Liebe Leser,
wenn Sie die heutige Aktie des Tages suchen, dann wird die Wahl sicherlich auf Steinhoff fallen. Es sieht katastrophal aus für den Möbelhändler, der tage- und wochenlang immer wieder neu in den Aufwärtsmodus gekommen ist. Nun sind die Notierungen am Donnerstag um einen Betrag von 16,1 % nach unten gesunken. Dies ist ein Abschlag, der seinesgleichen sucht. Dennoch stellen sich Investoren die Frage, ob es möglicherweise lohnenswert ist, dennoch oder gerade deshalb neu zu investieren.
Das sind die Gründe
Der Grund für den Kursabsturz ist recht schnell gefunden. Am Mittag kam es zur Nachricht, wonach das nächste Gerichtsverfahren im Vergleichskampf mit Gläubigern ab dem 22. Januar 2022 stattfinden solle. Diese Meldung ist nichts weniger als ein Hammer.
Die Investoren und wahrscheinlich auch Steinhoff selbst hatten darauf gehofft, dass die fragliche Auseinandersetzung mit Gläubigern schneller getroffen werden kann. Aktuell ist Steinhoff bei den Gläubigern hoch verschuldet. Vor gut einem Monat wollte das Unternehmen mit den Gläubigern darüber verhandeln, dass diese einem Vergleich zustimmen.
Dafür war insgesamt ein Betrag von 1,4 Milliarden Dollar vorgesehen. Offenbar sind nicht alle Gläubiger mit dem Angebot oder der gesamten Vorgehensweise einverstanden. Denn Steinhoff muss sich nun mit neuen Anträgen in Südafrika vor Gericht auseinandersetzen.
Dass der Termin so spät stattfindet, ist doppelt bedeutend. Zum einen wird es auf diese Weise offensichtlich länger dauern, bis überhaupt mit einem endgültigen Ergebnis in der Angelegenheit zu rechnen ist. Bis dahin wissen weder Steinhoff noch die Eigentümer, also Aktionäre, ob es zu einer für dieses Unternehmen sehr bedeutenden Einigung mit Gläubigern kommen wird. Andernfalls droht ein massives kaufmännisches Problem.
Zudem wird es für Steinhoffs Aktionäre und solche, die über einen Kauf nachdenken, durch die überraschende Verschiebung auch einen Stimmungsumschwung geben. Der Aufwärtstrend, der sich zuletzt angedeutet hatte wie auch die relative Stärke in Bezug auf Rücksetzer sind im Grunde Geschichte.
Die Aktie hat damit in den vergangenen beiden Wochen schon mehr als 30 % eingebüßt. Seit Jahresanfang liegt der Titel umgekehrt noch im Plus und konnte mehr als 100 % aufsatteln – schon daran wird sichtbar, wie stark der Markt an sich auf Erholung gesetzt hatte. Die gelingt nun offensichtlich nicht.
Formal ist der Wert kurzfristig nun auch aus technischer Sicht nicht mehr im Aufwärtstrend. Der GD38, der GD50 und auch das kurzfristige Momentum wie die kurzfristige Relative Stärke zeigen mittlerweile die Tendenz zu fallenden Kursen an. Offen ist, ob der Markt sich morgen eines Besseren besinnt – wie so oft bei Steinhoff. Die Chancen haben sich aber nicht verbessert.