In der deutschen Autoindustrie sind die Weichen für die Zukunft gestellt. Die deutschen Autobauer sind derzeit stark mit dem Ausbau und der Etablierung der Produktpalette für E-Fahrzeuge beschäftigt. Dabei folgen die Unternehmen dem vorherrschenden Trend. Dies geht einher mit einer tiefgreifenden Umstrukturierung der bestehenden Segmente. Kurzfristig werden sie dadurch stärkerem Gegenwind durch die anhaltende Inflation, Schwierigkeiten in der Lieferkette und Halbleiterknappheit ausgesetzt sein. Langfristig wird sich dieser Umbruch aber auf jeden Fall auszahlen.
Mercedes startet Transformation
Die wohl wichtigste Nachricht der letzten Wochen ist, dass der Mercedes-Benz Konzern seine Unternehmensstruktur ändern will. Mercedes Benz hat kürzlich die neuen langfristigen Ziele des Konzerns vorgestellt. Demnach ist es das Ziel, zur wertvollsten Luxusautomobilmarke der Welt aufzusteigen. Die Produktpalette wird in Zukunft aus einem verbesserten und höherwertigen Produktmix bestehen, mit einem festen Fokus auf 3 Produktkategorien: Top-End-Luxus, Core-Luxus und Entry-Luxus.
Die verstärkte Konzentration auf das Luxusgeschäft folgt der wachsenden Kundennachfrage in diesem Segment. Alle Modelle von der A-Klasse bis zur E-Klasse werden nicht mehr als Kernsegment geführt. Diese Modellgruppe deckt im Wesentlichen den Massenbedarf des Unternehmens ab und wird künftig in die Segmente Entry Luxury und Core Luxury sortiert.
Dementsprechend umfasst das Portfolio im Top-End-Luxussegment alle Fahrzeuge der Marken Mercedes-AMG und Mercedes-Maybach, die Top-End-Modelle von Mercedes EQ, die EQS-Limousine und den EQS-SUV. Die Modelle der Mercedes Benz S- und G-Klasse sowie der GLS, aber auch limitierte Modelle und exklusive Kooperationsfahrzeuge. Die Neupositionierung von Mercedes Benz zielt auf eine strukturell höhere Profitabilität bei geringerer Schwankungsanfälligkeit. Die strategischen Margenziele als Unternehmen im Luxussegment in einem freundlichen Marktumfeld sollen ab Mitte des Jahrzehnts auf rund 14 Prozent angehoben werden.
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Abschied vom V8
Der Plan des Mercedes-Benz Konzerns, ein reines Elektrounternehmen zu werden, gilt auch für die Tochter AMG. Kürzlich hat man ein Konzept für die elektrische Zukunft gezeigt und nun ist offenbar der letzte AMG mit einem reinen Verbrennungsmotor vorgestellt worden. Mit dem limitierten Sondermodell Mercedes-AMG E 63 S Final Edition verabschiedet sich AMG vom reinen Verbrennungsmotor und auch vom V8-Motor.
Die limitierte Version der E-Klasse ist auf 999 Einheiten begrenzt. Sie ist damit der letzte reine Verbrennungsmotor bei AMG. Noch wird die Performance-Palette nicht vollelektrisch sein. Bis dahin wird es noch zahlreiche Hybridmodelle geben. AMG-Modelle wie dieser Mercedes-AMG E 63 sind aufgrund von Umweltauflagen nicht mehr zulässig. Für die Zukunft hat Mercedes bereits Vorsorge getroffen. Es gibt nämlich bereits eine rein elektrische AMG-Version der E-Klasse – der Mercedes-AMG EQE wird bereits Ende 2022 kommen.
Grundsteinlegung für E-Campus
Mercedes-Benz will mit einem Kompetenzcenter für Batterietechnologien die Transformation zur Elektromobilität noch stärker fördern. CEO Ola Källenius hat dazu am Dienstag in Stuttgart die Grundsteinlegung für den sogenannten E-Campus vorgenommen. Im Jahr 2023 wird das Zentrum im Stammwerk in Untertürkheim sukzessive in Betrieb genommen. In dem Zentrum werden die künftigen Generationen von Batterien und Batteriezellen erprobt, sowie weiterentwickelt als auch produziert.
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BMW will unabhängig sein
Auch BMW unternimmt derzeit große Anstrengungen, den Wandel zur E-Mobilität voranzutreiben. Unter den deutschen Fahrzeugherstellern hat BMW mit dem i3 bereits frühzeitig mit vollelektrischen Fahrzeugen begonnen. Auch hier wird die Produktpalette zunehmend erweitert. Neben den Fahrzeugen unternimmt BMW auch große Anstrengungen bei der Entwicklung von Batterien. Zu diesem Zweck wird im Herbst im bayerischen Parsdorf ein Zentrum für die Batteriezellenproduktion eröffnet.
Damit sind die Voraussetzungen für die Inbetriebnahme einer seriennahen Produktionsanlage für Lithium-Ionen-Batteriezellen gegeben. Auf 15.000 Quadratmetern will BMW nun selbst künftige Generationen von Hochleistungsbatteriezellen testen. Auf diese Weise will man sich unabhängiger von der Zulieferindustrie machen. Bislang werden die Batterien für BMW-Fahrzeuge durchweg von externen Zulieferern in den Produktionsprozess eingebracht.
Der Fokus liegt auf der Serienproduzierbarkeit von Batteriezellen und der Regelbetrieb soll im nächsten Jahr aufgenommen werden. Die Investitionen für die erste Ausbaustufe des Kompetenzzentrums für die Batteriezellenfertigung belaufen sich auf 170 Millionen Euro, rund 80 Mitarbeiter werden zunächst am Standort Parsdorf arbeiten.
Schwerpunkt Nachhaltigkeit
Darüber hinaus plant BMW die Einführung eines geschlossenen Recyclingkreislaufs für Elektroauto-Batterien. BMW Brilliance Automotive (BBA), ein Joint Venture in China, hat nach eigenen Angaben erstmals ein geschlossenes Kreislaufsystem für das Recycling der Rohstoffe Nickel, Lithium und Kobalt aus Elektroauto-Batterien eingerichtet. Hierdurch sollen im Vergleich zur Verwendung neu gewonnener Rohstoffe 70 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden.
Zu diesem Zweck arbeitet BBA mit einem lokalen Recyclingunternehmen zusammen, das ausgediente Batterien zunächst demontiert. Darauf in einem speziellen Verfahren einen hohen Anteil der Rohstoffe Nickel, Lithium und Kobalt aus den Batteriezellen zurückgewinnt. Konkrete Angaben zur erreichten Quote und zum verwendeten Recyclingverfahren macht der Automobilkonzern nicht. In der Vergangenheit stammten die Batterien aus Entwicklungsfahrzeugen, Testanlagen und Produktionsschrott, in Zukunft auch aus Altfahrzeugen. Die gewonnenen Rohstoffe werden zur Herstellung neuer Batteriezellen für die BMW Group verwendet.
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