Die träumerischen Hoffnungen auf einen bevorstehenden “Zinsgipfel” wurden kürzlich von der Bundesbank zurückgewiesen. Der Chef, Joachim Nagel, warf dieses Bild als “schief” ab und argumentierte, dass es nach dem Erklimmen eines Gipfels oft sofort bergab geht.
Nagel bevorzugte stattdessen einen weniger dramatischen Vergleich: die Reiseflughöhe. Ähnlich wie ein Flugzeug nicht sofort abstürzt, nachdem es seine Reiseflughöhe erreicht hat, wird es auch bei den Zinssätzen nicht sofort eine rasche Abwärtsbewegung geben.
Bezüglich zukünftiger Zinserhöhungen ließ Nagel durchblicken, dass im Juli mit einer weiteren Erhöhung zu rechnen sei. Ob danach weitere Steigerungen erforderlich sein werden oder nicht, hängt von den kommenden Wirtschaftsdaten ab.
Als entscheidend für die geldpolitische Ausrichtung nannte er das Ziel der Inflation auf einem nachhaltigen Niveau von zwei Prozent zu halten. Um dies zu erreichen und beizubehalten, sei ein ausreichend restriktives Zinsniveau notwendig – ein Niveau das wir vielleicht für eine längere Zeit aufrechterhalten müssen.
Er pochte darauf hin, dass am Anfang der Zinserhöhungsperiode vor einem Jahr niemand vorhergesagt hätte, dass der Einlagesatz mehr als drei Prozent in einem Jahr erreichen würde – was dazu führt uns daran zu erinnern wie unvorhersehbar die Finanzmärkte sein können.
Auch die Finanzmarktdaten hätten seinerzeit keine klaren Hinweise darauf gegeben haben sollen; Investoren hätten diesem Leitzinsniveau wahrscheinlich nur eine geringe Wahrscheinlichkeit eingeräumt.
Insgesamt bleibt deutlich in der Botschaft des Bundesbank-Chefs hängen: Die Aussichten auf niedrigere Zinsraten könnten trügerischer sein als viele erwarten würden und er betonte die Notwendigkeit einer vorsichtigen und kontrollierten Annäherung an dieses Thema in den kommenden Monaten.