Aktuelles zu Dividenden-Aktien

Liebe Leser/innen,

spannende Zeit derzeit bei zig Dividenden-Aktien. Denn zum einen stehen zahlreiche Hauptversammlungen an bzw. wurden bereits durchgeführt. Und dann veröffentlichen manche Aktiengesellschaften in diesen Tagen ihren Geschäftsbericht 2020. Üblicherweise gibt es wenig später dann die Zahlen für das 1. Quartal 2021, sofern diese nicht bereits veröffentlicht sind.

Die österreichische Dividendenaktie Mayr-Melnhof (ISIN: AT0000938204) litt zuletzt ein wenig unter gestiegenen Preisen für Altpapier. Die Aktie löste sich insofern wenig überraschend etwas vom Jahreshoch (ca. 184 Euro je nach Börsenplatz).

  • Ich erinnere mich noch daran, dass ich im Hinterkopf mir merkte, immer um 100 Euro oder sogar darunter kaufen. Und ich ärgere mich, dass ich das gar nicht befolgt habe.
  • Denn das Unternehmen gefällt mir grundsätzlich,…

es wirkt recht solide und ist in einem greifbaren Geschäftsfeld tätig. Denn es handelt sich hier um einen der großen Hersteller Europas von Kartonagen und Faltschachtelkartons. Der Firmensitz ist Wien.

Es werden Kartons sowohl aus Recycling Fasern als auch aus frischem Zellstoff hergestellt. Kerngeschäftsgebiet sind Österreich und Deutschland, das Unternehmen ist aber auch in den Niederlanden und Slowenien aktiv.

Die Kernaktionärsfamilie hält 57%, so dass da eher keine wilden Übernahmespekulationen zu erwarten sind. Wie in den Vorjahren wurde für 2020 eine Dividende von 3,20 Euro je Aktie ausgeschüttet.

Der Blick in den Geschäftsbericht zeigt, dass bei Mayr-Melnhof die Umsätze 2020 mehr oder weniger bei rund 2,5 Mrd. Euro stagniert haben. Für ein „Corona“ (nicht das Bier) Jahr gar nicht übel, und es zeigt auch das recht stabile Geschäftsfeld. Denn Kartonagen und Faltschachtelkartons werden eben auch in Zeiten der Pandemie benötigt.

Ich möchte die Zahlen aus der GuV (= Gewinn und Verlustrechnung, Konzernebene) etwas aufschlüsseln.

Als Herstellungskosten für die produzierten Produkte wurden 2020 ca. 1,913 Mrd. Euro genannt (Vorjahr: 1,917 Mrd. Euro). Auch das zeigt in Prozenten recht geringe Veränderung.

Und auch bei den Vertriebskosten hieß es mit 244,8 Mio. Euro in etwa: „Auf Vorjahresniveau“, denn das waren ca. 244,4 Mio. Euro. Etwas angestiegen sind indes die Verwaltungskosten (von knapp 139 Mio. Euro auf 158 Mio. Euro). Das betriebliche Ergebnis lag bei ca. 231,4 Mio. Euro (nach ca. 255,3 Mio. Euro).  

Dann werden noch die geleisteten Zinszahlungen und die erhaltenen Zinseinnahmen berücksichtigt, und die Steuerzahlungen. Letztere lagen übrigens sowohl 2020 als auch 2019 bei jeweils rund 60 Mio. Euro – die österreichischen Steuerzahler/innen können sich freuen darüber.

Es blieb unter dem Strich ein den Aktionären des Unternehmens zuzurechnender Gewinn von ca. 161,2 Mio. Euro (nach knapp 190 Mio. Euro 2019).

Insgesamt gibt es 20 Mio. Stück Aktien der Mayr-Melnhof AG.

Hier passt meiner Ansicht nach das Wort „solide“. Auch im Hinblick auf die Bilanzrelationen. Denn per Ende 2020 konnte das Unternehmen den Aktionären zuzurechnendes Eigenkapital in Höhe von ca. 1,54 Mrd. Euro vorweisen, was beachtlichen 64,5% der Bilanzsumme entsprach.

Das Ergebnis je Aktie lag 2020 bei 8,06 Euro je Aktie. Hier wirkte sich die oben genannte gesunkene Profitabilität im Zusammenhang mit gestiegenen Preisen für Altpapier aus. Aber kein Beinbruch, finde ich. 8,06 Euro Gewinn je Aktie und 3,20 Euro Dividende können sich auch beim aktuellen Kurs sehen lassen.

Zum Vergleich: 2019 lag der Gewinn je Aktie bei 9,49 Euro und die Dividende bei ebenfalls 3,20 Euro je Aktie.

Ich halte die Aktie auf dem aktuellen Niveau für eine schöne Depotbeimischung.

Bleiben wir noch in Österreich – und den dortigen Immobilienaktien, die ja normalerweise auch ganz nette Dividendenaktien sind.

Und da geht es aktuell darum, ob Immofinanz die S IMMO übernimmt.

Der Vorstand von S IMMO ist jedenfalls laut öffentlicher Erklärung dagegen. Und hier steht nun eine außerordentliche Hauptversammlung an zu einem spannenden Thema. Denn bei S IMMO gibt es einen Punkt in der Satzung, der einzelnen Aktionären eine Obergrenze für den Stimmrechtsanteil vorschreibt.

Diesen Punkt will Immofinanz – natürlich – aufheben. Doch kommen sie damit durch? S IMMO ist auch da dagegen.

Aber letztlich entscheiden ja die Eigentümer/innen, und das sind bei S IMMO zu einem großen Teil Streubesitz-Aktionäre. Könnte also spannend werden.

Übrigens wirkt es für mich so, als ob die Immofinanz-Manager etwas sauer sind, dass S IMMO sozusagen Gegenwehr leistet. So wurde eine Mitteilung von Immofinanz zur Stellungnahme von S IMMO mit der Überschrift „Zurück zu den Fakten“ betitelt.

Ich zitiere einige Sätze aus der Meldung von Immofinanz dazu:

„Die Argumente der S IMMO im Rahmen der Stellungnahme zum Übernahmeangebot entsprechen nicht den Fakten. Dem Vorstand der S IMMO geht es offenbar um die Abwehr des Übernahmeangebots und dies ist nicht im Interesse der S IMMO-Aktionäre.“

Interessant, dass Immofinanz zu wissen meint, was denn im Interesse der S IMMO Aktionäre liegt. So einfach ist das nämlich nicht. Gewiss, das Immofinanz Gebot für S IMMO (22,25 Euro in bar) soll laut Immofinanz einem Aufschlag von 40,3% auf den 6-Monats-Durchschnittskurs (volumengewichtet) vor der Bekanntgabe der Absicht der Übernahme entsprechen.

Doch S IMMO verweist eben darauf, dass angesichts des Wertes der Immobilien von S IMMO (gemessen z.B. am EPRA NAV) ein höherer Wert gerechtfertigt wäre.

Nun geht es wie oben kurz angerissen also erstmal um die Aufhebung der Obergrenze beim Stimmrecht einzelner Aktionäre.

Auch dazu Klartext von Immofinanz:

„Der Vorstand der S IMMO soll daher nicht länger versuchen, das Angebot zu verhindern, indem er den Hauptversammlungsbeschluss zur Abschaffung des Höchststimmrechts ablehnt.“

Nun, im Sinne einer gelebten Aktionärsdemokratie entscheiden weder die Immofinanz-Vorstände noch die von S IMMO darüber, was die S IMMO Aktionäre mit ihren Aktien tun bzw. wie sie im Hinblick auf die vorgeschlagene Satzungsänderung abstimmen. Denn die Entscheidung liegt ganz allein bei den Eigentümern/innen von S IMMO, und das sind eben die Aktionäre/innen. Wie gesagt, gelebte Aktionärsdemokratie und dann bin ich mal auf die anstehende außerordentliche Hauptversammlung gespannt.

Da das Thema dieses „Newsletters“ grundsätzlich Dividenden sind, hier auch ein Blick auf die Dividenden bei Immofinanz und S IMMO.  

Wie sieht es dazu bei Immofinanz aus, was hat die diesjährige Hauptversammlung (HV) beschlossen bzw. wann soll diese stattfinden? Im Finanzkalender von Immofinanz fand ich dazu nur diese Mitteilung:

„Ein neuer Termin für die 28. ordentliche Hauptversammlung folgt.“

Und weiter:

„Es ist geplant, die Hauptversammlung zu einem Termin nach der Abwicklung des Übernahmeangebots durchzuführen.“

Im Hinblick auf die von Immofinanz verfolgte Übernahme von S IMMO fiel mir auf, dass Immofinanz das sowohl mit dem vorhandenen „Cash“ sowie mit Schulden finanzieren will (also wohl keine Kapitalerhöhung). Der „Fremdfinanzierungsrahmen“ (schöne deutsche Sprache) soll ein Volumen von 0,5 Mrd. Euro haben.

Also dann hat eine Dividendenzahlung dieses Jahr an die eigenen Aktionäre vielleicht nicht gerade Priorität, wenn es um die Aufbringung einer hohen Summe für den Kauf von S IMMO geht. Nun, vielleicht wird das ja gar nichts mit der mehrheitlichen Übernahme, siehe vorige Ausführungen.

Als Dividendenvorschlag soll es dann voraussichtlich 0,55 Euro je Aktie geben – so hieß es jedenfalls von Immofinanz noch im Februar.

Per Ende 2020 nennt Immofinanz eine Eigenkapitalquote von 45,1%. Die durchschnittliche Restlaufzeit der Schulden (Finanzverbindlichkeiten) lag da bei 4,3 Jahren, so Immofinanz. Als durchschnittliche Finanzierungskosten wurden 1,99% genannt.

Bei ca. 19,30 Euro Aktienkurs wären 0,55 Euro Dividende damit rund 2,8%. Ganz ok, nicht gerade berauschend viel. Kurzfristig dürfte es im Hinblick auf die Aktienkurse sowohl von Immofinanz als auch S IMMO wichtiger sein, ob das mit der Übernahme klappt oder eben nicht.

Die außerordentliche HV bei S IMMO soll übrigens in knapp 2 Wochen stattfinden, nämlich am 24. Juni.

S IMMO gibt den Anteil des Streubesitzes („Free Float“ heißt das ja heutzutage eher, ich verwende lieber den deutschen Begriff) mit 57,52% an. Mit anderen Worten: Die Kleinaktionäre/innen haben hier in der Tat ein Wörtchen mitzureden.

Und auch das Stimmverhalten dieser zwei Aktionäre könnte interessant sein. Ich zitiere dazu S IMMO:

„Aggregate Holdings S.A. hat am 10.02.2021 mitgeteilt, dass sie indirekt 10,78 % der Stimmrechte hält.“

Und:

„EUROVEA Services s.r.o. hat am 12.11.2020 mitgeteilt, dass sie indirekt 5,21 % der Stimmrechte hält.“

Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.


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Mit freundlichem Gruß!

Ihr Michael Vaupel

Diplom-Volkswirt / M.A.

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