Achtung: Zinspolitik am Ende?

Liebe Leser,

die Immobilien- und die Aktienmärkte leben unverdrossen von den niedrigen Zinsen, die sich an den Finanzmärkten breit gemacht haben. Fast unbemerkt jedoch könnte diese Zeit bald vorbei sein. Sie werden es dann an den entsprechenden Märkten – leider – feststellen können oder müssen.

Fed will „drosseln“

Die Zinspolitik wird massiv und hauptsächlich von den Zentralbanken beeinflusst. Dabei steuern die Zentralbanken den Zins, den Banken verlangen, auf eine Weise durch den Zins, den sie für Einlagen der Geschäftsbanken zahlen. Aktuell müssen die europäischen Banken 0,5 % dafür entrichten, Geld dort einlegen zu müssen. Dass die Banken dann Sparguthaben nicht üppig belohnen können, ist wirtschaftlich nachvollziehbar.

Die zweite Stellschraube ist die Beeinflussung der Geldmenge. Je mehr Geld im Vergleich zu den produzierten Waren in den Markt kommt, desto weniger ist die einzelne Einheit wert – der Zins passt sich automatisch nach unten an. Dabei setzen die Zentralbanken allerdings auch Benchmarks, in dem sie die Zinsen für die Anleihekäufe bei Staaten und Unternehmen akzeptieren, wie diese sie vorgeben. So kaufen die Zentralbanken Staatsanleihen praktisch für einen Nullzins auf. Dies hat die Zinsen gedrückt.

Nun will die Fed, die US-Zentralbank, die Anleihekäufe möglicherweise reduzieren, also „drosseln“. Das ist eine immense Gefahr für die Zinsen – die werden mit allen Konsequenzen dann steigen. Dies sollten Sie einkalkulieren.

Fed steigt aus der ultralockeren Geldpolitik aus

Die USA sind und bleiben der Anker für die gesamten Finanzmärkte der westlichen Welt. Der Dollar dominiert fast alles und die Maßnahmen bezogen auf den Dollar beeinflussen auch die Stimmung für alle anderen bedeutenden Märkte dieser Welt. Zudem werden die USA etwa für 25 % des weltweiten Konsums verantwortlich gemacht. Wenn die US-amerikanischen privaten Haushalte kein Geld mehr hätten – weil die Kredite ausbleiben -, würde sich dies sofort auch bei uns in der Euro-Zone bemerkbar machen.

Daher können Sie unterstellen, dass die Geldpolitik in den USA die wohl wichtigste Stellschraube für unser aller Vermögen ist. Die Situation dreht sich gerade.

Aktuell keine Änderung

Derzeit wird sich noch nichts ändern, also kurzfristig. Die Fed erwartet eine nur „vorübergehend“ höhere Inflation. Dies begründet sie damit, dass wir eine Ausnahmesituation wegen der hohen Rohstoffpreise und der zum Beispiel daraus resultierenden hohen Chip-Preise erleben. Alles nicht so schlimm?

Die Fed argumentiert desweiteren, dass die US-Wirtschaft ja stark steigt und auf der anderen Seite Corona-Komplikationen das Risiko erhöhen könnten. Bei Lockdowns, so die Übersetzung, wird die Wirtschaft selbstverständlich wieder schwächer. Deshalb wird sich kurzfristig auch an der Zinspolitik sicherlich nicht viel ändern.

Damit aber hat die Fed aktuell alle Möglichkeiten – fast – ausgereizt, um die Wirtschaft noch zu stabilisieren. Das Geld ist derzeit regelrecht in einer Schwemme über die Märkte gelangt und wird daher auch die Inflation weiterhin anheizen.

Dazu folgt gleich eine Bemerkung. Sehen wir uns jedoch an, wie die Fed derzeit ihre eigene Geldpolitik bewertet. Sie wird demnach – kurzfristig – die Geldmenge weiter anheben, die Zinsen niedrig belassen und damit die Inflation anheizen. (Zum Jahresende dann „soll“ sich diese Politik ändern).

Die Fed hat vor einigen Wochen erklärt:

„Der Ausschuss [FOMC] strebt längerfristig eine maximale Beschäftigungs- und Inflationsrate von 2 Prozent an. Da die Inflation dieses längerfristige Ziel dauerhaft unterschritten hat, wird der Ausschuss für einige Zeit eine Inflation von moderat über 2 Prozent anstreben, so dass die Inflation im Zeitverlauf durchschnittlich 2 Prozent beträgt und die längerfristigen Inflationserwartungen bei 2 Prozent fest verankert bleiben. Der Ausschuss erwartet, eine akkommodierende Haltung der Geldpolitik beizubehalten, bis diese Ergebnisse erreicht sind.“

Übersetzt gesagt: die Fed wollte eine Inflationsrate von 2 % herstellen, interpretiert die aktuelle Inflationsrate allerdings so, als sei diese Inflationsrate noch nicht erreicht – auch wenn sie bei 5,4 % liegt.

Fed: Die aktuelle Geldmengen-Politik – Grund für die Inflationsrate auch bei uns

Quelle: shadowstats.com

Sie sehen hier bei den wichtigen Geldmengen etwa M1 – Geld, das kurzfristig auch auf dem Konto über 30 Tage verfügbar ist -, eine wahre Geldmengenexplosion. Dies wiederum sind Daten, die sich auf die niedrigen Zinsen zurückführen lassen – die Menschen nehmen kurzfristige Kredite auf, unter anderem für den Konsum. Gleichzeitig kauft die Fed wie beschrieben massiv Anleihen auf.

Das Ergebnis kann nicht verwundern: 5,4 % Inflationsrate im zweiten Monat hintereinander. Das liegt – aus unserer Sicht – nicht nur an den zufällig hohen Preisen für Rohstoffe, sondern auch an der Geldmenge, die über die Finanzmärkte hereinrauscht – oder wie beurteilen Sie die auffällige Übereinstimmung zu den Daten, die vorliegen?

Zur Erinnerung: Dies sind die inoffiziellen Inflationsraten von shadowStats.com, die sich einfach dadurch auszeichnen, dass die Basis der Berechnung anders als in den offiziellen Inflationsraten nicht verändert wird. Diese Inflationsrate halten wir für sehr realistisch und angemessen.

Realistische Inflationsrate in den USA explodiert

Quelle: shadowstats.com

Status Quo und Ankündigung

Nehmen wir diesen Status Quo, sehen wir zweierlei, das für Sie

  • Die Inflation steigt derzeit deutlich – und hat Auswirkungen bis in unseren Breitengrade hinein. Die Geldmenge ist entscheidend, nicht der reine Rohstoffmangel, der die Probleme nur verschärft.
  • Die Zinspolitik ist der Schlüssel dafür, die Inflation überhaupt reduzieren zu können. Niemand weiß, ob das noch gelingt.

Nun steht die Ankündigung für das Ende dieses Jahres: Die Anleihekäufe sollen gedrosselt werden. Wenn die Zinsen dann etwas steigen, wird das Geldmengenwachstum nicht mehr ganz so stark ausfallen wie bislang. Die Bewertung für Sie:

  • Es kann sein, dass die Inflationsrate wieder etwas sinkt. Doch es ist auf Basis der aktuellen Daten kaum zu erwarten, dass die Preisentwicklung sehr stark sinkt. Bei einer höheren Inflationsrate als 2 bis 2,5 % wird Gold dauerhaft zumindest einen sehr starken Kaufimpuls erwarten. Konkret: Gold ist in einer solchen Situation einer der großen Favoriten. Sie können auch weiterhin Aktien kaufen, die gegen eine inflationäre Entwicklung der Goldmärkte relativ gut schützen.
  • Wenn die Zinsen zu stark steigen sollten, kann es zum regelrechten Crash kommen. Dann sollten Sie schleunigst die Goldbestände massiv erhöhen.

In den kommenden Wochen werden wir mit Blick auf die Fed besonders die Zinsen beachten – dies wird auch Ihre Entscheidungen beeinflussen (müssen).

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