Der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Karl Haeusgen, äußerte sich zuversichtlich über die Zukunft Deutschlands als Wirtschaftsstandort – trotz der jüngsten Konjunkturflaute. In einem Interview mit der “Welt” zeigte er sich unbeeindruckt von den derzeitigen wirtschaftlichen Problemen des Landes und bezeichnete die Sorgen als “übertrieben”.
Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts stagnierte das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal. Dennoch bleibt Haeusgen optimistisch: Eine Deindustrialisierung Deutschlands könne er nicht erkennen. Er hob hervor, dass Deutschland mit seiner rechtlichen Sicherheit, guten Infrastruktur und dualen Ausbildungssystem weiterhin attraktiv für ausländische Unternehmen sei.
Es gibt jedoch auch Herausforderungen: Haeusgen kritisierte vor allem die hohe Bürokratie in Deutschland, einen Mangel an Fachkräften und hohe Energiekosten. Ebenso äußerte er Sorge über den Aufstieg der AfD, da dies negative Auswirkungen auf den Standort Deutschland haben könnte.
Haeusgen sprach sich auch für neue Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Ländern in Südamerika sowie Indonesien aus. Dabei warnte er davor, diese Abkommen mit politischen Fragen zu verknüpfen.
Er argumentierte gegen eine Kritik an Brasilien und anderen Ländern während eines Gipfels zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur im Juli wegen ihrer fehlenden Kritik am russisch-ukrainischen Konflikt: “Für Brasilien ist dieser Krieg weit entfernt”, so Haeusgen. Deshalb sollte dieser nicht zentraler Bestandteil eines Handelsabkommens sein.
Schließlich warf Haeusgen Brüssel Arroganz vor: Die EU solle von ihrem hohen Ross heruntersteigen und Entwicklungsländern auf Augenhöhe begegnen – statt ständig ihre moralischen Vorstellungen zu präsentieren.