Chinas Wirtschaft erholt sich laut Ex-IWF-Chefökonom Rajan nicht schnell, ohne politische Reformen

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  • Beitrag veröffentlicht:23. August 2023
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Erholung der chinesischen Wirtschaft: Raghuram Rajan sieht Herausforderungen voraus

Der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Raghuram Rajan, hat Zweifel an einer schnellen Erholung der chinesischen Wirtschaft. In einem Interview mit “Die Zeit” äußerte er die Ansicht, dass das traditionelle, exportorientierte chinesische Wachstumsmodell am Ende seiner Kapazitäten angelangt sei.

China setzte bislang stark auf den Exportsektor und auf Investitionen in Infrastruktur. Nach Rajans Meinung ist diese Strategie jedoch nicht mehr zukunftsfähig. Der industrielle Westen werde zunehmend zurückhaltender gegenüber Importen aus China und in Sachen Infrastruktur habe das Land bereits massiv investiert.

“Auf der Infrastrukturseite haben sie jetzt sämtliche Straßen und Hochgeschwindigkeitszüge gebaut, die sie in nächster Zeit gebrauchen können. Also was jetzt?”, fragt der Ökonom provokant. Seiner Ansicht nach sollte sich China nun stärker auf den Ausbau des Dienstleistungssektors konzentrieren und dabei Schwerpunkte wie Forschung, Design und Innovation setzen.

Allerdings sieht Rajan strukturelle Probleme: Das kommunistische Regime stehe Veränderungen im Weg. Es schaffe ein unfreies System geprägt von Denkverboten und starren Zielvorgaben.

Der Ökonom kritisierte zudem die Bundesregierung für ihre Entscheidung, internationaler Chiphersteller mit zweistelligen Milliardensubvention zu locken: “Diese Art von Industriepolitik schafft eine Oase von sehr gut bezahlten Fachkräften um die Fabrik.” Er hinterfragte allerdings den Nutzen dieser Investition für Deutschland insgesamt.

“Ehrlich gesagt ist es nicht einmal klar, ob eine solche Ansiedlung durch US-amerikanische oder taiwanesische Konzerne tatsächlich die Versorgungssicherheit mit Chips in Deutschland garantiert”, gab Rajan zu bedenken.

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