Trotz eines Rückgangs der Importe aus China in der ersten Jahreshälfte warnt eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) vor voreiligen Entwarnungen hinsichtlich kritischer Abhängigkeiten.
Nach Angaben des IW sind die deutschen Exporte nach China im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,4 Prozent, die Einfuhren sogar um beeindruckende 16,8 Prozent gesunken. Dies resultierte in einer Reduzierung des deutsch-chinesischen Handelsbilanzdefizits auf gerade mal 30 Milliarden Euro – ein deutlicher Unterschied zu den 41 Milliarden Euro des Vorjahres.
Diese bemerkenswerten Zahlen werden jedoch durch Sondereffekte relativiert. So wurden im letzten Jahr ungewöhnlich viele organische Grundstoffe und Chemikalien aus dem asiatischen Giganten importiert – ein Phänomen, das sich nun wieder normalisiert hat. Dies erklärt nach IW-Angaben etwa 86 Prozent des aktuellen Importrückgangs; ohne diesen Sondereffekt wäre der Rückgang nur rund drei Prozent betragen.
Doch was bedeutet dies für Deutschlands möglicherweise kritische Abhängigkeiten von chinesischen Produkten? Die Antwort lautet: Es gibt weiterhin Grund zur Besorgnis. Trotz eines niedrigeren Anteils chinesischer Importe bei etwa 560 von 800 Produktgruppen, zeigt das IW-Monitoring zum De-Risking in Deutschland wenig Anlass zur Entspannung.
Betrachtet man lediglich Industrieprodukte wie Maschinen oder chemische Grundstoffe und legt einen Mindesteinfuhrwert von fünf Millionen Euro zugrunde, zeigt sich nur bei jeder zweiten Produktgruppe ein tatsächlicher Rückgang. Noch beunruhigender ist, dass weniger als fünf Prozent dieser industriekritischen Produktgruppen starke Rückgänge von mehr als 20 Prozentpunkten verzeichnen.
“Deutschland hat beim De-Risking von China noch einen langen Weg vor sich”, warnt IW-China-Experte Jürgen Matthes. Er fordert für die Einschätzung der Abhängigkeitsrisiken ein genaueres Monitoring und betont die Verantwortung der Bundesregierung, im Rahmen ihrer China-Strategie die nötigen Mittel bereitzustellen.