Die Voraussetzungen für das Börsenjahr 2023 hätten kaum schlechter sein können. Ein steigender Zins traf auf die sich abkühlende Konjunktur und vorlaufende Wirtschaftsindikatoren lieferten bes- tenfalls ein gemischtes Bild. Dementsprechend vorsichtig fielen auch die Unternehmensprognosen aus – einige Unternehmen wagten nicht einmal eine. Mittlerweile hat sich der Nebel ein wenig gelichtet und es zeigt sich in diversen Branchen, dass die Angst vor einer starken Konjunktureintrübung zu groß war. Zwar ist die Weltwirtschaft mit Blick auf die weiter steigenden Zinsen nicht „über den Berg“, doch eine harte Landung erscheint zunehmend unwahrscheinlich.
Die Börse hat diese Entwicklung bereits eingepreist. Die US-Technologiebörse steht aktuell über 30% im Plus, der marktbreite S&P 500 etwa 18%. Wer hätte diese Entwicklung zu Jahresbeginn erwartet?
Die Analysten nicht. Selbst bekannte Bullen sahen ein maximales Potenzial von 10% – und das auf Jahressicht. Erst als die Indizes bereits weit im Plus standen, wurden deren Erwartungen an das Börsenjahr 2023 nach oben geschraubt. Wie so oft gingen die Prognosen der Analysten eher mit den Indizes, als dass sie einen wirklichen Prognose-Charakter hatten.
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Inzwischen verharren viele Prognosen auf dem erreichten Niveau. Bedeutet dies, dass die zweite Jahreshälfte eine Nullrunde wird? Das wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Es ist Be- richtssaison und viele Zauderer vom Jahresbeginn sind den Investoren zur Rechenschaft verpflich- tet. Anleger wollen wissen wie sich das jeweilige Unternehmen entwickelt hat und was in der zweiten Jahreshälfte noch zu erwarten ist.
Schon in dieser Woche berichten 160 der 500 S&P Unternehmen. Wahrscheinlich wird sich also in den kommenden Tagen zeigen ob die Kursaufschläge gerechtfertigt waren oder nicht. Besondere Gefahr für einen Rücksetzer geht dabei von den Index-Schwergewichten aus. Denn diese sind maß- geblich für die Zugewinne der ersten 7 Monate verantwortlich. Überzeugen die Großen, werden die Investoren den nie da gewesenen großen Abschlag zu den börsengelisteten Mittel- und Kleinunter- nehmen verringern und die Privatanleger werden sich über Kursgewinne auf breiter Front freuen. Ana- lysten werden dann erneut aktiv und ihre Index-Prognosen abermals nach oben korrigieren müssen.
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