Liebe Leser,
was für einen Absturz hat Moderna hinnehmen müssen – die Tagesbilanz von -21 % ist zum Abschluss der vergangenen Woche eine unfassbare Minusleistung. Wir sehen uns den Sachverhalt aus den verschiedensten Gründen voller Interesse an. Erst vor wenigen Stunden noch durften wir annehmen, dass Moderna sich wieder im Aufwärtstrend befindet. Dasselbe galt vor allem für die Aktie von BioNTech. Diese Aktie konnte sich ebenfalls nicht mehr annähernd halten. Bei den Mainzern ging es um fast 22 % nach unten.
Das ist ein Kracher
Tatsächlich ist das ein Kracher, mit dem eigentlich fast niemand rechnen wollte. Beide Aktien haben formal damit auch den Aufwärtstrend verlassen. Was passiert nun in den kommenden Tagen?
Zum ersten: Moderna hat schlicht schlechte Zahlen publizieren müssen. Das Unternehmen hat bekannt gegeben, dass es in diesem Jahr weniger Impfstoffdosen herstellen wird als gedacht. Dies wird den Umsatz in diesem Jahr deutlich niedriger ausfallen lassen als gedacht. Die Auswirkungen auf das Jahresergebnis sind insgesamt noch nicht einmal vollständig absehbar. Dennoch fiel vor allem eine andere Meldung ins Gewicht, die sich auch auf BioNTech ausgewirkt haben dürfte.
Die EMA, dies ist die Zulassungsbehörde der EU, hat nun eine Überprüfung des Impfstoffs von Moderna eingeleitet. Es ging um wenige Fälle des sogenannten Kapillarlecksyndroms bei einigen Personen. Es gibt derzeit keine haltbaren Berichte darüber, dass es einen sachlichen Zusammenhang zwischen der Verimpfung und dem Auftreten des Problems geben könnte. Der Markt zeigte sich allerdings vollkommen verunsichert. Schon gestern ging es teils deutlich bergab. Die Zusammenhänge sind am Ende nicht entscheidend für die weitere Zulassung des Impfstoffs. Dennoch scheinen Bedenken zu herrschen.
Ein weiteres Menetekel löste ausgerechnet Pfizer aus, der Partner von BioNTech. Das Unternehmen hat ein weiteres Medikament vorgestellt, das eine schwere Erkrankung bzw. einen schweren Verlauf nach der Infektion mit einer Wirksamkeit von 89 % verhindern soll. Das ist und wäre Gift für die Impfstoff-Hersteller, vermuten die Börsen offenbar.
Die Angst ist aus inhaltlicher Sicht unbegründet. Die Wirksamkeit auf der einen Seite ist erfreulich. Auf der anderen Seite allerdings sind die Impfstoffe für den weltweiten Einsatz bei (fast) allen Menschen gedacht. Die Impfstoffe sollen allen Menschen einen kostengünstigen Zugang zur Verhinderung eines schweren Verlaufs ermöglichen. Ist es denkbar, dass ein Medikament, das zwischen 500 und 5.000 Dollar kosten soll (gerüchteweise) für ärmere Schichten weltweit eine Alternative darstellen könnte? Das erscheint unplausibel. Insofern auch die Booster-Impfungen anstehen, dürfte zumindest bei BioNTech der Umsatz sogar deutlich höher ausfallen als gedacht, meinen Beobachter. Insofern sind die Kursverluste vom Freitag eine Mischung aus Verunsicherung wegen der EMA-Untersuchung und einer wirtschaftlichen Fehleinschätzung.