich zu den bis zu 300 km/h, die auf den High-Speed-Trassen möglich sind.
Die Autoren der Studie prognostizieren einen Anstieg des deutschen Schnellfahrstreckennetzes von derzeit rund 1.800 Kilometern auf mehr als 6.000 Kilometer bis zum Jahr 2050. Diese massive Erweiterung ist Teil eines EU-Plans zur Förderung des Hochgeschwindigkeitszugverkehrs in ganz Europa.
Der Plan sieht vor, dass sich der Zugverkehr bis 2030 im Vergleich zu 2015 verdoppeln und bis 2050 sogar verdreifachen soll, wie es in der “Sustainable and Smart Mobility Strategy” (Nachhaltige und intelligente Mobilitätsstrategie) der EU heißt.
Bis zum Jahr 2050 sollen alle Metropolregionen Europas mit häufig verkehrenden Hochgeschwindigkeitszügen verbunden sein. Sollte dies Realität werden, würde die Nachfrage nach Zugreisen um neun Prozentpunkte steigen und den Bedarf an Flügen und Autofahrten deutlich reduzieren.
Dies steht im Einklang mit den Klimazielen der EU-Green-Deal-Initiative: Die CO2-Emissionen aus dem Transportbereich sollen bis zum Jahr 2050 um unglaubliche 90% reduziert werden und dabei kommt dem Eisenbahnverkehr eine entscheidende Rolle zu.
Interessanterweise muss Deutschland unter allen EU-Ländern die meisten Kilometer an neuen Strecken bauen – hauptsächlich aufgrund seiner zentralen Lage in Europa. Im Vergleich dazu benötigen Spanien und Frankreich lediglich je etwa weitere 2.000 Kilometer Streckenausbau.
Mit einem ausgebautem Netz könnten Fahrtzeiten massiv verkürzt werden – besonders bei Fahrten nach Ost- und Südosteuropa wird ein großer Fortschritt erwartet: “Die Fahrtzeit von Berlin nach Budapest würde sich mehr als halbieren”, sagt Michael Peterson vom DB-Vorstand Personenfernverkehr.
So könnten Ziele wie Wien oder Berlin genauso schnell erreicht werden wie heute Paris von Frankfurt am Main geht – Vilnius wäre sogar nur noch ein Drittel seiner gegenwärtigen Reisezeit entfernt.