Die Commerzbank sieht sich gezwungen, aufgrund ihrer polnischen Tochtergesellschaft mBank zusätzliche Finanzmittel bereitzustellen. Dies teilte das Frankfurter Finanzinstitut am Freitag mit und führte zu einem Kursrutsch der Aktie sowohl am Freitag als auch am Montag.
Somit muss die mBank 342 Millionen Euro zusätzlich zurücklegen. Insgesamt belaufen sich die Rückstellungen im Zusammenhang mit der Commerzbank-Tochter nun auf 1,7 Milliarden Euro. Die 342 Millionen Euro sollen noch im aktuellen Quartal in der Bilanz erfasst werden.
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Laut Commerzbank ist dieser Anstieg bei den Rückstellungen eine Folge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Mitte Juni hatte der EuGH polnischen Bankkunden unter Umständen einen Entschädigungsanspruch gegenüber ihren Banken zugesprochen.
mBank: Polens Bankensektor durch EuGH-Urteil unter Druck
Polnische Banken müssen nun hohe Rücklagen für rechtliche Risiken von Franken-Krediten bilden. Bereits im letzten Jahr prognostizierten polnische Finanzaufsichtsbehörden Kosten von umgerechnet etwa 22,5 Milliarden Euro für den dortigen Bankensektor infolge eines solchen EuGH-Urteils.
Zahlreiche polnische Geldinstitute hatten über Jahrzehnte hinweg Darlehen in Schweizer Franken vergeben. Niedrigere Zinsen ermöglichten es diesen Instituten, ihre Kredite attraktiver zu gestalten und damit die Nachfrage anzukurbeln. Später stieg jedoch der Franken im Vergleich zum polnischen Zloty stark an, was die monatlichen Kreditraten für die Schuldner in die Höhe trieb. Besonders betroffen war der Immobiliensektor, wo Hypotheken teilweise mehr kosteten als das eigentliche Gebäude.
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Betroffene Kunden werfen unter anderem der mBank unrechtmäßige Vertragsklauseln vor und beschuldigen sie, von diesen teuren Krediten auf Kosten ihrer Kunden profitiert zu haben. Im Juni bestätigte der EuGH diese Vorwürfe gegenüber einem Wettbewerber der mBank durch ein Urteil und verpflichtete dieses Institut zur Rückzahlung sowie einer Entschädigung. Die Commerzbank erwartet dementsprechend eine ähnliche rechtliche Handhabung gegenüber ihrer Tochtergesellschaft.
Commerzbank hält (vorerst) an Jahreszielen fest
Die Commerzbank hält einen signifikanten Mehrheitsanteil an der viertgrößten Universalbank Polens – der mBank. Ursprünglich hatte das Frankfurter Geldhaus geplant, seine Beteiligung am polnischen Unternehmen zu reduzieren; jedoch wurden diese Pläne aufgrund der Corona-Pandemie sowie den damit verbundenen Auswirkungen auf den Kapitalmarkt zurückgestellt.
Trotz dieser juristischen Belastungen durch ihre Tochtergesellschaft hält die Commerzbank weiterhin an ihrem Jahresziel für 2023 fest: Das Konzernergebnis soll im laufenden Jahr deutlich höher ausfallen als 2022. Diese Prognose beruht unter anderem darauf, dass keine weiteren Belastungen aus Polen hinzukommen. Im Moment strebt die Commerzbank außergerichtliche Einigungen mit betroffenen mBank-Kunden an.
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