Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz erreichen mit 132 Millionen Ausfalltagen neuen Höchststand

Psychische Erkrankungen in der Berufswelt sind weiterhin auf dem Vormarsch, wobei die Zahl der krankheits- oder arbeitsunfähigkeitsbedingten Fehltage (AU) im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand von 132 Millionen Tagen erreichte. Dies ist ein Anstieg von mehr als dem Doppelten im Vergleich zu vor 20 Jahren, als nur 61 Millionen Krankheitstage aufgrund psychischer Störungen verzeichnet wurden.

Die Gründe für diesen Anstieg sind vielfältig und reichen von gesellschaftlichen Einflüssen wie den Auswirkungen aktueller Krisen – einschließlich der Covid-19-Pandemie – bis hin zur zunehmenden Offenheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen. Zudem tragen anhaltende Entwicklungen wie Digitalisierung, Dekarbonisierung, demographischer Wandel und chronischer Fachkräftemangel dazu bei, dass die Arbeitsumgebung ständigen Veränderungsdynamiken unterworfen ist. Diese schaffen neue Belastungsanforderungen für die Arbeitnehmer und können ihre psychische Gesundheit beeinträchtigen.

Es gab einen deutlichen Unterschied zwischen Männern und Frauen in Bezug auf AU-Tage wegen psychischen Beschwerden. Die Zahl stieg bei Frauen um 2,7 Prozent auf 77 Millionen Tage an, wogegen sie bei Männern um markante 7,8 Prozent auf 55 Millionen Tage zulegte.

Die durchschnittliche Ausfallzeit beträgt nach wie vor hohe 32 Tage wegen psychischen sowie Verhaltensstörungen. Das sind fast dreimal so viele wie die Ausfalldauer aller diagnostizierten Krankheitsgruppen, die bei elf Tagen liegt.

Besonders auffallend ist auch die hohe Anzahl an Krankheitstagen aufgrund psychischer Erkrankungen in bestimmten Branchen. Dazu gehören der Gesundheitssektor, die öffentliche Verwaltung sowie Schulen und Kitas.

Fast die Hälfte aller vorzeitigen Rentenfälle beruht auf psychischen Belastungen. Dies entspricht einem Anstieg um 14 Prozentpunkte gegenüber 2002. Auch hat der wirtschaftliche Schaden durch psychische und Verhaltensstörungen einen neuen Höchststand erreicht: Die Kosten für Produktionsausfall lagen 2022 bei beachtlichen 17,2 Milliarden Euro, was eine Steigerung von 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert darstellt.

“Die Bundesregierung muss dringend Maßnahmen ergreifen und Ressourcen bereitstellen, um den Teufelskreis aus Überlastung und Personalmangel zu durchbrechen”, so Susanne Ferschl von der Linkspartei. Ihre Partei fordert eine Anti-Stress-Verordnung, flächendeckende Kontrollen des Arbeitsschutzes und Personalbemessungsgrenzen.

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