Es ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Rivalitäten auf globaler Ebene: Airbus und Boeing haben ein Duopol bei Großraumflugzeugen. Da es in diesem Sektor im Grunde keine weiteren Wettbewerber gibt, wäre Oligopol der falsche Begriff. Lange Zeit hatte Boeing die Nase vorn, aber dieses Verhältnis hat sich in den letzten 20 Jahren geändert – insbesondere nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie dürfte sich die neue Ordnung verfestigt haben. Airbus rangiert nicht nur bei den Aufträgen und Auslieferungen vorn, auch am Aktienmarkt scheint der europäische Flugzeugbauer allmählich die Führung zu übernehmen.
Im direkten Vergleich
Für das erste Quartal 2022 meldete Airbus einen Gewinn von 1,26 Milliarden Euro, während Boeing einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro verzeichnete. Der Gesamtumsatz von Airbus betrug 12 Milliarden Euro, während Boeing 13 Milliarden Euro auswies. Die Europäer lieferten 140 Flugzeuge aus und erzielten damit einen Umsatz von 8,5 Milliarden Euro, während Boeing 95 Flugzeuge auslieferte und damit einen Umsatz von 4,2 Milliarden Dollar erzielte.
Airbus ist führend bei Schmalrumpfflugzeugen, aber Boeing holt auf. Die größte Sorge von Boeing dürften die Großraumflugzeuge sein. Die 787 wird immer noch nicht ausgeliefert, und Boeing hat es selbst in der Hand, wann die FAA die Produktion wieder aufnehmen wird. Die Produktion der 777X liegt seit mindestens einem Jahr auf Eis, da sich Zertifizierungsprobleme hinziehen.
An der Börse zeigt ein Blick auf den Aktienkurs seit Jahresbeginn, dass Boeing einen Verlust von 32,27 Prozent erlitten hat, während der Verlust von Airbus nur 3,25 Prozent beträgt. Der große Abstand zwischen den beiden Aktien ist damit fast vollständig aufgeholt worden. Während die Boeing-Aktie derzeit bei 124,70 Euro notiert, liegt der Kurs der Airbus-Aktie bei 112,48 Euro. Vor der Pandemie war eine Boeing-Aktie noch über 150 Euro mehr wert als die von Airbus.
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Airbus auf Rekordjagd
Airbus hat einen soliden Start ins Jahr 2022 hingelegt und will die A320-Produktionsraten erhöhen. Damit wird Boeing noch mehr unter Druck gesetzt. Das Unternehmen bereitet sich darauf vor, die Produktionsziele für ihre meistverkauften A320-Jets zu erhöhen. Zuvor war bekannt geworden, dass der Turbinenlieferant Safran wichtige Verträge mit dem europäischen Flugzeughersteller um 18 Monate verlängert hat.
Airbus-CEO Guillaume Faury bekräftigte die Pläne, die monatliche Produktion der A320-Familie bis zum Sommer 2023 auf 65 Flugzeuge zu erhöhen. Bis Mitte dieses Jahres will der Flugzeughersteller eine Entscheidung darüber treffen, ob er seine Pläne zur Erhöhung der monatlichen Produktion auf 70 Flugzeuge im ersten Quartal 2024 und auf 75 Flugzeuge im Jahr 2025 weiterverfolgt.
Zum 31. März verfügte Airbus über einen Auftragsbestand von 7.023 Flugzeugen. Mit Blick auf die Zukunft bleibt die Prognose für 2022 unverändert. Und das, obwohl das Risikoprofil für den Rest des Jahres aufgrund des komplexen geopolitischen und wirtschaftlichen Umfelds nach wie vor schwierig bleibt. Die aktuelle Prognose für 2022 sieht 720 Verkehrsflugzeuge, ein bereinigtes EBIT von 5,5 Milliarden Euro vor.
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Boeing von Sorgen geplagt
Die Lage bei Boeing ist nach wie vor schwierig, doch das Unternehmen ist zuversichtlich. Die Boeing-Aktie hat sicherlich schon bessere Tage gesehen. Seit März 2021 befindet sich die Aktie in einem stetigen Abwärtstrend. Die kürzlich veröffentlichten Zahlen verdeutlichen die schwierige Lage von Boeing. Das Unternehmen hinkt auch weiterhin hinter seinem Hauptkonkurrenten Airbus hinterher.
Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen einen Verlust von 4,29 Mrd. Dollar. Bei Boeing gibt es nach den schwerwiegenden Problemen mit dem Katastrophenjet 737 Max und der Pandemie nun ausgerechnet auch noch Probleme mit dem 787 Dreamliner. Zwar gibt es für dieses Modell kein Flugverbot wie nach den beiden 737-Max-Abstürzen, aber wegen Qualitätsproblemen bei Kohlefaserbauteilen gibt es seit Monaten einen Lieferstopp.
Boeing hat in den letzten zwei Jahren kaum noch 787 ausgeliefert. In diesem Zeitraum hat das Unternehmen unter Aufsicht der FAA eine lange Liste von Mängeln aufgearbeitet. Den Bann will das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte endlich mit neuen Auslieferungen brechen. Klärungsbedarf hat die FAA allerdings noch. Bei der 787 reicht die Fehlerpalette von Montagefehlern bis zu Materialmängeln.
Noch ist unklar, ob die Ablehnung der Unterlagen den Zeitplan für die Neuzertifizierung erneut verschieben wird. Fluggesellschaften warten nun auf mehr als 100 787, und der Lieferstopp hat Boeing bisher 5,5 Mrd. Dollar gekostet und wirkt sich auch auf andere Programme aus. Boeing hatte den Lieferbeginn der 777-9 ein weiteres Mal von Ende 2023 auf 2025 verschoben.
Positiv zu vermerken ist, dass Norwegian Air Shuttle dem Kauf von 50 Boeing 737 MAX 8 zugestimmt hat. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen Optionen für weitere 30 Flugzeuge zu einem ungenannten Preis gesichert. Damit wird ein Vertragsstreit zwischen den beiden Unternehmen beendet. Das Geschäft ist ein Gewinn für Boeing und bindet den langjährigen Kunden Norwegian an den US-Flugzeughersteller, nachdem die Fluggesellschaft Anfang des Jahres einen Wechsel zum Konkurrenten Airbus in Erwägung gezogen hatte. lesen Sie mehr. Die ersten 50 Flugzeuge werden zwischen 2025 und 2028 ausgeliefert.
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